Familienplanung

Smarte „Frauenversteher“

Ap(p)otheke spezial – für Frauen

Von Reinhild Berger | Unser Smartphone begleitet uns heute durchs Leben, durch unseren Alltag. Indem wir mit unseren Fingern auf ihm herumtasten, hat unser Handy täglich viele Stunden Körperkontakt. Liegt es da nicht nahe, die Verbindung zum eigenen Körper noch enger zu gestalten? Wenn wir das Smartphone täglich mit subjektiven Wahrnehmungen und objektiven Messungen „füttern“, können wir einige unserer Körperfunktionen regelrecht „spiegeln“. Wir erhalten eine Sammlung von Körperdaten, die wir begutachten, auswerten und als Richtschnur nehmen können. Für junge Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter bietet es sich fast von selbst an, auf dem Smartphone ein Zyklus-Tagebuch zu führen. Neben einer Auswahl an Zyklus-Apps stelle ich Ihnen heute einige kleine smarte Helfer speziell für Frauen vor, zum Beispiel Apps, die an die Einnahme der Pille erinnern, sowie Schwangerschafts-Apps.

Wer immer wiederkehrende, aber auch auffällig-ungewöhnliche körperliche Ereignisse und Reaktionen regelmäßig dokumentiert, kann Abläufe im eigenen Organismus und damit sich selbst besser kennenlernen und verstehen. Das ist die Grundidee vieler Gesundheits-Apps. Das „Kennenlernen“ ist dabei zweiseitig: Je mehr Daten man in sein Smartphone eingibt, umso genauer lernt uns auch die Software kennen, umso deutlicher wird das individuelle Spiegelbild, das sich auf Dauer abzeichnet. Auch wenn die regelmäßige Selbstvermessung inzwischen durchaus kritisiert wird, sind die Vorteile überzeugend: Noch immer haben sehr viele Menschen ein nur gering ausgeprägtes Körper- und damit Gesundheitsbewusstsein, sie beschäftigen sich eher zu wenig als zu viel mit dem eigenen Körper. Die Selbstbeobachtung, das Aufzeichnen von Daten und der regelmäßige Blick in den „Smartphone-Spiegel“ können die Wahrnehmung und das Gefühl für Körperabläufe schulen und stärken – im Sinne eines bewussteren, gesünderen Lebens.

Zyklus-Apps

Fotos: DAZ/Berger
Abb. 1: Unkompliziert und nur mit persönlichem Code zu öffnen: Der „mKalender“ im Auftrag der Hexal AG.

Einen kostenlosen, einfachen Zykluskalender (fürs iPhone), der sich diskret „mKalender“ nennt, bietet die Happy Mom Group GmbH im Auftrag der Hexal AG an. Mir gefällt, dass der Zugang durch einen persönlichen Code geschützt ist, sodass die intimen Daten ein wenig versteckt liegen und auch nicht aus Versehen auf dem Display erscheinen. Die Bedienung ist denkbar einfach und intuitiv. Es erscheint ein Monatskalender, auf dem man das gewünschte Datum antippt. Dann kann man mithilfe des Plus-Zeichens verschiedene Daten und Befindlichkeiten eingeben sowie sichern. Man kann den Beginn und das Ende der Periode markieren, an welchen Tagen man Intimverkehr hatte, ob man die Pille einnimmt. Kopfschmerzen, Krämpfe und Blutungsstärke lassen sich in ihrer Intensität dokumentieren (schwach, mittel, stark). Zusätzliche Notizen sind möglich. Unter „Einstellungen“ lassen sich Angaben machen zur Zykluslänge, zum Zeitpunkt des Eisprungs (wie sich der Standardwert errechnet, wird erklärt), zur Länge der Periode. Pillenverwenderinnen können eine tägliche Uhrzeit angeben, zu der sie an die Pilleneinnahme erinnert werden möchten. Auf dem Monatskalender, der auf dem Display im Ganzen sichtbar ist, sind Tage der Periode, Fruchtbarkeit, Eisprung, Verhütung und Intimverkehr durch kleine Symbole gekennzeichnet und auf einen Blick erkennbar.

Nach demselben einfachen Prinzip gestaltet (und vom selben Anbieter) sind die von einigen Frauenarztpraxen angebotenen Zykluskalender, mit dessen Hilfe dem man sich – anstelle an die Einnahme der Pille – an den Arzttermin erinnern lassen kann. Beispiel: „Dr. Götz“, eine App der Frauenarztpraxis Dr. med. Christina Götz aus Stuttgart. Die Frau/Patientin kann sich über die Leistungen der Praxis informieren, über die App per E-Mail eine Terminanfrage senden und sich die Anfahrtsroute darstellen lassen. Andere (wenige!) Gynäkologen haben vergleichbare Apps.

