Arzneimittel und Therapie

Wie sicher ist die Keuchhusten-Impfung?

Auch Schwangere können geimpft werden

Es wurde untersucht, wie sicher eine Impfung von Schwangeren im 3. Trimenon mit einem Tdap-Impfstoff ist und ob ein Antikörpertransfer auf die Kinder stattfindet. 48 schwangere Frauen wurden entweder vor oder nach der Geburt geimpft. Kinder von während der Schwangerschaft geimpften Frauen hatten bis zum 2. Lebensmonat höhere Antikörperspiegel, sprachen aber gleich gut auf die aktive Immunisierung an.

Keuchhusten ist eine hochgradig ansteckende und möglicherweise tödliche Krankheit, die durch Impfungen verhindert werden kann. Säuglinge im Alter bis zwei Monaten, also vor der ersten Impfung, stellen den Großteil der Krankenhauseinweisungen und Todesfälle wegen Keuchhusten dar. Um diese zu schützen, empfahl das ACIP (Advisory Committee for Immunization Pratices) 2008, die Mütter nach der Geburt mit einem Tetanus-Diphtherie-(azellulären) Pertussis-Impfstoff (Tdap-Impfstoff) impfen zu lassen, um „Herdenschutz“ zu gewährleisten. Da sich diese Strategie als schwer umsetzbar erwies, empfahl ACIP 2011 eine Impfung für alle Schwangere, die zuvor nicht immunisiert worden waren. Da die Antikörper-Antwort auf den Impfstoff schnell nachlässt, empfahl das ACIP Ende 2012, alle Schwangeren im 3. Trimenon unabhängig vom Impfstatus zu impfen. Deshalb haben amerikanische Forscher in einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie die Sicherheit, einen möglichen Antikörpertransfer und die Immunogenität nachfolgender Impfungen untersucht.

48 Schwangere erhielten eine Injektion mit dem Impfstoff (n = 33) oder mit Kochsalzlösung (n = 15) in der 30. bis 32. Schwangerschaftswoche und nach der Geburt die jeweils andere Injektion. Zudem wurden 32 nicht-schwangere Frauen mit dem Tdap-Impfstoff behandelt und dienten als Kontrollgruppe. In Bezug auf die Sicherheit gab es keine größeren Bedenken für Mutter und Kind. Die häufigsten Nebenwirkungen waren geringfügige Reaktionen an der Einstichstelle, meist leichte Schmerzen. Systemische Reaktionen (vorwiegend Kopfschmerzen) kamen öfter bei Impfungen nach der Geburt (73%) als während der Schwangerschaft (36%) vor. Obwohl bei 22 Frauen von schwerwiegenden Zwischenfällen wie intrauteriner Asphyxie berichtet wurde, konnte keiner dieser Fälle in Verbindung mit der Impfung gebracht werden. Die Kinder der zwei Gruppen unterschieden sich in keinem untersuchten Aspekt voneinander.

Der Tdap-Impfstoff war bei allen Frauen immunogen, und auch ein Antikörpertransfer über die Plazenta wurde beobachtet. So zeigte sich eine positive Korrelation zwischen den Antikörperspiegeln von Mutter und Kind, wobei die Spiegel des Kindes von der Geburt bis zum Alter von zwei Monaten bei einer Impfung während der Schwangerschaft höher waren. Um festzustellen, ob diese höhere Konzentration die Antwort der Kinder bei der aktiven Immunisierung abschwächt, wurden die Antikörperspiegel gegen verschiedene Bestandteile des Tetanus-Diphtherie-Pertussis-Impfstoffes für Kinder gemessen. Zwar zeigten sich bei den Kindern von während der Schwangerschaft geimpften Müttern im 7. Lebensmonat signifikant weniger Antikörper gegen Filamenthämagglutinin, dies normalisierte sich aber bis zum 13. Lebensmonat. Die Tetanus-Antikörperspiegel waren sogar höher als bei Kindern, deren Müttern nach der Geburt geimpft wurden.

Die Studie liefert gute Anhaltspunkte für eine Impfempfehlung, ist aber auf Grund ihrer kleinen Kohortengröße nicht ausreichend. Allerdings wurde nach einer solchen Empfehlung, die nach einer Keuchhusten-Epidemie in Großbritannien gegeben wurde, von einem Rückgang der Erkrankungen um 90% berichtet. Um die Sicherheit der Impfung jedoch wirklich beurteilen und seltene Nebenwirkungen erfassen zu können, sind größere prospektive Studien nötig. 

STIKO-Empfehlung


In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) wegen der Schwere des klinischen Verlaufs einer Pertussis im Säuglingsalter mit der Grundimmunisierung zum frühestmöglichen Zeitpunkt (unmittelbar nach Vollendung des 2. Lebensmonats) zu beginnen. Auffrischimpfungen sind mit fünf bis sechs Jahren empfohlen, dann werden zur Auffrischimpfung und auch für eine nachzuholende Grundimmunisierung Impfstoffe mit reduziertem Pertussis-Antigengehalt (Tdap oder Tdap-IPV) verwendet. Für alle Erwachsenen wird empfohlen, die nächste fällige Td-Impfung einmalig als Tdap-Kombinationsimpfung zu verabreichen. Alle Erwachsenen sollten einmalig gegen Pertussis geimpft werden. Für Frauen mit Kinderwunsch, enge Kontaktpersonen und Betreuer vor der Geburt eines Kindes sowie für Beschäftigte in Gesundheits- und Gemeinschaftseinrichtungen wird die Pertussis-Impfung von der STIKO als Indikationsimpfung alle zehn Jahre empfohlen.

Quelle: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI): Epidemiologisches Bulletin Nr. 34, 2013.

Quelle

Munoz FM. Safety and Immunogenicity of Tetanus Diptheri and Acellular Pertussis (Tdap) Immunization during Pregnancy in Mothers and Infants, JAMA 2014; 311(17): 1760–1769.

Jiménez-Truque N. Maternal Pertussis Immunization, JAMA 2014; 311(17): 1736–1737.

 

Apothekerin Sarah Katzemich

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.