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Orale Krebstherapie im Kommen

NZW-Süd fand erstmals in München statt

MÜNCHEN (pj) | Ortswechsel: Zum ersten Mal fand der NZW-Süd – eine Ergänzung des Norddeutschen Zytostatikaworkshops NZW – in München statt. Rund 300 Apotheker und PTA besuchten am 12. und 13. September den von der Deutschen Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP) veranstalteten pharmazeutisch-onkologischen Fachkongress. Ein weiteres Novum war die erste Fachtagung zur oralen Krebstherapie, die begleitend abgehalten wurde.

Mit dem Umzug nach München wurde der klassische NZW-Süd, der sich vornehmlich mit der Aktualisierung medizinisch-onkologischen Wissens befasst, erstmals mit einer Fachtagung zur oralen Krebstherapie ergänzt. Wie die Kongressinitiatoren Prof. Dr. Günther Wiedemann, Ravensburg, und Klaus Meier, Soltau, einleitend hervorhoben, soll durch diese Erweiterung der Tatsache Rechnung getragen werden, dass orale Zytostatika im Apothekenalltag eine immer größere Rolle spielen. Die Gesellschaft ist mit folgenden Tatsachen konfrontiert: Krebserkrankungen werden häufiger, die Patienten älter, die Krankheitsphasen länger und die Therapien komplexer, gleichzeitig nimmt die Zahl der Ärzte ab, und der Bedarf an Beratung und Information wächst. Hier kann der onkologisch geschulte Pharmazeut eine wichtige Aufgabe übernehmen, vor allem bei der Abgabe oraler Zytostatika. Diese neue Herausforderung hat auch Thomas Benkert, Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer, in seinem Grußwort hervorgehoben.

Foto: Jungmayr
Günther Wiedemann, Klaus Meier, Thomas Benkert (v.l.).

Update medizinisch-onkologischer Themen

Mehrere Vorträge befassten sich mit den Therapiemöglichkeiten bei Kopf-Hals-Tumoren. Weitere Beiträge gaben einen Überblick zur personalisierten Therapie nicht-kleinzelliger Bronchialkarzinome, zur Behandlung von Mamma-, Ovarial-, Harnblasen- und Prostatakarzinomen, zur Strahlentherapie des Morbus Hodgkin, zur Systemtherapie von Sarkomen sowie des multiplen Myeloms. Neben einzelnen Tumorentitäten wurden ferner Fragen zur Diagnostik und Therapie der Fatigue, zu ethischen Aspekten der Patientenrolle in onkologischen Studien sowie neue immunologische Therapieansätze wie etwa der Einsatz von Checkpoint-Inhibitoren erörtert. Eine Autorenlesung von Krebspatienten rundete diesen Vortragsblock ab.

Fachtagung zur oralen Krebstherapie

Im Einführungsvortrag ging Dr. Tilmann Schöning, Heidelberg, auf Besonderheiten bei der Therapie mit oralen Zytostatika ein. Darunter fallen etwa spezielle Nebenwirkungen (insbesondere bei Tyrosinkinase-Inhibitoren), erforderliche Supportivmaßnahmen, komplexe Behandlungsschemata, Wechselwirkungen mit weiteren Medikamenten und Nahrungsmitteln sowie Schulungen zum Umgang mit CMR-Arzneimitteln und zur Einnahme oraler Zytostatika. Dies erfordert eine ausführliche, empathische Beratung, die den Patienten weder überfordert noch verunsichert. Diesen Aspekt hob auch Steffi Künne, Dortmund, hervor, die praxisnahe Vorschläge zur Beratung über unerwünschte Wirkungen unterbreitete. Die Beratung sollte patienten- und wirkstoffbezogen erfolgen und nicht zu viele Informationen enthalten. So können beispielsweise während eines Gesprächs die drei für den Patienten relevantesten Nebenwirkungen besprochen und Maßnahmen zur Linderung erläutert werden. Eine übertriebene Aufklärung, die alle theoretisch denkbaren Nebenwirkungen anspricht, verunsichert den Betroffenen und schwächt dessen Adhärenz.

Weitere Beispiele für das praxisnahe Vorgehen bei der Beratung von Tumorpatienten erläuterte Kerstin Bornemann, Göttingen. Den Apothekern steht hierfür das „Pharmazeutisch-onkologische Betreuungstool“ der Deutschen Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (PoB-DGOP®) zur Verfügung. Neben der Beratung zur Einnahme sind zusätzliche Hinweise zu supportiven Maßnahmen (Ernährung, Hautpflege etc.) und zum Vorgehen beim Auftreten unerwünschter Wirkungen zu beachten.

Fragen zur Adhärenz griff Dr. Annette Freidank, Fulda, auf. Zahlreiche Faktoren beeinflussen die Mitarbeit des Patienten, die durch pharmazeutische Interventionen verbessert und unterstützt werden kann. Erwartungen an eine pharmazeutische Beratung aus der Sicht eines Krebspatienten legte Doris C. Schmitt, Konstanz, dar und hob die Bedeutung eines informierenden und emphatischen Gesprächs hervor.

Jürgen Barth, Gießen, wies auf die potenziellen Gefahren einer Übersupplementierung mit Antioxidanzien und Vitaminen hin. Zwar liegen Studien zu positiven Kurzzeiteffekten dieser Substanzen vor, die aber bei langfristiger Einnahme ins Gegenteil umschlagen können. Ferner können Antioxidanzien zu einem Wirkverlust einer strahlen- oder chemotherapeutischen Behandlung führen. Zudem können Supplemente bereits in gängiger Dosierung zu ernsthaften Nebenwirkungen führen, so etwa die Einnahme von Folaten bei einer Therapie mit Capecitabin.

Workshops, darunter ein Erfahrungsaustausch bei der Anwendung der DGOP Oralia-Datenbank (www.dgop-oralia.de), und eine Industrieausstellung rundeten den Kongress ab. 

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