Prisma

Der Wolf wurde in Europa zum Hund

Domestizierung vor über 20.000 Jahren

cae | Der Hund ist ein domestizierter Wolf. Seine Zähmung begann möglicherweise schon vor 32.000 Jahren, und zwar in Europa.

Die meisten Haustiere zähmte der Mensch erst, nachdem er begonnen hatte, Ackerbau zu treiben. Dazu gehören z.B. die Huftiere Rind, Schaf und Schwein. Den Hund machte der Mensch sich hingegen schon zum „Haustier“, als er Schlafplätze aufsuchte, die den Namen „Haus“ nicht verdienen, und sein Leben als Jäger und Sammler fristete.

Aufgrund der weiten Verbreitung des Wolfes auf der nördlichen Erdhalbkugel und der sehr frühen Domestizierung des Hundes war bisher nicht klar, wo diese stattgefunden hatte. Viele Prähistoriker lokalisierten das Geschehen vor etwa 15.000 Jahren im heutigen China. Doch ein Team von Genetikern und Prähistorikern um Olaf Thalmann in Finnland und Johannes Krause in Tübingen kam jetzt zu dem Ergebnis, dass die vier existierenden Abstammungslinien der Hunde alle in Europa ihren Ursprung haben.

Da die DNA im Zellkern von Hunden und Wölfen kaum Unterschiede aufweist, sequenzierten die Forscher die Mitochondrien-DNA aus den Knochen von 18 prähistorischen Hunden und verglichen diese mit der Mitochondrien-DNA jetzt lebender Hunde und Wölfe im gesamten Verbreitungsgebiet. Dabei ergaben sich erstens eine große Übereinstimmung mit der DNA der in Europa vorkommenden Wolfsrassen und zweitens aufgrund der Unterschiede eine Domestizierung des Hundes schon vor 32.100 bis 18.800 Jahren.

Die Domestizierung erfolgte wahrscheinlich dadurch, dass der Wolf sich dem Menschen immer wieder näherte, um sich Abfälle von der Jagd zu holen. Für den einzelnen Wolf stellt der Mensch keine potenzielle Beute dar, und auch der Mensch muss irgendwann erkannt haben, dass der Wolf ihm nützlich werden kann. 

Quelle: Thalmann O, et al. Complete Mitochondrial Genomes of Ancient Canids Suggest a European Origin of Domestic Dogs. Science 2013;342(6160):871-874.

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