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Arzneimittel und Therapie
Wo stehen wir?
HIV-Therapie 2014
Laut WHO-Daten gehen seit 2001 die HIV-Neuinfektionen erfreulicherweise weltweit zurück, ebenso wie die Zahl der Todesfälle. Dies berichtete Prof. Dr. med. Gerd Fätkenheuer, Oberarzt der Klinik I für Innere Medizin an der Uniklinik Köln, im Rahmen eines von der Paul-Martini-Stiftung veranstalteten Symposiums zur Prävention und Therapie von Infektionskrankheiten in Berlin. Dennoch gebe es keinen Grund zur Sorglosigkeit; denn für Deutschland beispielsweise meldete das Robert Koch-Institut kürzlich einen Anstieg der gesicherten HIV-Neudiagnosen von 2976 im Jahre 2012 auf 3263 im Jahre 2013. Dies entspricht einer Zunahme von rund 10%.
Breites Portfolio an gut wirksamen Therapien
Patienten, die eine lebenslange Therapie erhalten und „durchhalten“, können mit einer Lebenserwartung rechnen, die der durchschnittlichen sehr nahekommt. Erhebungen zufolge stirbt nur knapp ein Drittel der HIV-Patienten an Aids-spezifischen Erkrankungen. Zu den führenden Todesursachen zählen Tumoren (15%), Leber- (13%) und kardiovaskuläre Erkrankungen (11%).
Derzeit stehen mehr als 20 antiretrovirale Einzelsubstanzen zur Verfügung, die meist als Dreifach-Kombinationstherapie verabreicht werden. Besonders förderlich für die Compliance sei, dass vielfach nur eine einzige Tablette pro Tag eingenommen werden müsse. Welche Kombination im Einzelfall empfehlenswert ist, kann der aktuellen, unter Federführung der Deutschen Aids-Gesellschaft e.V. veröffentlichten Leitlinie entnommen werden. Trotz der großen Behandlungserfolge werden jedoch weiterhin neue Arzneimittel benötigt, da sich unter der Einnahme häufig Resistenzen entwickeln.
Ist eine Heilung möglich?
Berichte über Einzelfälle, in denen bei HIV-Patienten keine Viren im Blut mehr nachweisbar waren, hatten Anlass zur Hoffnung auf baldige Heilung von Aids gegeben. Einer dieser Fälle war der an Leukämie und Aids erkrankte sogenannte „Berliner Patient“. Er hatte eine allogene Transplantation mit Stammzellen eines CCR5-negativen Spenders erhalten und war danach virusfrei. Zum anderen hatte ein als „Mississippi-Baby“ bezeichneter Säugling, der unmittelbar nach der Geburt antiretroviral behandelt worden war, über zwei Jahre ohne nachweisbare Virus-Last gelebt. Im Juli dieses Jahres war jedoch über einen erneuten Virus-Nachweis bei dem Kind berichtet worden, was die anfängliche Euphorie über eine mögliche Heilung gedämpft hat. Derzeit richten sich die Anstrengungen der Forscher darauf, Viren aus latenten Reservoiren, wo sie sich vor dem Immunsystem sowie antiretroviralen Wirkstoffen „verstecken“ können, freizusetzen (kick and kill strategy).
Quelle
Epidemiologisches Bulletin des Robert Koch- Instituts (2014) Nr. 26, www.rki.de
Fätkenheuer G. HIV-Therapie 2014 – State of the Art. Drug Res 2014;64(1),516-517
Smith CJ et al. Trends in underlying causes of death in people with HIV from 1999 to 2011. Lancet (2014)384:241-248, doi: 10.1016/S0140-6736(14)60604-8
Deutsch-Österreichische Leitlinien zur antiretroviralen Therapie der HIV-Infektion (Klassifikation: S2k). AWMF-Register-Nr.: 055-001, Stand Mai 2014, www.daignet.de
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