- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 32/2013
- Ingenolmebutat bei ...
Arzneimittel und Therapie
Ingenolmebutat bei aktinischer Keratose
Langzeit-Effektivität bei kurzer Anwendungsdauer
Da Ingenolmebutat in Europa erst seit November 2012 zur topischen Behandlung aktinischer Keratosen zugelassen ist, sind die Erfahrungen zum Langzeitverlauf nach der Behandlung begrenzt. Kürzlich veröffentlichte Daten zeigten nun, dass bei Patienten, bei denen nach einer initialen Behandlung eine komplette Abheilung erzielt worden war, diese nach einem Jahr noch Bestand hatte.
Ingenolmebutat
Ingenolmebutat ist ein makrozyklischer Diterpenester aus dem Saft der Garten-Wolfsmilch (Euphorbia peplus). In der Volksmedizin wurde die Pflanze beispielsweise zur Behandlung von Warzen und Hautläsionen eingesetzt.
Der Wirkmechanismus bei aktinischer Keratose ist noch nicht vollständig bekannt. In-vivo- und In-vitro-Modelle geben Hinweise auf eine duale Wirkung: Zum einen wirkt Ingenolmebutat über eine direkte lokale Zelltoxizität, zum anderen über die Förderung einer Entzündungsreaktion, die durch Infiltration immunkompetenter Zellen charakterisiert ist.
Ingenolmebutat ist zur Behandlung von Erwachsenen als Gel in zwei Wirkstärken auf dem Markt: Picato® 150 µg/g Gel und Picato® 500 µg/g Gel).
Bei aktinischen Keratosen im Gesicht und auf der Kopfhaut wird an drei aufeinander folgenden Tagen einmal täglich eine Tube der 0,015%igen Zubereitung, bei Läsionen an Stamm und Extremitäten an zwei aufeinander folgenden Tagen jeweils einmal täglich eine Tube der 0,05%igen Zubereitung auf die betroffene Fläche aufgetragen. Die maximal zu behandelnde Fläche beträgt 25 cm2. Nicht aufgetragen werden soll das Gel in der Nähe der Augen, in den Nasenlöchern, in der Innenseite der Ohren oder auf den Lippen. Auch darf es nicht im Bereich offener Wunden oder geschädigter Haut mit beeinträchtigter Barrierefunktion angewendet werden. Das heißt auch, dass sich die Haut von einer vorhergehenden Behandlung oder einem chirurgischen Eingriff erst erholt haben muss. Zu erwartende unerwünschte Hautreaktionen nach dem Auftragen sind Erythem, Schälen/Schuppung und Krustenbildung.
Effektiv auch bei Langzeitanwendung
In vorangegangenen Phase-III-Studien waren Patienten mit Läsionen auf der Gesichts- oder Kopfhaut drei aufeinander folgende Tage lang mit einem 0,015%igen, Patienten mit Läsionen im Bereich des Rumpfes oder der Extremitäten an zwei aufeinander folgenden Tagen mit einem 0,05%igen Ingenolmebutat-Gel behandelt worden. Primärer Endpunkt war die komplette Abheilung auf einer zuvor festgelegten 25 cm2 großen Hautfläche nach 57 Tagen.
Bei Patienten mit Läsionen auf der Gesichts- oder Kopfhaut war die komplette Abheilung bei Anwendung von Ingenolmebutat signifikant höher als unter Placebo (42% vs. 4%, p < 0,001), ebenso in der zweiten Gruppe (Läsionen an Rumpfes oder Extremitäten, 34% vs. 5%, p < 0.001).
In der sich anschließenden zwölfmonatigen Nachbeobachtungsstudie zeigte sich bei 46% der darin eingeschlossenen Patienten mit Gesichts- bzw. Kopfhautläsionen (n = 100) bzw. bei 44% der von Läsionen an Rumpf/Extremitäten Betroffenen (n = 71) eine dauerhafte komplette Abheilung. Betrachtet man die Gesamtzahl aller Patienten, so ergab sich eine Reduktion der Läsionsrate von 87,2% bzw. 86,8%. Da die in die ursprüngliche Studie eingeschlossenen Patienten zwischen vier und acht klinisch sichtbare Läsionen hatten, bedeutet eine Reduktion von rund 87% bei der Läsionsrate, dass die Mehrheit der Patienten am Ende der zwölfmonatigen Nachbeobachtungsphase weniger als eine Läsion aufwies.
Die Zeit bis zum Wiederauftreten von Läsionen im Behandlungsareal lag im Median bei 365 (Gesicht/Kopf) bzw. 274 Tagen (Rumpf/Extremitäten). Dies weist darauf hin, dass es sich bei der aktinischen Keratose um eine chronische Erkrankung handelt.
Haut nicht nur punktuell, sondern flächig betroffen
Typisch für die aktinische Keratose ist das Auftreten multipler Läsionen, sodass dafür der Begriff aktinische Feldkanzerisierung geprägt wurde. Wie Dr. med. Marina Ulrich, niedergelassene Hautärztin in Berlin, im Rahmen einer von Leo Pharma unterstützten Veranstaltung auf der 47. Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) in Dresden erläuterte, sind in den betroffenen Hautarealen sowohl sichtbare als auch subklinische, noch nicht sichtbare Läsionen zu finden. Mit konventionellen Methoden lassen sich diese kaum nachweisen. Dank hochauflösender Techniken wie der konfokalen Lasermikroskopie ist dies jedoch möglich, sodass heute beispielsweise ein Monitoring der klinischen und subklinischen Läsionen unter der Therapie durchgeführt werden kann.
Studien zufolge liegt nach Diagnosestellung von aktinischen Keratosen das Risiko, über einen Zeitraum von zehn Jahren an einem Plattenepithelkarzinom zu erkranken, bei ca. 10% für einen Patienten, der einen Durchschnittswert von 7,7 Aktinische-Keratose-Läsionen aufweist. Da es nicht möglich ist, vorherzusagen, welche dieser Läsionen sich zu einem Hautkrebs entwickelt, kommt dem Monitoring von Läsionen und einer gegebenenfalls erneuten Behandlung eine große Bedeutung zu.
Quelle
Lebwohl M, et al. Ingenol mebutate gel for actinic keratosis. NEJM (2012) 366(11): 1010-1019. DOI: 10.1056/NEJMoa1111170.
Lebwohl M, et al. Long-term Follow-up Study of Ingenol Mebutate Gel for the Treatment of Actinic Keratoses. JAMA Dermatol (2013) DOI: 10.1001/jamadermatol.2013.2766.
Fachinformationen Picato® Gel, Stand November 2012.
1 Kommentar
Ingenolmebutat Gel
von Ute Zandt am 29.11.2019 um 9:56 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.