Der tägliche Pillenwecker

Abb. 2: „Never forget“: Beschwerden und Befindlichkeiten lassen sich als Kurvendiagramme darstellen und als Bericht senden.

Etwas mehr an Infos, ohne dass es unübersichtlich wird, bietet die App „Never forget“ (für iPhone und Android erhältlich), kostenlos zur Verfügung gestellt von der Fa. Rottapharm/ Madaus GmbH. Auch hier gibt es den Monatskalender, in dem sich Ereignisse (Periode, Fruchtbar, Eisprung, Pille, Sex, Gyn-Termin) mittels Symbolen kennzeichnen lassen. Zusätzlich findet man eine Rubrik „Zyklus/Pille“, in der man seine Pilleneinnahme nicht nur zeitlich dokumentieren, sondern sich auch zuverlässig an die tägliche Einnahme erinnern lassen kann (mit verschiedenen Tönen oder tonlos, auch mit Wiederholungsfunktion). Ebenso kann man den Zeitpunkt bzw. das Datum eingeben, an dem man an das Wiederholungsrezept für die Pille erinnert werden möchte. Man hat jederzeit im Blick, wie lange der aktuelle Pillenvorrat noch ausreicht. Anschaulich und eine nette Spielerei ist die Rubrik „Auswertung“, in der die eingegebenen Daten zur Befindlichkeit in (Wochen-)Kurven dargestellt werden. Etwas gewöhnungsbedürftig ist dabei allerdings, dass eine negative Stimmungslage als hoher Wert in der Kurve erscheint, eine gute Stimmung dagegen auf der Nulllinie liegt. Zumal starke Bauch- und Kopfschmerzen als hoher Kurvenwert dargestellt werden und geringe Beschwerden zur Nulllinie tendieren. In der Rubrik „Arzttermin“ gibt es ebenfalls eine Erinnerungsfunktion sowie leere Felder, in die man Fragen an die Frauenärztin eintragen kann. Ein weiteres Feld hat die Überschrift „Diese Beobachtungen habe ich gemacht“. Gut ist auch die „Checkliste Frauenarzt“, die zum Beispiel an praktische Kleidung erinnert, aber auch an die Krankenkassenkarte und die Mitnahme von Zyklusdaten. Zusatznutzen bietet die Rubrik „Mehr“. Hier gibt es gut verständliche Infos über den weiblichen Zyklus, über Verhütung mit verschiedenen Methoden, zur Intimpflege und zur allgemeinen Gesundheitsprävention, auch über Essstörungen! Mein Urteil: Eine praktische App, die auch ohne jede Vorerfahrung unkompliziert zu bedienen ist, sich auf Wichtiges beschränkt, sich mit ihren Texten nicht unangenehm anbiedert, aber doch sehr persönlich informiert.

Schwanger werden

Abb. 3: Übersichtlich und mit gut verständlicher Einführung: der Zykluskalender „NetMoms“ möchte der Nutzerin helfen, schwanger zu werden.

Einen Zykluskalender (kostenlos für iPhone und Android erhältlich) mit dem Ziel, schwanger zu werden, bietet die NetMomsGmbH, unterstützt durch femibion-Werbung. NetMoms (www.netcoms.de) bezeichnet sich selbst als „eines der erfolgreichsten europäischen Mütterportale im Internet“. Angeboten werden vielfältige und gut verständliche Informationen, Austausch und Kennenlernen, Fotowettbewerbe sowie ein umfangreiches Produkttestangebot. Die App überzeugt spontan durch eine gut verständliche Einführung. Es gibt die Bereiche „Übersicht“, „Kalender“ und „Graph“. Mit dem Plus-Zeichen lassen sich persönliche Daten eintragen. Wer dies sorgfältig tut, kann mit einem Blick seine fruchtbaren Tage erkennen bzw. den augenblicklichen Stand im Zyklus. Außerdem lässt sich eine Temperaturkurve erstellen, mit deren Hilfe fruchtbare Tage zusätzlich erkannt werden können. Die App hat eine Erinnerungsfunktion (Temperatur messen und eintragen, Zervixschleim kontrollieren), ermöglicht die Einstellung von Zyklus- und Menstruationslänge und gibt umfassende Infos zum weiblichen Zyklus. Im Bereich „Graph“ werden die eingegebenen Werte wahlweise in Form einer Woche oder in Form des gesamten Zyklus grafisch aufbereitet. Hier muss man sich aber erstmal in die Darstellungsweise hineindenken, sie ist nicht auf Anhieb zu verstehen. „Viel Spaß beim Schwanger werden;-)“ wünscht die App, die kontinuierlich auf „femibion“ aufmerksam macht.

