Aus der Hochschule

41 Zeugnisse und zwei Stipendien

Festliche Verabschiedung an der WWU Münster

MÜNSTER | Am 25. April fand die seit vielen Jahren an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster zur guten Tradition gewordene Verabschiedung der Pharmaziestudierenden nach bestandenem zweiten Teil der Pharmazeutischen Prüfung im festlichen Rahmen statt.

Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen trafen sich die erfolgreichen Examenskandidaten, viele Verwandte, Freunde und die Angehörigen der Lehreinheit Pharmazie zum obligatorischen Gruppenfoto vor dem erst im letzten Jahr bezogenen, brandneuen PharmaCampus, wobei es sich aufgrund der großen Anzahl an Absolventen durchaus als nicht ganz einfach erwies, die ganze Gruppe mittels Weitwinkeltechnik in den Focus zu bekommen. Aber mit viel lustigem Geschiebe und Gedränge wurde dieses praktische Problem gemeistert – wie schon so Vieles im vergangenen Studium.

Gute Abschlussbilanz

Der große Hörsaal des PharmaCampus war voll besetzt, denn seit Jahren ist dieser Tag in Münster ein ganz spezieller Anlass der Pharmazeutinnen und Pharmazeuten, im großen Stil zusammen mit Familie und Freunden zu feiern. Prof. Dr. Andreas Hensel, Vorsitzender der Prüfungskommission, umriss in seiner Begrüßungsansprache die gute Abschlussbilanz der Münsteraner Pharmazie: schnelles „Durchstudieren“ mit einer unterdurchschnittlichen Studiendauer, relativ wenig „drop-outs“ und über 120 erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen pro Jahr.

Fotos: WWU Münster
Die Pharmazie-Absolventen der Universität Münster freuen sich über ihre Zeugnisse zum 2. Staatsexamen. Die Professoren (links) freuen sich mit.

Der Studiendekan des Fachbereichs Chemie und Pharmazie, Prof. Dr. Jens Müller, wies in seinem Grußwort auf den Stellenwert der pharmazeutischen Ausbildung für den Fachbereich und die gesamte Universität hin. Er zeigte anhand vieler Beispiele auf, dass Apotheker neben der pharmazeutischen Kerntätigkeit in Herstellung, Prüfung und Abgabe von Arzneimitteln in vielen Fällen als selbstständige Unternehmer auch in anderen Sparten ihre speziellen Fähigkeiten zur Lösung praktischer Fragestellungen einsetzen konnten. Wer denkt schon daran, dass ein Apotheker den Wandbehang „Rauhfaser“ entwickelte und dass der Lebensmittelkonzern Dr. Oetker aus einer Apotheke hervorging?

Deswegen auch der Hinweis von Prof. Müller an die Pharmazeutenschar im Hörsaal: „Machen Sie das Beste aus Ihrem frisch erworbenen Wissen – es muss aber dem Patienten und der Gesellschaft nützen.“

Auch der Glaube heilt

Prof. Dr. Eugen J. Verspohl betonte im Festvortrag „Therapieerfolg – Glaube oder Wissen“, dass neben den wichtigen Erkenntnissen der Wissenschaft auch das Vertrauen und der Glaube an die Therapie einen Anteil am Therapieerfolg haben. Er stellte anhand einiger Beispiele dar, dass aktuell korrektes Wissen immer wieder kritisch hinterfragt werden muss. Fundiertes, reproduzierbares Wissen stellt die unverzichtbare Säule der Therapie dar. Therapeutische Einmalerfolge zählen nicht, Erfolge zählen nur, wenn sie von unabhängigen Personen wiederholt werden können. Extreme „Ausschläge“ treten immer wieder auf, dennoch gilt das von dem Anthropologen Sir Galton beschriebene Phänomen „regression to the mean“, d.h. dass einzelne Extremwerte sich bei Wiederholung des Experiments (hier: der Therapie) zwangsläufig wieder dem Mittelwert nähern.

Der Placeboeffekt und therapeutische Rituale sind durchaus sinnvoll nutzbar. Dagegen sollte man negative Äußerungen wegen ihrer potenziell schädlichen Wirkung (Noceboeffekt) vermeiden. Placebo- und Noceboeffekte sind kein Hokuspokus, sondern pharmakologisch und neurobiologisch bei einigen Symptomen wissenschaftlich untermauert. Während einer Therapie kann die Assoziation von wohlschmeckendem Saft und wirksamem Medikament den Patienten konditionieren, sodass ein Effekt auch dann eintritt, wenn er den Saft ohne den Arzneistoff einnimmt (Beispiel: Abnahme der Basophilen-Zahl bei Gabe eines Placebos statt des Antihistaminikums Loratadin).

Professor Verspohl gab den Absolventen mit auf den Weg, dass sie mit Medikamenten nicht Symptome und Krankheiten behandeln, sondern Menschen, deren Heilungschancen steigen, wenn sie an den Sinn der Therapie „glauben“. Er wies ferner darauf hin, dass Wissenschaftler – also auch Pharmazeuten – stets die Neugier auf Neues, Unbekanntes und spannende Fragestellungen pflegen sollten.

Herzlichen Glückwunsch!

Melanie Bergkemper erhält von Prof. Dr. Eugen Verspohl das Studienstipendium der Verspohl-Stiftung.

In einer launigen Abschlussrede ließen die Studierenden, vertreten durch Andreas Heider, das absolvierte Studium Revue passieren, wobei man sich des Eindruckes nicht erwehren konnte, dass die Studienzeit an der WWU Münster als eine schöne, harte, erlebnisreiche Zeit bewertet wurde, wobei insbesondere die entstandenen Freundschaften sicher noch lange Zeit Bestand haben dürften.

Im Rahmen einer solchen Feier darf natürlich auch die Standesvertretung der Apothekerinnen und Apotheker nicht fehlen: Sandra Potthast, Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, überbrachte die Grüße der Kammer und gratulierte allen Absolventinnen und Absolventen. Sie zeigte auf, welche Möglichkeiten die Kammer ihren Mitgliedern bietet. Zudem überreichte sie den begehrten Studienpreis der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe an einen sehr erfolgreichen Kandidaten, der mit der Traumnote 1,00 abgeschnitten hatte: Tobias Depke durfte sich über eine Einladung zum Pharmacon-Kongress in Meran freuen.

Tobias Depke mit dem Studienpreis der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe, rechts Sandra Potthast.

Dass gesellschaftliches Engagement aus einer großen Dankbarkeit entstehen kann, zeigt die 2012 von Professor Verspohl initiierte „Verspohl-Stiftung“ zur Unterstützung von Studierenden der Pharmazie in Münster (Info: www.uni-muenster.de/chemie.pz/forschen/ag/verspohl/verspohl-stiftung.html). Dieses Jahr zeichnete die Stiftung Melanie Bergkemper mit einem Stipendium über 3600 Euro für ihre Leistungen im Pharmaziestudium aus, das Professor Verspohl ihr persönlich überreichte.

Der Höhepunkt der Feier war natürlich die Übergabe der Zeugnisse an die 41 erfolgreichen Kandidatinnen und Kandidaten durch Professor Hensel. Die akademische Feier klang bei einem Stehempfang mit vielen feinen Kulinaria aus.

Herzlichen Glückwunsch an alle erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen! 

Prof. Andreas Hensel, Münster

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