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Leitbild-Diskussion
Studium modernisieren oder revolutionieren?
Ein Stimmungsbild
Edward Mosch, Apothekeninhaber, Vlotho: Eine Anpassung der Lernformen und Inhalte an die neuen Berufsanforderungen ist dringend notwendig, um uns vom Bild des Krankenkassenlogistikers zum pharmazeutischen Spielgestalter entwickeln zu können. Diese Aufgabe kann aber nur gelingen, wenn wir schon während des Studiums Ärzte und Apotheker zusammenbringen um gemeinsam zu lernen und klinische Erfahrungen zu machen, die im späteren Berufsleben die vorhandenen Ängste oder Skepsis gar nicht erst entstehen lassen. Nur so können wir vermitteln, dass wir kein zusätzliches Kontrollinstrument der Krankenkassen sind, sondern eine willkommene und entlastende Hilfe bei der Pharmakotherapie. Ein Abschluss mit Dr. pharm. würde sicherlich allen engagierten KollegInnen den Weg zum pharmazeutischen Gestalter ebnen.
Maria Wojcik, Pharmazeutin im Praktikum, Hagen: Die Angst einem Patienten gegenüberzutreten, um ihn kompetent zu beraten, plagt sehr viele Studenten nach Beendigung ihres Pharmaziestudiums. Das Gefühl der Unsicherheit und das mangelnde Wissen um die richtige Arzneimitteltherapie machen den Einstieg ins berufliche Leben äußerst schwierig. Um unser Selbstbewusstsein zu stärken und vor allem, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten, sollte über eine Umstrukturierung des Pharmaziestudiums nachgedacht werden. Insbesondere neue Studieninhalte, wie Klinische Pharmazie und Patientenkommunikation sollten vermehrt in den Vordergrund treten. Dadurch könnten sich für uns auch neue Einsatzgebiete eröffnen, die wir vorher nicht in Betracht gezogen haben.
Dr. Christoph Keuser, Filialleiter: Insbesondere im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung der pharmazeutischen Betreuung im Berufsbild des Apothekers – sowohl im stationären Bereich, als auch im Rahmen ambulanter Versorgungsmodelle – war die Aufwertung der Klinischen Pharmazie als 5. Prüfungsfach vor einigen Jahren enorm wichtig. Eine ständige Optimierung der klinischen unter wohlüberlegter Reduktion eher praxisferner analytisch-chemischer Lehrinhalte ist sinnvoll. Man sollte aber nicht den großen Vorteil des Pharmaziestudiums gegenüber anderen Naturwissenschaften und der Medizin – die kurze Studiendauer – aufgeben. Weiterbildungsangebote und ein Aufbaustudiengang für die Zeit nach dem Studium existieren ja bereits.
Thorsten Hesener, Pharmazeut im Praktikum, Münster: Viele junge Pharmazeuten sind von der Idee fasziniert, Seite an Seite mit den Ärzten für eine optimale Therapie ihrer Patienten zu sorgen – auch wenn der Alltag heute dem nicht entgegenkommt. Für dieses Vorhaben müssen sich die Studieninhalte der Pharmazie deutlich den neuen Ideen anpassen. Mit den wenigen Semestern, die sich mit der Klinischen Pharmazie beschäftigen, ist es nicht zu schaffen, diese komplexen Themen so zu verinnerlichen, wie es nötig wäre, um in der Apotheke sicher aufzutreten. Auch ein neuer, eigener Abschluss könnte uns den nötigen Handlungsspielraum geben, mit Ärzten und Apothekern als Team zu arbeiten. „Was nicht vorwärts gehen kann, schreitet zurück.“ (Johann Wolfgang von Goethe).
Sandra Haas, Apothekerin, Minden: Von meinem Beruf wünsche ich mir weiterhin diese große Flexibilität. Ich möchte mir nach dem Studium meinen Arbeitsplatz frei wählen, d.h. außerhalb der öffentlichen Apotheke sollte es weiterhin die Möglichkeit geben, an PTA-Schulen zu unterrichten bzw. in der Industrie oder im öffentlichen Dienst zu arbeiten.
Auf die Arbeit in der öffentlichen Apotheke wünsche ich mir eine bessere Vorbereitung bereits während des Studiums. Mehr Praktika oder einen festen Tag pro Woche in der öffentlichen Apotheke mitarbeiten, mehr Pharmakologie. Für die öffentliche Apotheke wünsche ich mir insgesamt, dass wir alle noch mehr beratend tätig sind. Und zwar nicht nur auf Nachfrage. Wir sollten in regelmäßigen Abständen die Medikation von älteren, multimorbiden Patienten überprüfen. (... natürlich müsste sich dafür politisch etwas ändern, denn Geld zum (Über-)Leben benötigen wir auch!)
Lina Lübke, Apothekerin, Arnsberg: Die Klinische Pharmazie sollte während des Studiums mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Wenn dies nur mit der Änderung der Approbationsordnung geschehen kann, sollte darüber nachgedacht werden. Sobald mit dem gelehrten Wissen der Therapieerfolg des Patienten erreicht oder sogar gesteigert wird, ist das Ziel, eine optimale patientenorientierte Betreuung, erreicht.
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