Abb. 4: „Mein Eisprung“: Hier gibt es zusätzlich die Möglichkeit, sich auf einer Community mit Gleichgesinnten auszutauschen.

„Mein Eisprung“ ist eine kostenlose App für iPhone und Android von urbia.de (nach eigener Aussage „die größte deutsche Website rund um das Thema Familie“) mit Unterstützung von Folio. Die App weist ausdrücklich darauf hin: Sie ist nicht zur Verhütung geeignet, ersetzt auch keine ärztliche Beratung, bietet weder Diagnose noch Therapie. Doch die grafisch freundlich gestaltete App hilft spielerisch dabei, die (vermutlich) fruchtbaren Tage im Zyklus zu erkennen, und gibt viele seriöse Tipps zu den Themen Zyklus und Eisprung, Folsäure, Ovulations- und Schwangerschaftstest, Zervixschleim, Errechnen des Geburtstermins. Für viele Frauen interessant ist offenbar die integrierte „Community“ von Gleichgesinnten, hier ist ein lebhafter Austausch von Fragen, Antworten, persönlichen Erfahrungen zu verfolgen. Die Folio-Werbung ist auf jeder Seite präsent. Ich finde die App ansprechend und übersichtlich, leicht zu verstehen und zu bedienen.

Mit der Pille sicher verhüten

„Pillenalarm“ ist eine kostenlose App von der Bayer Healthcare AG/Jena-pharm für Frauen, die die Pille einnehmen. Die App (für iPhone und Android erhältlich) gefällt mir aufgrund ihrer klaren Struktur und ihres freundlichen Designs. Sie ist intuitiv zu bedienen. Hier gibt es nicht nur einen Monats-Zykluskalender, sondern sogar einen Jahreskalender im Überblick, der auf dem Display zwar recht winzig erscheint, aber trotzdem erstaunlich gut erkennbar bleibt. Wenn man auf „Pillenpackung“ klickt, sieht man sofort, wieviele Pillen noch im Blister sind (sofern man am Anfang richtige Angaben gemacht hat). Im „Tagebuch“ lassen sich Befindlichkeiten auch in ihrer Intensität dokumentieren. Man kann sich an die Einnahme der Pille sowie an den nächsten Arzttermin erinnern lassen. Wenn man die tägliche Einnahme protokolliert hat (die Erinnerungsfunktion ist unerbittlich!), kann man zuschauen, wie eine der Pillen aus dem Blister verschwindet, eine nette Spielerei.

Abb. 5: „Pillenalarm“ überwacht konsequent und unerbittlich die regelmäßige Einnahme der Pille.

Unter „Mehr“ gibt es Tipps für den Fall, dass man die Pille vergessen hat, sowie Infos zu Risiken und Nebenwirkungen der Pille und zum weiblichen Zyklus. Werbung ist auf den Seiten nicht zu sehen, es gibt allerdings beim Stichpunkt „Verhütung“ einen Link zur Jenapharm-Website. Insgesamt eine App, die man interessierten Apothekenkundinnen gut empfehlen kann.

Leider nur fürs iPhone gibt es die Zyklus-App mit dem Namen „Clue“, bei der mir vor allem die gute Gestaltung und Gliederung gefällt. Die Informationen sind zum Teil sehr wissenschaftlich formuliert, es gibt aber eine Erklärung medizinischer Fachausdrücke. Auch bei Clue geht es um die Dokumentation des Zyklus mit allen seinen Begleiterscheinungen. Die Abfragen sind relativ differenziert, z.B. beim Stichwort „Sex“ kann man hinzufügen „ungeschützt“, „geschützt“, „hohe Libido“ und „Interruptus“. Bei der Abfrage der Stimmung kann man wählen zwischen „fröhlich“, „sensibel“, „traurig“, „PMS“. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass der Körper „kein Uhrwerk“ ist, Abweichungen also völlig normal und gesund sein können. Clue kooperiert mit Wissenschaftlern, die sich für die in der Zyklus-App weltweit erhobene, riesige Datenmenge interessieren, die quantitativ jede Forschungsstudie übertrifft.

