Wirtschaft

Google kooperiert mit Sanofi

Suchmaschinenkonzern baut Life Sciences aus – „Digitale Behandlung“ von Diabetes im Fokus

REMAGEN (hb) | Google setzt sich weiter im Gesundheitsmarkt fest. Die Life-Science-Sparte des Internetriesen ist eine neue Kooperation mit dem französischen Pharmahersteller Sanofi eingegangen. Beide wollen gemeinsam ein neues Medizin­gerät inklusive weiterer Voraussetzungen für die „digitale“ Behandlung und Versorgung von Diabetes-Patienten entwickeln. Zu den finanziellen Bedingungen der Vereinbarung haben die Unternehmen weder in eigenen Mitteilungen noch in den zahlreichen weiteren Presseberichten etwas verlauten lassen.

Die Life Science-Sparte von Google wurde vor zwei Jahren gegründet und hat nach Unternehmensangaben schon jetzt große Fortschritte mit mehreren strategischen Partnerschaften und Kooperationen mit Arzneimittelherstellern gemacht: Auf dem Gebiet der Diabetes bestehen Kooperationen mit Novartis, DexCom und Biogen. Mit Novartis’ Augensparte Alcon will Google zum Beispiel eine Kontaktlinse entwickeln, die die Glucose in der Tränenflüssigkeit von Diabetes-Patienten misst. Groß angelegte Studien mit der Linse am Menschen stehen schon für das nächste Jahr auf der Agenda.

Mit Johnson & Johnson arbeitet Google an Lösungen für die chirurgische Robotertechnik in Operationssälen und mit dem Pharmahersteller AbbVie an Therapien gegen altersbedingte Krankheiten, wie Krebs und neurodegenerative Erkrankungen. Außerdem hat der Suchmaschinengigant die Start-up-Firma „Lift Labs“ mit Sitz in San Francisco erworben. Sie produziert einen speziellen Hightech-Löffel, der das chronische Zittern von Parkinson-Patienten misst und dem Tremor entgegensteuert.

Lukratives Geschäft Diabetes

Die Partnerschaft mit Sanofi ist nun seine jüngste „Errungenschaft“. Speziell auf dem Diabetes-Markt wittert Google wahrscheinlich lukrative Geschäfte. Nach Schätzungen der International ­Diabetes Federation (IDF) werden in zwanzig Jahren voraussichtlich mehr als 592 Millionen Menschen an der Zuckerkrankheit leiden. Sanofi generiert in diesem Marktsegment den zweithöchsten Umsatz. Die Einnahmen durch das Diabetes-Portfolio des Unternehmens im Jahr 2014 werden mit 9,57 Milliarden US-Dollar beziffert. Die Aussichten sind allerdings nicht besonders rosig, denn im nächsten Jahr läuft der Patentschutz für sein meistverkauftes Zucker-Medikament Lantus (Insulin Glargin) in den USA aus.

Eine Biosimilar-Version von Lantus wurde Anfang dieses Jahres in europäischen Märkten eingeführt. Das Nachahmer-Präparat von Eli Lilly und Boehringer Ingelheim ist von der Food and Drug Administration (FDA) bereits unter Vorbehalt genehmigt. Wegen Patentverletzungsklagen von Sanofi darf es jedoch in den USA vor Mitte 2016 nicht auf den Markt gebracht werden. Die Partnerschaft wird als ein wichtiger Schritt gewertet, um den erwarteten Umsatzeinbruch von Lantus nach Auslaufen des ­Patentes aufzufangen.

Datensammlung zum Wohle des Patienten(?)

Im Visier haben die Forscher die Entwicklung kleiner elektronischer Geräte, die auf der Basis des Blutzuckerspiegels des Patienten direkt die richtigen Insulin-Dosen vorgeben und passende Behandlungen vorschlagen. Der Leiter der Google-Life-Science-Sparte Andrew Conrad erläutert, wie das funktionieren soll: „Das System, das wir anstreben, besteht aus einem intelligenten Messgerät, einem intelligenten Gerät zur Insulin-Abgabe und einer Schnittstelle sowie einer integrierenden Plattform für Ärzte und Patienten. Die Glucose-Werte im Blut werden in Echtzeit gespeichert und analysiert, so dass Patienten und Ärzte schneller kontrollieren können, wie die Therapie läuft.“

Bei diesem Modell werden allerdings Unmengen an Diabetes-bezogenen Daten eingesammelt, was laut „Google“ zum Wohle des Kranken geschieht. Ob die Datenschützer das auch so sehen, darf abgewartet werden. |

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