Prisma

Morgenstund hat Anstand

Danach sinkt die Moral

cae | Menschen belügen und betrügen einander umso mehr, je weiter der Tag fortgeschritten ist.

Amerikanische Psychologen haben den „Morning Morality Effect“ entdeckt, der besagt, dass Menschen vormittags ehrlicher sind als nachmittags. Sie übertrugen College-Studenten und Erwachsenen verschiedene Aufgaben am Computer, bei denen sie durch Lug und Trug besser abschneiden konnten, wobei ihnen nicht bewusst war, dass der Computer ihre Schummeleien erkannte. Die Personengruppen wurden teils zwischen 8 und 12 Uhr, teils zwischen 15 und 18 Uhr getestet, wobei die Nachmittagsgruppen stets mehr geschummelt haben, und zwar unabhängig vom Alter.

In einem weiteren Test sollten die Personen aus Buchstabenfolgen ganze Wörter bilden. Dabei fielen ihnen am Morgen häufiger Wörter mit ethischer Bedeutung ein als nachmittags, z.B. ergänzten sie „__ral“ zu „moral“ statt zu „coral“ und „e___c__“ zu „ethical“ statt zu „effects“.

Die Autoren folgern daraus, dass im Laufe des Tages das Gewissen nachlässt und die Selbstkontrolle abnimmt. Der Einfluss der Tageszeit war bei denjenigen Personen relativ größer, die überdurchschnittlich hohe moralische Anforderungen an sich selbst stellen – oder biblisch ausgedrückt: Das schwache Fleisch setzte dem willigen Geist zu späterer Stunde heftiger zu. 

Quelle: Kouchaki M, Smith IH. The Morning Morality Effect: The Influence of Time of Day on Unethical Behavior. Psychol Sci 2014;25:95-102.

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