Arzneimittel und Therapie

Analoga versus Human-Insulin

Studie bestätigt: Schwere Hypoglykämien unter Insulin-Aspart und Insuln-Detemir seltener

Insulin-Analoga wurden unter anderem entwickelt, um das Hypoglykämie-Risiko von Diabetikern zu senken, die auf Insulin angewiesen sind. Dennoch ist ihr Effekt auf das Auftreten von Hypoglykämien bei Typ-1-Diabetikern bisher nur unzureichend untersucht worden. In einer aktuellen Studie wurden nun Insulin-Analoga mit Human-Insulin hinsichtlich des Auftretens von schweren Hypoglykämien verglichen.
Foto: ABDA
Mit Insulin-Analoga und intensiver Überwachung des Blutzuckers können Hypoglykämien wirksam reduziert werden.

Eine Hypoglykämie (Unterzuckerung) kommt bei Typ-1-Diabetikern durch ein gestörtes Gleichgewicht aus Insulin-Wirkung und Glucose-Verfügbarkeit zustande. Bei wiederkehrenden schweren hypoglykämischen Anfällen sind Betroffene im Alltag auf die Hilfe von Angehörigen angewiesen. Sie können nur eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilhaben und sind in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. Die Häufigkeit des Auftretens schwerer Hypoglykämien bei Typ-1-Diabetikern konnte in den letzten Jahrzehnten nur schwach reduziert werden, obwohl die Insulin-Therapie stetig verbessert wurde (intensivierte Insulin-Therapie, Entwicklung von Insulin-Analoga, Pumpentherapie). Die Inzidenz von schweren Hypoglykämien liegt nach wie vor bei einer Episode pro Patientenjahr; jeder fünfte Diabetiker leidet unter rezidivierenden Hypoglykämien mit mehr als einer Episode jährlich. Die Wirkung von Insulin-Analoga auf die Kontrolle des Blutzuckerspiegels wurde in mehreren klinischen Studien und Metaanalysen gezeigt. Die Wirkung auf das Auftreten von Hypoglykämien wurde hingegen nur unzureichend untersucht, da in vielen Studien Patienten mit einem hohen Hypoglykämie-Risiko bewusst ausgeschlossen wurden und hypoglykämische Endpunkt-Parameter oft nicht exakt definiert wurden.

Die HypoAna-Studie

In der in Dänemark durchgeführten HypoAna-Studie wurde nun untersucht, ob Insulin-Analoga (Insulin-Aspart und Insulin-Detemir) das Auftreten schwerer Hypoglykämien bei Typ-1-Diabetikern im Vergleich zu Human-Insulin reduzieren können. Die Studie wurde in einem prospektiven, randomisierten, offenen, Blind-Endpunkt-Design (PROBE) an sieben medizinischen Zentren in Dänemark durchgeführt. Eingeschlossen wurden Patienten ab einem Alter von 18 Jahren mit Typ-1-Diabetes, die innerhalb der letzten zwölf Monate zwei oder mehr hypoglykämische Episoden hatten. Die Patienten wurden im Sinne eines Cross-over-Designs randomisiert in zwei Gruppen eingeteilt. Dabei wurden zwei zwölfmonatige Behandlungszyklen festgelegt, jeweils mit einer dreimonatigen Eingewöhnungsphase gefolgt von einer neunmonatigen Erhaltungsphase. Als Therapieoptionen standen zum einen die Insulin-Analoga Insulin-Detemir als Basaltherapie und Insulin-Aspart als Bolus zur Verfügung, zum anderen die Human- Insuline Neutral-Protamin-Hagedorn (NPH)-Insulin (Basal) und humanes Normal-Insulin (Bolus), jeweils zur subkutanen Anwendung. Als primärer Endpunkt wurde die Anzahl schwerer hypoglykämischer Episoden während der Erhaltungsphase festgelegt. Schwere Hypoglykämien wurden definiert als Hypoglykämien mit so ausgeprägter Symptomatik, dass der Patient auf fremde Hilfe angewiesen war.

Insulin-Analoga sind überlegen

Insgesamt wurden 159 Patienten in die Studie eingeschlossen. Während der ersten dreimonatigen Eingewöhnungsphase stiegen 18 Probanden aus der Studie aus, sodass 141 Probanden in der Intention-to-treat-Population verblieben. Unter der Behandlung mit Human-Insulin wurden 136 schwere Hypoglykämien berichtet, verglichen mit 105 während der Therapie mit Insulin-Analoga. Die absolute Reduktion unter Therapie mit Insulin-Analoga betrug 0,51 Episoden pro Patientenjahr. Das entspricht einer relativen Reduktion schwerer hypoglykämischer Ereignisse von 29% durch die Insulin-Analoga verglichen mit herkömmlichen Human-Insulinen. Somit konnte gezeigt werden, dass Insulin-Analoga schwere hypoglykämische Ereignisse bei Typ-1-Diabetikern, die unter schweren rezidivierenden Hypoglykämien leiden, klinisch signifikant senken können.

Selbstmonitoring bleibt wichtig

Mikael Knip vom Universitäts-Krankenhaus Helsinki, ein anerkannter Experte auf dem Gebiet der Diabetes-Typ-1-Forschung, hebt ebenfalls die statistisch signifikante und klinisch bedeutsame Überlegenheit der Insulin-Analoga hinsichtlich der Senkung des Hypoglykämie-Risikos hervor. Allerdings gibt er auch zu bedenken, dass die eingeschlossenen Patienten im Zeitraum von zwölf Monaten vor der Studie durchschnittlich 5,8 schwere hypoglykämische Ereignisse hatten. Während der Studie betrug die Anzahl der schweren hypoglykämischen Ereignisse hingegen nur 1,6 pro Patientenjahr. Das deutet auf einen starken Einfluss der Studie an sich hin. Dazu gehören die erhöhte Aufmerksamkeit der Patienten auf ihre Insulin-Therapie und häufigeres Selbst-Monitoring des Blutzuckerspiegels. 

Quelle

Pedersen-Bjergaard U et al. Effect of insulin analogues on risk of severe hypoglycaemia in patients with type 1 diabetes prone to recurrent severe hypoglycaemia (HypoAna trial): a prospective, randomised, open-label, blinded-endpoint crossover trial. Lancet Diabetes Endocrinol 2014; 2:553-561. http://dx.doi.org/10.1016/S2213-8587(14)70073-7

Knip M. Insulin analogues for recurrent severe hypoglycaemia. Lancet Diabetes Endocrinol 2014. http://dx.doi.org/10.1016/S2213-8587(14)70105-6

Apothekerin Dr. Birgit Benedek

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