Gesundheitspolitik

DrEd kritisiert Koalitionspläne

Union und SPD wollen in Deutschland keine Online-Rezepte

BERLIN (jz) | Die virtuelle Arztpraxis DrEd wirft CDU/CSU und SPD vor, „ohne Not“ die Einlösung online ausgestellter Rezepte verbieten zu wollen. „Ohne jede Evidenz auf Basis reiner Vermutungen behaupten Politiker und Lobbyisten in Deutschland, die telemedizinische Diagnose berge unkontrollierbare Risiken“, kritisiert die in London ansässige Online-Arztpraxis.

Im Entwurf der AG Gesundheit für den Koalitionsvertrag verweisen Union und SPD auf das Risiko von Fehldiagnosen – in einer Großen Koalition wollen sie daher klarstellen, dass ein direkter Arzt-Patienten-Kontakt Voraussetzung für die Erstverschreibung von Arzneimitteln sein muss. DrEd hält dem entgegen, in der Schweiz seien seit 1999 und in Großbritannien seit 2005 bereits „mehrere hunderttausend Patienten komplikationsfrei telemedizinisch diagnostiziert und behandelt worden“. Warum deutsche Patienten weniger geeignet sein sollten, Telemedizin erfolgreich zu nutzen, bleibe daher offen. Die eigene Erfahrung mit deutschen Patienten zeige vielmehr, dass diese die Telemedizin mit der notwendigen Eigenverantwortung als willkommene Ergänzung der Gesundheitsversorgung verstünden.

Die virtuelle Arztpraxis äußert zudem europarechtliche Bedenken: Es sei fraglich, ob ein solches Verbot überhaupt zulässig wäre. Auch könnte die Bundesregierung nur inländischen Apotheken die Einlösung der Rezepte untersagen, nicht jedoch Apotheken anderer EU-Staaten. Die Folge: „Dadurch werden die deutschen Patienten von ihren lokalen Apotheken abgeschnitten und zu Apotheken in anderen EU-Staaten gedrängt.“ Auch die deutsche Ärzteschaft wäre betroffen – sie werde damit von europäischen Perspektiven der Telemedizin abgeschnitten, so DrEd. 

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