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Für eine bessere Versorgung
Berufspolitik auf dem NZW in Hamburg
Wie Klaus Meier, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP), und Kai-Peter Siemsen, Präsident der Hamburger Apothekerkammer, in ihren Grußworten hervorhoben, hat sich die onkologische Pharmazie in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Disziplin der Pharmazie entwickelt, deren Bedeutung wegen der häufigen Chronifizierung von Tumorerkrankungen und des vermehrten Einsatzes oraler Zytostatika in naher Zukunft noch steigen wird.
Um den onkologischen Patienten besser versorgen zu können und der zunehmenden Bedeutung oraler Krebstherapien gerecht zu werden, liegt ein derzeitiger Schwerpunkt der onkologisch-pharmazeutischen Fortbildung auf oralen Zytostatika. Ein wichtiger Baustein hierfür ist die DGOP-Initiative „Orale Zytostatikatherapie – sicher und effektiv durch gemeinsame Beratung“. In Basisvorträgen werden wichtige Grundlagen der oralen Tumortherapie vermittelt, und in einer eigens konzipierten Datenbank können Informationen abgerufen und Patientenpläne erstellt werden.
DGOP Oralia-Datenbank
Diese Monografie-Datenbank enthält wirkstoffbezogene und praxisrelevante Informationen zu oralen Zytostatika und soll dazu dienen, die pharmazeutische Betreuung onkologischer Patienten zu verbessern und ihre Lebensqualität zu erhöhen. Sie bietet die Möglichkeit, die Arzneimitteldaten der Patienten zu speichern, die Beratung zu dokumentieren, individuelle Einnahmepläne zu erstellen und Hinweise zu Neben- und Wechselwirkungen abzurufen:
Ergänzend hierzu fanden auf dem diesjährigen NZW weitere Veranstaltungen zur Oralia-Initiative und zum Medikationsmanagement onkologischer Patienten statt.
Versorgungsengpässe in der Diskussion
Die Ursachen für Versorgungsengpässe sind multifaktoriell. Zu den Faktoren zählen: politische Rahmenbedingungen, demografische Entwicklung, steigende Nachfrage in Schwellenländern, Marktverengung, weniger Anbieter, Qualitätssicherung, Kostendruck, eine schwierige Planbarkeit der Produktion sowie mangelnde wirtschaftliche Interessen. Ebenso vielfältig sind die Vorschläge, wie die Versorgungsengpässe behoben werden könnten. Eine Möglichkeit sehen Vertreter der Gesetzlichen Krankenkassen im Drei-Partner-Modell, das Dr. Claudia Heilig, DAK-Gesundheit, Hamburg, vortrug: Dabei schließt eine Krankenkasse mit drei verschiedenen Herstellern Verträge, um beim Ausfall eines Partners auf die Kapazitäten der verbliebenen beiden Partner zurückgreifen zu können.
„Wer in Europa verkaufen will, soll auch in Europa produzieren.“
Klaus Meier, DGOP
Allerdings – so die Kritik – können mit diesem Modell kurzfristig keine Versorgungsengpässe aufgefangen werden, da es in der Regel rund sechs Monate dauert, bis ein Ersatz ausgeliefert werden kann. Die Bundesregierung sieht dieses Problem, denn im aktuellen Koalitionsvertrag steht, dass beim Abschluss von Rabattverträgen Maßnahmen zu ergreifen sind, um Lieferengpässe zu vermeiden, so Michael Hennrich (MdB, CDU).
Welche weiteren Lösungen bieten sich an, um die Engpässe zu verhindern? Sollen nur in Europa hergestellte Medikamente eingesetzt werden, wie Klaus Meier, DGOP, vorschlägt? Hierin sieht Hennrich eine Marktabschottung und schlägt stattdessen vor, es solle Sorge getragen werden, dass Europa für herstellende Firmen ein attraktiver Standort bleibt. Bork Bretthauer von Pro Generika e.V., Berlin, forderte, dass dann auch die Infrastrukturen verbessert werden müssen.
„Wenn ein Liter 5-FU weniger kostet als ein Cappuccino, stimmt etwas nicht.“
Bork Bretthauer, Pro Generika
Ein weiterer Schwerpunkt des berufspolitischen Forums befasst sich mit der Frage, ob Ausschreibungen einen Einfluss auf regionale Versorgungsprozesse haben. Bretthauer zufolge führen Ausschreibungen zwar zur Kostenersparnis, aber auch zu einer Marktverengung. Des Weiteren haben sie keinen positiven Einfluss auf die Qualität der Arzneimittel, da Qualitätskriterien bei den Ausschreibungen keine Rolle spielen, was Heilig bestätigte. Hennrich sieht Ausschreibungen im onkologischen Bereich kritisch und lehnt diese ab, da es nicht sinnvoll sei, Rabattverträge auf Zytostatika anzuwenden.
Maßnahmen zur besseren onkologischen Versorgung
Welche Maßnahmen können die Versorgung onkologischer Patienten verbessern? Mit dieser Frage befassten sich von der Seite der Patienten Annette Kruse-Keirath (Allianz gegen Brustkrebs e.V.), aus ärztlicher Sicht Dr. Hans-Joachim Hindenburg (Berufsverband Niedergelassener Gynäkologischer Onkologen e.V.) und aus dem Blickwinkel des Apothekers Michael Marxen (DGOP). Ihr gemeinsam mit weiteren Organisationen (wie Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie und Deutsche Krebsgesellschaft) erstellter Maßnahmenkatalog soll im Februar dieses Jahres in Berlin vorgestellt werden. Dieser Katalog enthält Forderungen und Vorschläge zur Verbesserung der onkologischen Versorgung und umfasst
- eine verbesserte ambulante Palliativversorgung (u.a. ein flächendeckendes Netz herstellender Apotheken für rasch anzufertigende Zubereitungen, Ausbau der Palliativversorgung),
- eine wohnortnahe Versorgung,
- das Beheben von Lieferengpässen (u.a. Ausnahmeregelung bei Rabattverträgen) sowie
- die Beratung des Patienten bei der Abgabe oraler Zytostatika.
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