Arzneimittel und Therapie

Interdisziplinär gegen Langzeitschäden

Bei Patienten mit Hautkrankheiten können auch die Augen betroffen sein. Andererseits sind relativ unspezifische Augensymptome manchmal ein erster Hinweis auf eine noch undiagnostizierte dermatologische Erkrankung. Diese Zusammenhänge zu kennen, ist wichtig: Die rechtzeitige Therapie beim Haut- bzw. Augenarzt kann den Patienten vor weitreichenden Komplikationen schützen.

Bei Herpes zoster (Gürtelrose) zählt der Zoster ophthalmicus zu den wichtigen Komplikationen. Er führt zur Entzündung von Bindehaut, Sklera, Iris und Hornhaut bis hin zur Augenmuskellähmung. Ursache ist die Ausbreitung des Varicella-Zoster-Virus über den Nervus nasociliaris in Richtung Auge. Während eine Gürtelrose meist narbenlos abheilt, können am Auge erhebliche Schäden entstehen. Betroffene sollten daher unbedingt einem Augenarzt vorgestellt werden, betonte OA Prof. Dr. med. Martin Schaller von der Hautklinik der Universität Tübingen in einem Vortrag auf der Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft in Dresden.

Unauffällige Symptome

Beim selten vorkommenden, erblichen Pseudoxanthoma elasticum (Grönblad-Strandberg-Syndrom) sind die elastischen Fasern des Bindegewebes betroffen. Es kann sich daher am Auge, an der Haut sowie an den Blutgefäßen manifestieren. Wie Schaller erläuterte, hat der Patient am Auge meistens über gewisse Zeit kaum Symptome und an der Haut höchstens kosmetisch störende Veränderungen, die ihn dann in die dermatologische Praxis führen. Bei diesen Patienten müssen neben den Augen auch die Gefäße regelmäßig kontrolliert werden. Auch bei den Neurofibromatosen, die zu den neurokutanen Erkrankungen (Phakomatosen) zählen, kann der Augenarzt bei der Diagnose weiterhelfen, wenn die Hautsymptome nicht eindeutig sind.

Augenprobleme ansprechen

Beim schweren atopischen Ekzem wird besonders bei langjähriger Krankheitsdauer zu selten an eine Augenbeteiligung gedacht, erläuterte Schaller. Doch bei bis zu 25% der Patienten entwickeln schon zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr Katarakte (Grauer Star), weshalb eine Kontrolle beim Augenarzt wichtig sei. Katarakte zählen außerdem zu den Nebenwirkungen von Corticosteroiden. Innerhalb von zwei bis acht Wochen nach Therapiebeginn kann sich – selbst bei niedrigen Dosen – ein Sekundärglaukom entwickeln, das allerdings nach Absetzen der Steroide reversibel ist.

Rosazea als interdisziplinäre Herausforderung

Die Rosazea ist eine entzündliche, hauptsächlich das Gesicht betreffende Dermatose, die bevorzugt bei Erwachsenen auftritt, sich aber auch schon im Kindesalter manifestieren kann. Circa 30 bis 50% der Patienten mit kutaner Rosazea entwickeln zusätzlich eine Augenbeteiligung (Ophthalmorosazea). Die häufigsten Symptome sind Fremdkörpergefühl, trockene, brennende oder tränende Augen, sowie ein geröteter Lidrand, die aus einer Lidrandentzündung (Blepharitis) resultieren. Augenbeteiligungen werden bei der Rosazea oft übersehen, da sie über Jahre auch getrennt von den Hautsymptomen auftreten können. Da neben einer Blepharitis auch eine konjunktivale Hyperämie, Neovaskularisation und Keratitis (die zur Erblindung führen können) häufig auftreten, ist es besonders wichtig, dass sowohl Haut- als auch Augenarzt an der Therapie beteiligt sind. Bei leichter Augenbeteiligung genügt eine Lidrandhygiene und eine Behandlung mit Tränenersatzmitteln, erläuterte Schaller. Falls dies nicht ausreicht, müsse der Patient systemisch behandelt werden, z. B. mit Doxycyclin (40 bis 100 mg/d über mindestens sechs Monate). Auch Minocyclin, Isotretinoin und Steroide kommen zum Einsatz.


Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

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