Prisma

Chirurgischer Klebstoff

Leicht applizierbar, stabil und ungiftig

cae | Ein neuer chirurgischer Klebstoff könnte die Herzchirurgie revolutionieren. Mit ihm lassen sich z.B. Löcher in der Herzscheidewand minimal-invasiv schließen.
Atriumseptumdefekt Ein Loch in der Scheidewand des Vorhofs schwächt die Leistung des Herzmuskels. Solche Löcher kann der Klebstoff HLAA in Sekundenschnelle verschließen.

Der von dem Materialwissenschaftler Jeffrey Karp, Boston, in Zusammenarbeit mit der Firma Gecko Biomedical, Paris, entwickelte Klebstoff besteht wesentlich aus den Molekülen Glycerol und Sebacinsäure (1,8-Octandicarbonsäure). Er ist flüssig und wird innerhalb weniger Sekunden fest, wenn er mit UV-Licht bestrahlt wird. Dies funktioniert auch, wenn der Klebstoff sich in einem Blutgefäß befindet. Dabei vernetzen sich seine Bestandteile nicht nur untereinander, sondern auch mit dem Kollagen und anderen Proteinen an der Gewebeoberfläche.

Der HLAA (hydrophobic light-activated adhesive) genannte Klebstoff erfüllt alle wesentlichen Eigenschaften der Unbedenklichkeit und Wirksamkeit, die ihn für die Anwendung in der Chirurgie empfehlen: Er ist nicht wasserlöslich und reagiert nicht mit Blutbestandteilen. Er ist biokompatibel und bioabbaubar und setzt keine toxischen Stoffe frei – bei anderen Klebstoffen ist die Freisetzung von Formaldehyd problematisch. Er haftet fest an der Klebestelle, ist aber auch elastisch, was zusammen eine hohe Widerstandsfähigkeit bei Bewegungen und hohem Druck bedeutet.

HLAA wurde erfolgreich im Tierversuch bei Mäusen und Schweinen mit Löchern in der Herzscheidewand getestet. Die zugeklebten Löcher hielten auch einem stark erhöhten Herzschlag und Blutdruck stand, wenn den Schweinen 24 Stunden lang Adrenalin appliziert worden war.

Als erste Indikation für HLAA betrachten die Forscher angeborene Herzfehler bei Neugeborenen, insbesondere den Atriumseptumdefekt. Mithilfe einer minimal-invasiven Operation lassen sich die Löcher in der Herzscheidewand sicher verschließen. Möglicherweise lassen sich mit HLAA auch Gehirnblutungen stoppen. Es steht jedoch noch nicht fest, wann und wo HLAA erstmals beim Menschen eingesetzt werden wird. 

Quelle: A Blood-Resistant Surgical Glue for Minimally Invasive Repair of Vessels and Heart Defects. Sci Transl Med 2014;6(218):218ra6.

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