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Gesundheitspolitik
Großhandel will mehr
BERLIN (ks) | Die Apotheker sind mit ihrer Feststellung, beim Honorar seit Jahren von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt zu sein, nicht allein. Dem Großhandel gehe es nicht anders, betonte Dr. Thomas Trümper, Vorsitzender des Bundesverbands des Pharmazeutischen Großhandels (Phagro), letzte Woche Mittwoch beim 7. Großhandelstag in Berlin. Die Belastungen wachsen beständig – Beispiel Rabattverträge: Allein in ihrem Zusammenhang habe der Großhandel im vergangenen Jahr zusätzlich 65 Millionen Euro zusätzlich aufwenden müssen. Dies sei durch die Marge zweifelsfrei nicht gedeckt, so Trümper. Auch das gemeinsame Projekt securPharm – das von allen Partnern als gelungene Kooperation gesehen wird – erfordere in Vorleistung zu gehen. Das Mindestlohngesetz treffe die Branche im Bereich der Dienstleistungen ebenfalls hart.
Seit Jahren ertrage man „ohne Murren“, dass ohne weitere Vergütung mehr geleistet wird, erklärte Trümper. Doch diese Leistungsbereitschaft dürfe nicht ausgenutzt werden. Er verwies darauf, dass sich der Markt stark wandle – allerdings anders als der Gesetzgeber es erwartet habe. Dieser sei bei Einführung des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG) – mit dem auch die Großhandelsvergütung umgestellt wurde – davon ausgegangen, dass jährlich fünf Prozent mehr Arzneimittelpackungen abgegeben würden. Tatsächlich liege die Zunahme nach vier Jahren AMNOG bei insgesamt nur 2,3 Prozent. Dabei habe sich die Zahl der Packungen mit einem Preis oberhalb der Kappungsgrenze um 63 Prozent erhöht. Die Marge ging für die Großhändler damit in den Keller – heute liege sie bei nur noch 4,6 Prozent.
Auch die Zunahme von Betäubungsmitteln um 22 Prozent und der Umsatzzuwachs von 34 Prozent Kühlprodukten – bei Kühlkettenprodukten sogar um 55 Prozent – belasteten die Kosten des Großhandels überproportional. Nicht zuletzt, da es sich die Großhändler nicht so einfach machten und den Apothekern erklärten, es sei zulässig, die Waren nachts in die Warenschleuse zu stellen.
„Die Situation sieht nicht rosig aus“, resümierte Trümper. Aber wer behaupte, den Großhändlern ginge es besser, gäben sie den Apotheken nicht so hohe Konditionen, der habe keinen ausreichenden Marktüberblick, betonte er.
Er verwies darauf, dass der Gesetzgeber mit der in einen fixen und einen variablen Teil gesplitteten Vergütung Wettbewerb ausdrücklich zulassen wollte. Wenn man jetzt aber Wettbewerb betreibe, würden die Kosten dagegen gerechnet – eine Logik, die sich dem Phagro-Chef verschließt.
Er unterstrich, dass der Gesetzgeber in den vergangenen Jahren der wirtschaftlichen Entwicklung durchaus Rechnung getragen habe: Die Marktpartner Apotheke und Industrie seien jedenfalls teilweise entlastet worden. Ausgerechnet der kleinste Kostenfaktor im ganzen Räderwerk, der Großhandel, sei aber stillschweigend übergangen worden. „Ich hoffe, das ändert sich“, so Trümper.
Gröhe würdigt sichere Vollversorgung
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), der erst nach den Worten Trümpers zu der Veranstaltung erschien, machte in seiner Rede jedoch keine konkrete Hoffnung. Zwar war es in der siebenjährigen Geschichte des Großhandelstags das erste Mal, dass ein Gesundheitsminister diesen besuchte, was durchaus als Würdigung zu verstehen ist. Gröhes Themen waren allerdings übergreifender, er sprach über die Gesundheitswirtschaft im Allgemeinen und über den Pharmadialog.
Er betonte, dass Lieferengpässe weiterhin ein Thema seien und dass man sich angesichts der in letzter Zeit immer wieder auftauchenden gefälschten Arzneimittel Gedanken mache, wie der Parallelvertrieb sicherer gemacht werden könnte. Der Großhandel, so Gröhe, leiste für die sichere Arzneimittelversorgung einen wichtigen Beitrag. Diese funktioniere – auch mithilfe der Apotheken – geräuschlos und bei Tag und bei Nacht. „Dies ist in der Welt wahrlich die Ausnahme“, so Gröhe.
Trümpers Replik: Er erinnerte Gröhe daran, dass das AMNOG stets als lernendes System betrachtet worden sei. Damit es lernen könne, müsse man aber aufpassen und zuhören. Auch wenn der Großhandel „geräuschlos“ arbeite, sollte er von dem lernenden System noch gehört werden. |
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