Aus den Ländern

Viel zu tun bei Beratung und Medikationsmanagement

Kammerversammlung in Schleswig-Holstein

KIEL (tmb) | Das Medikationsmanagement war eines der wichtigsten Themen im Bericht von Kammerpräsident Gerd Ehmen bei der Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein am 11. September in Kiel. Die Aufnahme in die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) sei für ihn ein politisches Signal. „Da hat die Politik eine Menge begriffen“, so Ehmen. Weitere Themen der Versammlung waren Tests zur Beratung und zur Rezeptur sowie eine Antwort der ABDA an die Kammer.

Medikationsmanagement

Nach Einschätzung von Ehmen fehlt noch eine eindeutige Definition für das Medikationsmanagement. Der Begriff müsse mit einem gewissen Tempo inhaltlich gefüllt werden, weil Erwartungen an die Apotheker gestellt werden. Besondere Schwerpunkte seien die Polymedikation und die geriatrische Pharmazie. „Es wird inhaltlich und vom Aufwand her an Bedeutung gewinnen“ und müsse daher auch bezahlt werden, so Ehmen.

Als problematische Folge des Medikationsmanagements berichtete Ehmen über „Eifersüchteleien“ bei einigen Ärzten. Daher habe die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) ihre Mitgliedschaft in der Interessengemeinschaft der Heilberufe (IdH) mit sofortiger Wirkung gekündigt. Die IdH war bis jetzt ein bundesweit einmaliger Zusammenschluss aller Heilberufler auf Landesebene, der in Schleswig-Holstein eine gute Tradition hat. Ehmen bedauerte die Entscheidung der KVSH und erklärte, er werde sich dafür einsetzen, dass diese wieder zurückkehrt.

Foto: DAZ/tmb
Kammerversammlung in Kiel (v. li.): Dr. Stefan Zerres (Justiziar), Gerd Ehmen (Präsident), Frank Jaschkowski (Geschäftsführer).

Tests zur Beratung …

Zum Titelbeitrag des „stern“ über Apotheken vor einigen Wochen erklärte Ehmen, er sehe daran positiv, dass die Apotheken zum Thema gemacht werden: „Wir gehören dazu.“ Er gebe dem „stern“ auch Recht, dass ein Patient unbedingt beraten werden müsse, wenn er auf die Erstverordnung eines Asthmasprays hinweist. Wer da nicht berate, schade dem ganzen Stand. „Jeder Einzelfall ist einer zu viel“, so Ehmen. Auch Zeitgründe könnten dies nicht erklären, denn vier bis fünf Minuten Zuwendung für einen Kunden seien noch sehr wirtschaftlich.

Um die Beratung ging es auch, als Kammergeschäftsführer Frank Jaschkowski über die Testkäufe der Kammer in diesem Jahr berichtete. Diesmal wurden nur Szenarien mit Präparatewünschen geprüft, und die Ergebnisse seien schlechter als im Vorjahr ausgefallen. Die begleitenden Informationen zu den Arzneimitteln seien gut gewesen, aber an anderen Stellen habe es Verbesserungsbedarf gegeben. Offenbar gingen Apotheker und PTA bei einem Präparatewunsch vielfach davon aus, dass der Kunde das Produkt bereits kennt. Bei der Frage einer jungen Testkundin nach einem Johanniskraut-Präparat sei in über der Hälfte der Fälle nicht auf die mögliche Interaktion mit oralen Kontrazeptiva hingewiesen worden.

… und zur Rezeptur

Außerdem hatte die Kammer ein gemeinsames Projekt mit Prof. Dr. Hartwig Steckel, Pharmazeutische Technologie an der Universität Kiel, durchgeführt, bei dem Pharmazeuten im Praktikum eine Salbenrezeptur in ihrer Ausbildungsapotheke anfertigten, die dann an der Universität untersucht wurde. Steckel, der selbst Mitglied der Kammerversammlung ist, berichtete, dass auch bei einigen dieser gezielt für den Test angefertigten Rezepturen Mängel gefunden wurden, ähnlich wie bei Ringversuchen des ZL. Die Probleme bezogen sich insbesondere auf den Wirkstoffgehalt und die Kennzeichnung. Oft sei viel zu viel auf die Etiketten geschrieben worden, beispielsweise der nicht mehr vorgesehene Hinweis „cortisonhaltig“ und der für Rezepturen nicht angebrachte Hinweis „verschreibungspflichtig“. Die Vielzahl der Angaben mache das Etikett unübersichtlich, andererseits hätten manche nötige Angaben gefehlt. Erstaunlicherweise hatten die taxierten Preise zwischen 9 und 15 Euro breit gestreut, obwohl je nach Packmittel 11 bis 12 Euro angemessen gewesen wären.

Späte Antwort der ABDA

Außerdem ging es in der Kammerversammlung um eine Antwort der ABDA auf eine Resolution der Apothekerkammer zur Struktur der ABDA vom März 2012 und eine erneute Anfrage vom Mai 2013. In der mittlerweile eingetroffenen Antwort heißt es, die ABDA habe die Resolution seinerzeit zur Kenntnis genommen, aber nicht so verstanden, dass sie darauf eine Antwort geben solle. Weiter erklärt die ABDA, in Gremiensitzungen habe sich abgezeichnet, dass die Funktion der Hauptversammlung des Deutschen Apothekertages nicht geändert werden solle. Das Augenmerk solle vielmehr darauf gelegt werden, eine offene und transparente Diskussion in den Gremien zu unterstützen. Zur Frage nach Einzelheiten über die Einstellung der Pressesprecher führt die ABDA allgemein bekannte Fakten auf und versichert, dass den Einstellungen jeweils eine sorgfältige Auswahl vorausgegangen sei.

Der Delegierte Ulrich Ströh beklagte, dass die Antwort so spät gekommen ist und dass darin nicht alle Punkte angesprochen worden sind. Dagegen erklärte Ehmen zur Transparenz in der ABDA: „Es tut sich etwas.“ Es seien „kleine, aber wichtige Schritte“. 

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