Apps für Schwangere

Abb. 7: Die AOK-App zur Schwangerschaft enthält eine gut gegliederte Fülle an Infos medizinischer und rechtlicher Art.

Wenn es geklappt hat mit der ersehnten Wunsch-Schwangerschaft, ist die schwangere Frau – besonders, wenn sie zum ersten Mal schwanger ist – intensiv auf der Suche nach weiteren Informationen. Eine kostenlose App, die durch ihr Bildmaterial besticht, findet man im App Store und bei Google Play unter dem Stichwort „Schwangerschaft“. Auf dem Titel steht „Schöne Bilder – 42 Wochen wunderschön illustriert“, herausgegeben wird sie von der in England ansässigen Health & Parenting Ltd. Die Texte gibt es allerdings auch auf Deutsch. Die Startseite lässt sich personalisieren, damit man seine ganz persönliche Schwangerschaft verfolgen kann, was sehr geschickt gemacht ist. Übrigens, die App lässt sich auch für Väter, Großeltern und andere Familienangehörige personalisieren.

Es gibt wirklich „Gründe, jeden Tag wiederzukommen“, wie es in der App heißt. Man kann seine Gesundheit und Arzttermine protokollieren und hat dazu unterstützende „Werkzeuge“. Interessant: ein „Trittzähler“ für die fortgeschrittene Schwangerschaft, mit der die Schwangere die Tritte des Babys dokumentieren und zählen kann. Außerdem gibt es Diät-, Bewegungs- und Weheninfos, 1000 Babynamen und noch viele Überraschungen mehr. Der Hit sind aber die integrierten Fotos des Embryos in jeder Stufe der Schwangerschaft.

Abb. 6: Die App „Schwangerschaft – schöne Bilder“ lässt sich auch für Großeltern personalisieren.

Hier kann man sich auch als Nichtschwangere kaum satt sehen, die Bilder sind berührend und emotional.Im Vergleich dazu sehr sachlich sind die Schwangerschafts-Apps der Hanseatischen Krankenkasse (HEK), der AOK sowie der privaten Central Krankenversicherung AG. Auf allen diesen Apps, die es fürs iPhone und für Android-Smartphones gibt, lassen sich Arzt- und Vorsorgetermine verwalten, es gibt einen Ratgeberteil, ein Tagebuch, Checklisten. Welche App man bevorzugt, ist sicher Geschmackssache. Mein Favorit ist die AOK-App, sie informiert sehr umfassend und verständlich, ist leicht zu bedienen und übersichtlich gestaltet, erlaubt Notizen.

Eine gute Idee ist der „Mutterpassübersetzer“, der medizinische Fachbegriffe im Zusammenhang mit der Schwangerschaft und Geburt erklärt.

Übrigens, bei keiner der hier genannten Apps muss man sich mit Mail-Adresse anmelden oder registrieren, um sie zu nutzen.

Menopause und mehr

Auch nach einer deutschsprachigen App für Frauen in der Menopause habe ich gesucht – gefunden habe ich nur „Wechseljahre meistern“ von Dr. Jakob Bargak (leider gibt es zur Person keine aussagekräftigen Infos, auch nicht im Internet), der eine Einführung in die Akupressur-Behandlung typischer Wechseljahresbeschwerden anbietet. Kleine Videos geben Anleitungen für die Selbstmassage. Englischsprachig gibt es ein „Menopause Diary“, in dem sich Tagebuch führen lässt über Beschwerden. Beides wohl weniger empfehlenswert für Apothekenkundinnen hierzulande.

Zum „App-Schluss“ noch ein Tipp, nicht nur für Frauen: „WC-Finder Deutschland“, eine App, die den Weg zur nächsten Toilette weist. Sicher ein guter Ansatz, der in der Ausführung noch verbessert werden kann. Natürlich steht und fällt der Nutzen mit den jeweiligen Betreibern der WCs und deren Angaben. Ob es wirklich so hilfreich ist, morgens auf die Toilette eines (mittags und abends geöffneten) Schnellimbisses verwiesen zu werden – naja. Gut gemeint. Aber im Notfall möglicherweise doch ein Rettungsanker.  

Autorin


Reinhild Berger, Apothekerin und frühere Chefredakteurin PTAheute.
reinhild_berger@t-online.de

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