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DAZ aktuell
Mehr Aufmerksamkeit für Lieferengpässe
HAV-Vize Diefenbach im Austausch mit dem Bundesgesundheitsministerium
Der Politik ist bewusst, dass es bei Arzneimitteln Lieferengpässe gibt. Doch konkrete und wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen, scheint schwierig zu sein. Der erste Schritt war ein elektronisches Melderegister, das seit einem Jahr auf der Webseite des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte zu finden ist. Hier können Pharmaunternehmen Engpässe mit einer Dauer von über zwei Wochen melden – freiwillig. Gegenwärtig ist das Register gedacht für verschreibungspflichtige Arzneimittel zur Behandlung lebensbedrohlicher oder schwerwiegender Erkrankungen, für die keine Alternativpräparate zur Verfügung stehen. Doch im Apothekenalltag ist die Palette der Engpässe größer. Auf Diefenbachs „Hitliste“ steht etwa Bisoprolol von Ratiopharm ganz oben, ebenso Pantoprazol von Heumann. Es folgen L-Thyroxin-Präparate von Hexal. Die gesamte Top-12 der nicht lieferbaren Arzneimittel besteht aus Generika – und für alle existieren Rabattverträge mit diversen Krankenkassen. Während einige dieser Präparate bei Nichtverfügbarkeit sicher austauschbar sind, sind andere nicht leicht zu ersetzen, etwa Schilddrüsenhormone.
Engpass-Register ausweiten?
Dennoch: Seitens des BMG und der Hersteller wurde zuletzt immer wieder erklärt, dass Lieferengpässe in der Regel von kurzer Dauer sind und nur selten zu einem Versorgungsengpass führen. Für Diefenbach eine schwer nachvollziehbare Einschätzung. Und auch beim BMG denken offenbar nicht alle gleich. In der Unterabteilung für Arzneimittel gab es Beamte, die sich mit Diefenbach zum Austausch treffen wollten – letzte Woche war es so weit. Aus Sicht des HAV-Vizes war es ein offenes Gespräch auf Augenhöhe. Er habe die Probleme der Nichtlieferfähigkeit auf allen Ebenen angesprochen, so Diefenbach gegenüber der DAZ. Thema waren dabei nicht nur die Rabattverträge, sondern auch etwaige Probleme in der vor der Apotheke stehenden Lieferkette – also zwischen Hersteller und Großhandel. Zudem habe er angeregt, das bestehende Engpass-Register auszuweiten. Es könnte um Generika ergänzt werden. Auch eine Meldepflicht sei zu erwägen. Gesprochen habe man weiterhin darüber, Ärzte über ihre EDV besser in den Informationsfluss einzubinden. Vielfach wüssten die Mediziner nicht um bestehende Engpässe und verordneten ahnungslos weiter nicht lieferbare Medikamente.
Ein weiterer Diskussionspunkt war die Definition von Substanzklassen, für die es künftig keine Rabattverträge mehr geben sollte. Für Diefenbach eine Aufgabe für die Apotheker – allerdings müssten sie fachlich belegen, warum sie meinen, dass bestimmte Substanzen ausgeklammert bleiben sollten. Hierfür würde Diefenbach gerne Hochschulprofessoren gewinnen – etwa Professor Henning Blume, Co-Autor der jüngst aktualisierten Leitlinie zur Guten Substitutionspraxis. Eine solche Auflistung ginge über die Substitutionsausschlussliste hinaus, die jetzt der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) erstellen soll. Für die hier festzulegenden Arzneimittel kann es künftig noch Rabattverträge geben. Allerdings soll kein Präparatewechsel mehr stattfinden, wenn Patienten auf ein bestimmtes Arzneimittel eingestellt sind. In diesem Zusammenhang brachte Diefenbach zudem ein, dass eine Mitgliedschaft im G-BA für die Apotheker hilfreich sein könnte.
Mögliches Thema für den Pharmadialog
Zudem kam von Ministeriumsseite die Idee auf, Apotheker am „Pharmadialog“ teilnehmen zu lassen. Der Koalitionsvertrag sieht vor, dass ein „ressortübergreifender Dialog unter Beteiligung von Wissenschaft und Arzneimittelherstellern“ eingerichtet werden soll, „um den Standort Deutschland für Forschung und Produktion zu stärken“. Auf Nachfrage der DAZ hieß es beim BMG, die Vorbereitungen für diesen Dialog liefen. Ein genauer Zeitplan stehe noch nicht. Unklar blieb auch, ob Apotheker hier eingebunden werden sollen. Ebenso, ob in diesem Dialog Arzneimittelengpässe ein Thema sein werden. Die Pressestelle des Ministeriums versicherte aber: Die Engpässe werden genau beobachtet. Auf Fachebene gebe es zu diesem Thema einen Austausch – hiermit mag bereits das Treffen mit Diefenbach gemeint sein.
Der HAV-Vize ist jedenfalls zufrieden, dass er letzte Woche alle ihm am Herzen liegenden Punkte ansprechen konnte. Die Diskussion solle bei Bedarf weitergeführt werden.
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