Management

Apotheke muss Erwartungen übertreffen

Was unser Gehirn zum Thema Lust und Apotheke sagt

diz | Der Neurobiologe Prof. Dr. Martin Korte von der TU Braunschweig hat sich mit der Arbeitsweise des Gehirns befasst. Er untersuchte beispielsweise, wie Kinder heute lernen. Und er befasste sich auch mit Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden. Wir sprachen mit Professor Korte darüber, wie die Begriffe Lust und Apotheke in unserem Gehirn zusammenkommen.
Foto: privat
Prof. Dr. Martin Korte

AZ: Herr Professor Korte, wie reagiert unser Gehirn, wenn das Wort Apotheke fällt?

Korte: Das Gehirn versucht, immer alles im Kontext der Erfahrungen, die es gemacht hat, zu sehen. Da man meistens an eine Apotheke denkt oder dort hingeht, wenn man krank ist, sind die Assoziationen hier Krankheit, Kompetenz und Fachberatung.

AZ: Und was wird in unserem Kopf ausgelöst, wenn von Lust die Rede ist?

Korte: Lust ist die Erwartungshaltung des Gehirns darauf, dass eine positive Erwartung erfüllt wird. Sei es beim Erreichen eines Zieles, beim Essen, bei der Sexualität, oder dass man beim Nachdenken über ein schwieriges Problem auf eine richtige Lösung kommt. Lust wird vor allem dann geweckt, wenn bei einem letzten vergleichbaren Erlebnis die Erwartungen sogar übertroffen wurden.

AZ: Wie lassen sich die Wörter Lust und Apotheke in unserem Gehirn überhaupt zusammenbringen?

Korte: Lust entsteht, wenn bei unserem letztmaligen Erlebnis in einer vergleichbaren Situation unsere Erwartungen übertroffen wurden. Dann werden größere Mengen Endorphin, ein körpereigenes Opiat, von der Gehirn-eigenen Drogenapotheke, dem Nucleus accumbens, ausgeschüttet. Lust als positive Erwartungshaltung und Apotheke lassen sich also zusammenbringen, wenn dort Erwartungen übertroffen werden und neue Kontexte geschaffen werden – z.B. im Alter die Leistungsfähigkeit des Gehirns zu fördern, bevor man krank ist, die Immunabwehr zu stärken, damit man nicht krank wird, oder die Haut zu schützen (bevor man einen Sonnenbrand hat).

AZ: Kann man das, was unser Gehirn zu den Wörtern Lust und Apotheke sagt, beeinflussen?

Korte: Durch Erfahrung. Wir lernen ein Leben lang, und je mehr positive und auch überraschende Erfahrungen wir in Apotheken machen oder beim Lesen Apotheken-assoziierter Themen, desto höher wird die Erwartungshaltung. Und eine hohe Erwartungshaltung ist ein anderes Wort für Lust.

AZ: Was würden Sie Apotheken vor diesem Hintergrund empfehlen, im Auftritt, im Erscheinungsbild zu ändern?

Korte: Es gilt in den Assoziationen auf Heilung, persönliche Beratung und individuelle Lösungsansätze zu setzen. Überraschungen sollte es nicht nur durch Traubenzucker für die Kinder geben – die freuen sich nämlich schon jetzt immer über den Apothekenbesuch –, sondern es sollte auch Überraschungen – im übertragenen Sinn – für die erwachsenen Besucher geben. Apotheken sind eben nicht nur krankheitsassoziierte Institutionen, es sind auch Begegnungen mit Menschen, die einen individuell und fürsorglich beraten und nicht nur per Mausklick mit einem Produkt der Gesundheitsindustrie versorgen. Apotheken sollen also auf Menschen setzen, auf soziale Interaktionen. Nichts lieben Gehirne mehr, als aus der Isolation in den sozialen Kontakt zu geraten und hier dann auch noch im Mittelpunkt zu stehen: volle Aufmerksamkeit bei möglichst starker Individualität.

AZ: Herr Professor Korte, vielen Dank für das Gespräch. 

Der Neurobiologe Prof. Dr. Martin Korte ist mit seinem Vortrag „Lust auf Apotheke – was unser Gehirn dazu sagt“ Referent beim diesjährigen Management-Kongress.

Der von Lauer-Fischer und DAZ gemeinsam veranstaltete Kongress unter dem Motto „Lust auf Apotheke“ findet vom 29. Oktober bis 1. November auf Mallorca statt.

Die Kongressteilnehmer dürfen sich auf Ideen für eine Apotheke freuen, die Spaß machen und ihre Kunden begeistern.

Lust auf den Management-Kongress? Unter www.lauerfischer.de finden Sie Programm und Anmeldungsunterlagen.

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