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HIV-Workshop in Hamburg
Was tun bei Wechsel- und Nebenwirkungen?
Begleiterkrankungen und Begleitmedikationen
Der klinische Pharmakologe Prof. Dr. Gerd Mikus stellte typische Wechselwirkungen von HIV-Medikamenten mit der Begleitmedikation anhand von Fallbeispielen dar und beleuchtete die wissenschaftlichen Hintergründe. Apotheker ergänzten seine Ausführungen durch Fälle aus ihrer Praxis.
Olaf Rose erörterte am Fallbeispiel eines adipösen Patienten mit Diabetes, der Glibenclamid einnimmt, die mögliche Alternativen (z.B. Metformin) und wie man mit dem Arzt darüber sprechen kann. Auch Schlafmittel hinterfragte er, weil mit ihnen die Gefahr einer nächtlichen Hypoglykämie steigt. Zur Lipidsenkung bei HIV-Patienten empfahl er ACE-Hemmer und Sartane.
Isabell Waltering befasste sich mit der Leber. Die ersten Symptome eines Leberschadens sind unspezifisch: Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Druck im rechten Oberbauch, Durchfall, Juckreiz, heller Stuhl und dunkler Urin. Ein akutes Leberversagen wird in 60 Prozent aller Fälle durch Arzneimittel induziert. Es kann schon zwei bis vier Wochen oder erst zwölf Monate nach Beginn der Therapie auftreten. So sind die Antibiotika Amoxicillin/Clavulansäure, Nitrofurantoin, Erythromycin, Co-trimoxazol, Flucloxacillin, Isoniazid und Rifampicin mit Leberschäden assoziiert. Diclofenac führt bei 18 Prozent der Anwender zu Leberversagen.
Weitere Themen waren:
- Die QT-Zeit-Verlängerung durch viele Medikamente (Andreas Hintz).
- Bei eingeschränkter Nierenfunktion Dosisanpassung von nierengängigen Medikamenten wie Tenofovir mithilfe der Website www.dosing.de (Anka Röhr).
Tipps für die Praxis
Auf dem „Marktplatz der Möglichkeiten“ stellten ein Arzt, mehrere Apotheker, ein Journalist und eine Vertreterin von Apotheker ohne Grenzen verschiedene Projekte vor:
- Rechtliche und medizinische Informationen für HIV-infizierte Patienten auf Reisen oder bei Auslandsaufenthalten, z.B. wie sich die Tabletteneinnahme bei einer Zeitumstellung ändert (Peter Wiessener).
- Verabreichung von Arzneimitteln über die Sonde und was bei Dosisanpassungen bei Kindern beachtet werden sollte (Rebecca Hamp).
- Kooperation zwischen Apotheke und Ambulanz bei der „Postexpositionsprophylaxe“ (Dr. med Olaf Degen).
- Sachgerechte Dokumentation von klinisch relevanten Wechselwirkungen diverser Medikamente (Leonie Meemken).
- Einsatz von Datenbanken bei der Abgabe von HIV-Medikamenten in der Apotheke (Anne Priczkat).
Mit dem Patienten reden
Die Wortwahl während eines Beratungsgespräches ist nicht nur im Umgang mit HIV-Patienten ein Thema. Denn oft ist der Apotheker in seinem naturwissenschaftlichen Denken befangen und merkt nicht, dass sein Gegenüber wegen seines ganz anderen kulturellen, sozialen, religiösen oder traumatösen Hintergrundes z.B. die Tabletten nur halbherzig einnehmen kann oder es nur unter absoluter Geheimhaltung schafft. Claudia Dirksen, stellvertretende Geschäftsführerin von Apotheker ohne Grenzen, forderte die Apotheker auf, sich auf den Patienten einzulassen und ihm mit geeigneten Fragen die Chance zu geben, sich zu öffnen und damit ein Gespräch auf Augenhöhe zu führen. Tipps und Hilfestellungen bei der Tabletteneinnahme lieferte auch Nico Kraft in seinem Vortrag über Adhärenz.
Nebenwirkungen der Therapie
Der Psychiater Dr. Christian Perro berichtete über seine Erfahrungen mit HIV-Patienten, die unter Depressionen litten. Der Neurologe Dr. Thorsten Rosenkranz informierte über die Liquorgängigkeit von HIV-Medikamenten und die daraus resultierenden Spätfolgen. Ingo Beer beschloss die Veranstaltung mit einem Vortrag über das Nebenwirkungsmanagement in der Apotheke. Er rief dazu auf, auch „quer“ zu denken, um Beschwerden der Patienten als Arzneimittelnebenwirkung erkennen zu können.
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