Arzneimittel und Therapie

AdKÄ bewertet Enzalutamid

Vergleich mit neuen Wirkstoffen gegen Prostatakarzinom steht noch aus

Seit September 2013 ist Enzalutamid (Xtandi®) zur Behandlung des metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms bei Fortschreiten der Erkrankung während oder nach einer Chemotherapie mit Docetaxel zugelassen. Nun liegt eine aktuelle Bewertung der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AKdÄ) vor, die auf den Angaben des Europäischen Öffentlichen Bewertungsberichts der Europäischen Arzneimittel-Agentur basiert.

Enzalutamid ist für die späte Krankheitsphase des fortgeschrittenen, hormonrefraktären Prostatakarzinoms zugelassen. Der Wirkstoff unterbricht die Androgenrezeptor-Signalkaskade auf mehreren Ebenen und kann so zu einem verminderten Wachstum von Karzinomzellen und einer Tumorregression führen. Die Wirksamkeit von Enzalutamid wurde in der AFFIRM-Studie gezeigt (s. DAZ 2013, Nr. 38, S. 40-42). In dieser zulassungsrelevanten Studie konnte unter anderem neben einem verlängerten Gesamtüberleben und einem vermehrten Ansprechen auch eine Verbesserung der Lebensqualität gezeigt werden. Hier merkt die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft an, dass es wünschenswert wäre, auch die klinische Relevanz zu bewerten, und weist darauf hin, dass den positiven Studienergebnissen zahlreiche Nebenwirkungen und Interaktionen gegenüberstehen. Ein weiterer Punkt der Bewertung unterstreicht die fehlenden Biomarker-Studien, in denen die molekularpathologischen Eigenschaften des Tumors berücksichtigt werden. Dies ist von Bedeutung, da Androgenrezeptor-Mutationen bekannt sind, die eine Resistenz gegen Enzalutamid bedingen. Des Weiteren wurden Kreuzresistenzen zwischen Abirateron und Enzalutamid beschrieben. Das heißt, es gibt per se Patienten, die von einer Therapie mit Enzalutamid nicht profitieren. Analog zum Vorgehen bei anderen Krebserkrankungen sollten diese primären Poor- oder Non-Responder vor Therapiebeginn identifiziert und von einer für sie nutzlosen Behandlung ausgeschlossen werden.

Fazit der AkdÄ

Der positiven Zwischenanalyse der Zulassungsstudie zufolge kann Enzalutamid als weitere relevante Therapieoption für Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom bei Progression während oder nach einer Chemotherapie mit Docetaxel angesehen werden. Allerdings sind Nebenwirkungen und das hohe Interaktionspotenzial mit anderen Medikamenten zu beachten. Wünschenswert wäre laut AkdÄ ein direkter Vergleich zwischen den drei neuen Wirkstoffen Enzalutamid, Abirateron und Cabazitaxel, die zur Therapie des fortgeschrittenen kastrationsresistenten Prostatakarzinoms zugelassen sind. 

Quelle

Xtandi® (Enzalutamid). Neue Arzneimittel - Information der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), www.akdae.de.

 

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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