Gesundheitspolitik

ABDA-Alleingang verärgert Frauenärzte

BAK-Beratungsleitfaden für rezeptfreie „Pille danach“ nicht konsentiert

BERLIN (jz) | Die Frauenärzte sehen der anstehenden Rezeptfreiheit der „Pille danach“ mit großer Besorgnis entgegen. In einem Brief an Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) heißt es, mit dem künftig rezeptfreien Kauf in Apotheken sei zu befürchten, dass Frauen nicht oder nicht ausreichend beraten würden. In den von der ABDA herausgegebenen Curricula, Handlungs- und Beratungsempfehlungen sowie der Checkliste zur Dokumentation der Beratung seien „grundlegende Beratungsinhalte nicht enthalten“.

Im Wesentlichen vermissen der Berufsverband der Frauenärzte (BVF), die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie die Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie Hinweise auf die nachlassende Wirkung von LNG und UPA ab einem bestimmten Körpergewicht. Zudem fehlt ­ihnen der Hinweis auf die Kupferspirale als sichere Alternative ­unabhängig vom Körpergewicht. Auch sei diese das Mittel der Wahl, wenn der Zeitpunkt des ungeschützten Sex bereits länger verstrichen sei. „Es ist zu befürchten, dass diese unverzichtbaren Informationen nicht in jedem Fall mit der gebotenen Dringlichkeit an Mädchen und Frauen in den Apotheken weitergegeben werden. Eine fehlerhafte Beratung erhöht jedoch die Gefahr unerwünschter Schwangerschaften dramatisch.“

Die drei Organisationen sehen nun die niedrige Rate von Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland gefährdet. Zudem werde ein Missbrauch (Stichwort Abgabe an Dritte) und auch eine Vorratshaltung nicht ausgeschlossen – dabei könne eine zu hohe Dosierung von UPA bei Vorliegen einer Schwangerschaft zu lebensbedrohlichen Blutungen führen. Das Arzneimittel sollte daher in der Apotheke eingenommen werden müssen.

ABDA überrascht

Bei der ABDA ist man überrascht von der harschen Kritik der Frauenärzte. Die Handlungsempfehlung sei bewusst im breiten Kreis, also auch mit den Frauenärzten abgestimmt worden, hieß es in der ABDA-Pressestelle. „Insofern ist diese nachträgliche Kritik nicht nachvollziehbar.“ Die Frauenärzte wiederum fühlen sich von der ABDA übergangen, weil diese bei Erarbeitung derselben offenbar keinen Wert auf die Ansichten der Frauenärzte legte. Der Leitfaden für Apotheker sei nicht konsentiert, heißt es vom BVF – jedenfalls nicht mit den Frauenärzten und den gynäkologischen Fachgesellschaften. Die ABDA habe die Handlungsempfehlung vielmehr im Alleingang erarbeitet, den Frauenärzten im Januar eine Frist von wenigen Tagen zur Stellungnahme eingeräumt – deren ausführliche Anmerkungen aber nicht berücksichtigt.

Überarbeitung gefordert

Sie appellieren daher an die ABDA, die Unterlagen, die laut Gesundheitsministerium diese Woche als Endfassung vorliegen sollen, zu überarbeiten. „Noch haben die Apotheker es in der Hand, bis zur Einführung der Rezeptfreiheit und auch nach diesem Stichtag alle von uns vorgebrachten Bedenken aufzunehmen und in den Beratungsunterlagen für die Apotheken zu berücksichtigen.“ |

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