Arzneimittel und Therapie

Schützt Allopurinol die Nieren?

Zusammenhang nach Metaanalyse weiterhin unklar

Aus Beobachtungsstudien gibt es Hinweise darauf, dass eine medikamentöse Senkung des Harnsäurespiegels das Fortschreiten einer chronischen Nierenerkrankung verzögern kann. Da die Datenlage nicht eindeutig ist, führten australische Forscher mit den zu diesem Thema verfügbaren Studien eine Metaanalyse durch – mit unbefriedigendem Ergebnis.

An einer chronischen Nierenerkrankung (chronic kidney disease, CKD) leiden in den Industrieländern etwa 11 bis 14% der Erwachsenen. Sie ist definiert als eine glomeruläre Filtrationsrate (GFR) unter 60 ml/min/1,73 m2 und/oder ein Albumin-Kreatinin-Verhältnis im Urin von ≥ 30 mg/g über mindestens drei Monate. Patienten mit chronischer Nierenerkrankung haben ein signifikant erhöhtes Risiko zum einen für das Fortschreiten ihrer Erkrankung bis hin zum Nierenversagen, aber auch für eine erhöhte, häufig kardiovaskulär bedingte, Mortalität. Möglichkeiten, um die Verschlechterung der Nierenfunktion aufzuhalten, sind daher wünschenswert.

Allopurinol als Option

Eine Hyperurikämie wird bei Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen häufig beobachtet. Es ist jedoch nach wie vor unklar, ob sie beim Fortschreiten der Erkrankung eine kausale Rolle spielt oder einfach nur einen Biomarker für die eingeschränkte Nierenfunktion darstellt. Beobachtungsstudien zufolge kann jedoch eine Absenkung der Harnsäurespiegel mit dem Xanthinoxidase-Hemmer Allopurinol das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten.

Für eine kürzlich veröffentlichte Metaanalyse zu diesem Thema werteten die Autoren acht randomisierte klinische Studien mit insgesamt 476 Teilnehmern aus. Ziel war es, Nutzen und Risiken einer harnsäuresenkenden Therapie mit Allopurinol (Tagesdosis 100 bis 300 mg) im Hinblick auf das Fortschreiten einer chronischen Nierenerkrankung abschätzen zu können. Obwohl auch das Urikostatikum Febuxostat seit Längerem (in Deutschland seit 2008) zur Senkung erhöhter Harnsäurespiegel zugelassen ist, fanden die Autoren für die zu untersuchende Fragestellung keine passenden Studien mit diesem Wirkstoff.

Primärer Endpunkt der Metaanalyse war die Veränderung der Nierenfunktion am Ende der Nachbeobachtungszeit im Vergleich zum Ausgangswert. Als Parameter zur Abschätzung dienten entweder GFR, die Serumkreatinin-Konzentration oder die Kreatinin-Clearance.

Heterogenes Patientenkollektiv

Nach Ansicht der Autoren waren die ausgewählten Studien sehr heterogen, beispielsweise im Hinblick auf die Ursache der chronischen Nierenerkrankung oder die Dauer der Nachbeobachtungszeit. Nur zwei Untersuchungen waren placebokontrolliert.

In fünf Studien fanden sich keine signifikanten Unterschiede bei der glomerulären Filtrationsrate der Patienten mit und ohne Allopurinol-Behandlung. In den drei anderen Studien fiel der Vergleich des Anstiegs der Serumkreatinin-Konzentrationen der CKD-Patienten zugunsten von Allopurinol aus. Bei den beiden Studien mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens sechs Monaten betrug die mittlere Differenz der Serumkreatinin-Konzentrationen -0,6 mg/dl (p = 0,003). Auf Proteinurie und Blutdruck hatte Allopurinol keinen Einfluss. Die Auswirkungen der Behandlung auf das Nebenwirkungsrisiko blieben unklar. Wegen der nach wie vor unsicheren Datenlage initiierten die Autoren auf Grundlage ihrer Metaanalyse eine multizentrische, prospektive, doppeltblinde, randomisierte placebokontrollierte Studie mit 620 Patienten im CKD-Stadium 3 und 4, die einen möglichen Effekt von Allopurinol auf das Fortschreiten einer Nierenerkrankung untersuchen soll [CKD-FIX-Study: Controlled trial of slowing of Kidney Disease progression From the Inhibition of Xanthine oxidase (Reg.-Nr. ACTRNI12611000791932)]. 

Quelle

Bose B, et al.: Effects of uric acid-lowering therapy on renal outcomes: a systematic review and meta-analysis. Nephrol Dial Transplant (2013) 0:1-9, doi: 10.1093/ndt/gft378, vorab online publiziert am 15. September 2013.

 

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

 

 

Zum Weiterlesen

Stufenplanverfahren zu Allopurinol- haltigen Arzneimitteln: Änderungen der Fach- und Gebrauchsinformationen

DAZ 2013, Nr. 39, S. 133

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