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„Grippemittel-Vorrat ist sinnvoll“

Antwort auf Kleine Anfrage zu Neuraminidasehemmern

BERLIN (ks) | Die Bundesregierung hält es nach wie vor für sinnvoll, für den Fall einer Influenzapandemie die Grippemittel Tamiflu® und Relenza® vorrätig zu halten. Die Zulassungsbehörden sprechen den Noraminidasehemmern ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis zu – und diese Einschätzung teilt das Bundesgesundheitsministerium (BMG). Daran ändern auch die kürzlich veröffentlichten kritischen Analysen der Cochrane Collaboration nichts. Dies geht aus der Antwort der Gesundheits-Staatssekretärin Ingrid Fischbach auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervor.

Die Bundestagsfraktion der Grünen hatte die jüngst veröffentlichten Studien von Cochrane-Wissenschaftlern zum Anlass genommen, nachzuhaken (s. DAZ 2014, Nr. 18, S. 20). Hegt die Bundesregierung mittlerweile Zweifel an der Wirksamkeit von Tamiflu® und Relenza®? Und wie gedenkt sie mit ihren Vorräten umzugehen? In ihrer Antwort räumt Fischbach eingangs ein, dass die beiden Grippemittel noch nicht in einem schwerwiegenden Pandemiefall zum Einsatz kamen. Sie macht jedoch klar: Aufgrund der Erfahrungen mit den drei zurückliegenden schweren Influenzaepidemien des letzten Jahrhunderts sei es nicht vertretbar, auf eine Vorsorge zum Schutz der Bevölkerung gänzlich zu verzichten. Und Tamiflu® und Relenza® sind für sie im Fall der Fälle nach wie vor die Mittel der Wahl.

Verzicht ist keine Alternative

Weiter heißt es, die Regierung habe seit 2012 Kenntnis von der kritischen Haltung der Cochrane-Wissenschaftler. Sie habe diese Kritik vor zwei Jahren vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sowie vom Robert Koch-Institut prüfen lassen. Nach den wissenschaftlichen Bewertungen sowohl der Bundesoberbehörden als auch anderer wissenschaftlicher Körperschaften seien jedoch „keine (medikamentösen) Behandlungsmaßnahmen bekannt, die den Zeitraum bis zur Verfügbarkeit wirksamer Impfstoffe nachgewiesenermaßen effektiver überbrücken könnten“, schreibt Fischbach. Auch der Cochrane-Bericht enthalte hierzu keine Hinweise. Insbesondere führe die Analyse nicht zu der Einschätzung, dass ein Verzicht auf die Anwendung von Noraminidasehemmern bei einer schwerwiegenden Influenzapandemie die Bevölkerung bis zur Verfügbarkeit wirksamer Impfstoffe besser schützen würde.

Da ein Verzicht für die Regierung keine Alternative ist, hält sie an ihren nach wie vor existierenden Vorräten fest. Es bestehe daher derzeit auch keine Notwendigkeit, über die weitere Bevorratung mit den Grippemitteln zu entscheiden, so Fischbach. Eine rasche Entsorgung ist jedenfalls nicht vorgesehen: Die Haltbarkeit der Vorräte werde regelmäßig überprüft. „Über ihren Einsatz wird im Ereignisfall unter Berücksichtigung aller dann vorhandenen Erkenntnisse zu entscheiden sein“.

Pandemieplan wird überarbeitet

Die Grünen hatten zudem gefragt, wie es um die Aktualisierung des Pandemieplanes steht und inwieweit hier die Cochrane-Ergebnisse berücksichtigt werden. Dazu heißt es, diese würden – gemeinsam mit anderen relevanten Studien – bei der Gesamtbewertung für pandemierelevante Arzneimittel Berücksichtigung und in den wissenschaftlichen Teil des Pandemieplans Eingang finden. Der Plan werde derzeit von Bund und Ländern überarbeitet. Die für die Fortschreibung des Teils zum Krisenmanagement federführend zuständige Arbeitsgemeinschaft Infektionsschutz werde erste Ergebnisse zur Aktualisierung auf ihrer Sitzung Ende September 2014 präsentieren.

Kritik der Grünen: Marginaler Nutzen bei immensen Kosten

Kordula Schulz-Asche, Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion für Prävention und Gesundheitswirtschaft, findet es „unverantwortlich“, dass die Bundesregierung an einer weiteren Bevorratung und an einem möglichen Einsatz von Tamiflu® und Relenza® festhält. „Wohlwissend, dass der Nutzen marginal und die Kosten immens hoch sind.“ Eine Kosten-Nutzen-Bewertung der Medikamente ist aus Sicht der Grünen unerlässlich. Ein weiterer Vorwurf: Die Regierung verschweige, „bewusst oder unbewusst“, dass die offizielle Haltbarkeit der behördlich angelegten Vorräte bald abläuft. „Damit riskiert sie, dass anstatt in die intensive Forschung erneut in Unmengen von fast nutzlosen antiviralen Medikamenten investiert wird“, so Schulz-Asche. 

Zum Weiterlesen

Tamiflu® und Relenza® mit wenig Benefit, DAZ.online, Meldung vom 10.04.2014

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