Gesundheitspolitik

Abbruch der Tarifgespräche

Adexa denkt über Warnstreiks nach

BERLIN (lk) | Angesichts des Abbruchs der Gespräche über den Bundesrahmentarifvertrag hält die Apothekengewerkschaft Adexa Streikmaßnahmen zur Durchsetzung ihrer Ziele für nicht ausgeschlossen. „Wir denken zur Zeit über Warnstreiks im Nacht- und Notdienst nach“, sagte Tanja Kratt, zweite Adexa -Vorsitzende der AZ. Grund sei die kompromisslose Haltung des Arbeitgeberverbandes Deutscher Apotheken (ADA). Die Türe für weitere Gespräche stehe aber jederzeit offen.

Der Streit geht vor allem um die Bezahlung der angestellten Apotheker im Nacht- und Notdienst. Adexa fordert die volle Bezahlung für den 10-stündigen Dienst. Laut Kratt erhalten die Apotheker derzeit nur 3,5 Stunden vergütet. Außerdem fordert Adexa die Reduzierung der jährlichen Sonderzahlung (Weihnachtsgeld) aufzuheben. Gescheitert seien die Gespräche aber an der Bezahlung des Nacht- und Notdienstes. Kratt: „Darüber sind wir nicht hinausgekommen.“ Die Haltung der Arbeitgeber sei nicht nachvollziehbar, „da die Apotheken zur Aufrechterhaltung des Notdienstes ja seit letztem Jahr bereits Zahlungen pro Nachtdienst aus dem Notdienstfonds erhalten“, so Kratt.

„Einerseits entlasten Notdienstpauschalen alle Inhaber“, sagt auch Adexas Erste Vorsitzende Barbara Neusetzer. Entsprechende Ausschüttungen des Fonds seien mittlerweile von 223,79 auf 252,75 Euro gestiegen. Neusetzer: „Andererseits ist die Argumentation, kleine Apotheken würden über alle Maßen belastet, falsch.“ Häufig übernehmen Inhaber Nacht- und Notdienste selbst. Für sie kommt es durch Änderungen im Bundesrahmentarifvertrag zu keinen weiteren Belastungen.

ADA: Adexa hatte zu hohe Erwartungen

Nach Ansicht des ADA-Vorsitzenden Theo Hasse ist Adexa mit „zu hohen Erwartungen“ in die Gespräche gegangen. Die ADA-Mitgliederversammlung habe kein Mandat für eine Aufstockung der Nacht- und Notdienstbezahlung erteilt. Außerdem habe Adexa bereits bei den Tarifverhandlungen einen „ordentlichen Schluck aus der Pulle“ genommen. Hasse: „Ich sehe daher keine Möglichkeit, auf die Adexa-Forderung einzugehen.“ Überdies sei die Notdienstpauschale vom Gesetzgeber als Strukturkomponente für die Apotheken gedacht gewesen und stehe daher nicht für Lohnerhöhungen zur Verfügung.

Zum 31. Dezember 2013 hatte der ADA den Bundesrahmentarifvertrag gekündigt. Bei den Tarifverhandlungen am 12. März erklärte die Arbeitgeberseite laut Adexa bereits zu Beginn, in diesem Jahr keine weiteren Verhandlungen mehr zu führen. Neusetzer zeigte sich gegenüber dieser „Blockadehaltung“ verständnislos und forderte, den Dialog umgehend fortzusetzen. Adexa habe bereits im November 2013 Forderungen zur Notdienstvergütung und zur Sonderzahlung unter anderem an den ADA übermittelt. Eine Verhandlung über die Notdienstvergütung lehne dieser allerdings kategorisch ab, so Adexa in einer Pressemitteilung.

Adexa: verärgert aber weiterhin dialogbereit

„Die Arbeitgeber waren zu keinen ernsthaften Gesprächen bereit“, so die Leiterin der Adexa -Tarifkommission, Tanja Kratt. Vielmehr hätte die ADA-Verhandlungsdelegation den Abbruch provoziert – und kein Mandat ihrer Mitgliederversammlung im Gepäck gehabt. Kratt bezeichnete die Haltung der Arbeitgeberseite als „Gutsherrenmentalität“. Trotz Nachdenkens über Streikmaßnahmen sei Adexa zum weiteren Dialog bereit.

Dass sich Arbeitgeber derart gegen die Adexa -Forderung sträuben, stoße noch in anderer Hinsicht auf Unverständnis. Die Apothekerschaft befinde sich mitten in einer Leitbilddiskussion und habe bereits jetzt ein klares Ziel: Apothekenberufe sollen für den beruflichen Nachwuchs attraktiver werden. Bereits heute sähen über sechzig Prozent aller Apothekerinnen und Apotheker Probleme, einen Nachfolger zu finden. Das hätten Befragungen des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) ergeben. „Der ADA fördert diese gefährliche Tendenz mit seiner Blockadehaltung zusätzlich“, kritisiert Neusetzer und fordert, Gespräche umgehend wieder aufzunehmen. „Wir sind bereit, den Dialog fortzusetzen, sollten Arbeitgeber ernsthaft zu Verhandlungen bereit sein.“ 

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