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Aus den Ländern
Nachwuchs gewinnen
Diskussion über Attraktivität des Apothekerberufs
Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, gab einen kleinen Einblick in ihren Kammerbereich. Hier sei zwar in den letzten 14 Jahren ein signifikanter Rückgang der Apothekenzahlen um 10% auf derzeit 2000 zu verzeichnen, aber von einem Apothekensterben oder ländlichen Versorgungslücken könne keine Rede sein. Demgegenüber täten sich bezüglich der Ärzte, vor allem der Allgemeinmediziner durchaus schon weiße Flecken in der Landschaft auf. Die Zahl der Inhaber bezifferte sie mit 1650, was unter dem Stand von 1975 liege. Jede fünfte Offizin werde als Filialapotheke geführt. Insgesamt sei die Zahl der Arbeitsplätze in Apotheken im letzten Jahrzehnt jedoch deutlich angewachsen. Overwiening will die Vor-Ort-Versorgung mit Arzneimitteln auf dem Land auf jeden Fall erhalten wissen – auch wenn die Landärzte verschwinden – und fordert hierfür von der Politik adäquate Rahmenbedingungen.
Generation „Ypsilon“
NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens erkennt zwar die großen Herausforderungen an die Apotheker angesichts der demografischen Entwicklung und der sich wandelnden Gesellschaftsstrukturen durchaus an, warnte aber vor Schwarzmalerei. In ihrem Grußwort ging sie speziell auf den Einfluss des hohen Frauenanteils auf die Weiterentwicklung der Apotheke in der Zukunft ein. Junge Frauen wie auch ihre Partner der Generation „Ypsilon“ seien heute nicht mehr dazu bereit, sich die ganze Woche beruflich über Gebühr einzusetzen. Im Vordergrund stehe vielmehr die Life-Work-Balance. Zudem täten sich Frauen erfahrungsgemäß schwer, die für eine Existenzgründung notwendigen Kredite aufzunehmen und die damit verbundenen Risiken einzugehen.
„Trommeln“ für die Apotheke
Trotz dieser Ausgangssituation sollte es auch in Zukunft gelingen, ausreichend junges Fachpersonal für die Arbeit in der Apotheke zu gewinnen. Wer als Apothekenleiter Mitarbeiter haben will, dürfe die Erwartungen der Generation „Ypsilon“ nicht ignorieren, sondern sollte versuchen sie soweit wie möglich zu berücksichtigen und auch eigene Vorteile daraus zu ziehen. Dies ist einer der Ratschläge, die der Betriebswirt Prof. Dr. Andreas Kaapke, Stuttgart, in seinem Impulsreferat erteilte.
„Ich als Betriebswirt bin austauschbar. Uns gibt´s zuhauf. Aber Sie, die Apotheker, nicht.“
Prof. Dr. Andreas Kaapke
Aus den Ergebnissen einer Umfrage an rund 500 Schülern aus NRW, Bayern und Baden-Württemberg hat Kaapke die Erkenntnis gezogen, dass die jungen Leute ihr Wissen über den Apothekerberuf vorwiegend aus allgemeinen Quellen, Erzählungen von Verwandten und Freunden sowie aus der Presse und dem Fernsehen beziehen. Gerade dort kommen die Apotheker in den meisten Fällen nicht gut weg. „Wir müssen auf die Schüler in den höheren Klassen zugehen und ihnen die Attraktivität des Apothekerberufs verdeutlichen. Je mehr sie sich damit befassen, umso attraktiver wird ihnen das Pharmaziestudium erscheinen.“ Glaubt der Branchenkenner. Lockangebote für den Apotheker-Nachwuchs könnten flexible Arbeitszeit-und Vergütungsmodelle sein, die in kleinen Betrieben wie Apotheken besonders gut umzusetzen sind. Damit könnten die Apotheken auch gegenüber anderen Berufen punkten, in denen dies nicht möglich ist. Kaapke hält Beruf und Familie oder auch die Pflege eines Angehörigen mit der Apothekentätigkeit insgesamt für „erstaunlich gut vereinbar“. Hochqualifizierte Mitarbeiter könnten mit Zusatzqualifikationen als probate Motivationsmittel bei der Stange gehalten werden.
Networking und Flexibilität
Bei der anschließenden gesundheitspolitischen Expertenrunde herrschte weitgehende Einigkeit über ein besseres heilberufliches Netzwerk als gemeinsame Wunschvorstellung. Auch bezüglich des Anliegens, die Versorgungstrukturen mit Apotheken im ländlichen Raum auf jeden Fall aufrecht zu erhalten, gab es prinzipiell keinen Dissenz. Allerdings müssen wegen der Ausdünnung der Ärzte aus der Sicht der Grünen-Politikerin Klein-Schmeink und der Linken Vogler neue Strukturen entwickelt werden, um die Ressourcen besser auszuschöpfen. Spahn würde sich mehr Mut wünschen, die Möglichkeiten der modernen Technik zu nutzen. Er wolle zwar nicht der Online-Beratung das Wort reden, erwarte aber von den Apothekern weniger Vorbehalte in der Diskussion.
Vogler setzt auf eine bessere Vernetzung von ambulant und stationär sowie auf Versorgungseinrichtungen in strukturschwachen Gebieten, an die sich medizinische Spezialisten nicht sofort dauerhaft vertraglich binden müssen. Auf diese Weise hätten junge Ärzte die Möglichkeit, an verschiedenen Standorten Erfahrungen zu sammeln.
„Nichts, was Kammer und Verband für die Attraktivität des Berufsbildes tun, kann das individuelle Arbeitsverhältnis ersetzen.“
Prof. Dr. Andreas Kaapke
„Wir finden, das läuft ganz gut“
Der engagierten Forderung von Kammerpräsidentin Overwiening nach mehr Mitentscheidung bei der Arzneimitteltherapie hielt der CDU-Politiker Spahn entgegen, dass die Apotheker sich dann aber auch den Abrechnungsregimen zu stellen hätten, denen die Ärzte unterworfen seien. Ergänzend stellte er fest: „Unser Leidensdruck im Hinblick auf das bestehende System ist überschaubar. Wir finden, das läuft ganz gut. Die Apotheker sollten ihre Energie vor allem in das Medikationsmanagement stecken.“
„Zuerst steckt man viel Geld in meine Ausbildung, und dann will die Gesellschaft meinen Sachverstand nicht abrufen.“
Gabriele Regina Overwiening
Hierfür hat die Kammer Westfalen-Lippe nach den Schilderungen von Overwiening schon recht gut vorgearbeitet. Sie hat ein Konzept zur Ausbildung von „Medikationsmanagern“ entwickelt, dass im letzten Jahr alle Praktikanten im dritten Prüfungsabschnitt erfolgreich durchlaufen haben.
Wie Spahn wehrte sich auch die Grüne Klein-Schmeink gegen die Forderung, dass die Politik die Versorgung der Zukunft gestalten solle. Die Vorschläge müssten vielmehr aus der Praxis kommen. Seit Jahren, ergänzte Spahn, habe er um Vorschläge für Strukturen gebeten, die das Leistungsspektrum der Apotheker besser abbilden, bislang ohne großes Feedback. Die Ergebnisse von Armin erwartet er nun mit Spannung, denn das Projekt habe ja doch einen größeren Umfang als manche andere.
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