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Arzneimittel und Therapie
Antidepressiva reduzieren Spermienqualität
Sexuelle Funktionsstörungen bei Männern, wie erektile Dysfunktion und verminderte Libido, sind nach Anwendung von Citalopram/Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin und Sertralin als Antidepressiva vom Typ der selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (SSRI) seit längerer Zeit bekannt. Auch eine mögliche Auswirkung auf die Spermienqualität stand in jüngster Zeit im Fokus des medizinischen Interesses. 2010 zeigten Ärzte der Cornell University in New York in einer prospektiven Studie an 35 Männern, dass eine vierwöchige Einnahme von Paroxetin in 30% aller Spermien zu DNA-Fragmentierungen, also zu Brüchen in der chromosomalen DNA der Spermien führt [1]. Eine verringerte DNA-Integrität kann sich auch auf die Fruchtbarkeit der Betroffenen auswirken, wobei dies beim Menschen bisher nicht beobachtet wurde. Im letzten Jahr erweiterte die Pharmakovigilanz-Arbeitsgruppe (PhVWP) der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) diesen Effekt auf die gesamte SSRI-Gruppe, nachdem tierexperimentelle Fertilitätsstudien eine Beeinträchtigung der Spermienqualität bei Anwendung verschiedenster Wirkstoffe dieser Arzneimittelklasse zeigten. Auch Einzelfallberichte beim Menschen bestätigten diesen Verdacht in Zusammenhang mit SSRI, jedoch zeigte sich dieser Effekt nach Absetzen der Medikation als reversibel. Aufgrund der Datenlage ging das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) der Empfehlung der PhVWP nach und leitete ein Stufenplanverfahren für alle SSRI-haltigen Arzneimittel ein [2]. Die Hersteller werden nun aufgefordert, den entsprechenden Warnhinweis in den Fach- und Gebrauchsinformationen zu ergänzen. Darin wird über eine mögliche reversible Beeinträchtigung der Spermienqualität informiert, die bei Einnahme der Medikamente auftreten kann. Für die betroffenen Arzneimittel ist das Inverkehrbringen ab dem 1. Juli 2013 dementsprechend nur noch mit Produktinformationen zulässig, die die notwendigen Änderungen und Ergänzungen vollständig enthalten.
Quelle[1] Tanrikut C et al. Adverse effect of paroxetine on sperm. Fertility and sterility (2010): 1021 – 1026.[2] ww.bfarm.de/DE/Pharmakovigilanz/risikoinfo/stufenplanverf/Liste/stp-ssri-spermienqualitaet.html
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