Wirtschaft

Rohertrags-Monitor Dezember 2014

Betriebswirtschaftliche Analyse der Entwicklung des Apothekenhonorars

Das vierte Quartal 2014 war, wie das gesamte Jahr, von einer Gegenläufigkeit geprägt: Zwar stiegen die Zahl der zulasten der GKV abgegebenen Arzneimittel und damit auch das Packungs-bezogene Honorar und der Rohertrag für die Apotheken leicht an. Durch die gleichzeitig stetig steigenden Einkaufspreise (und daraus resultierend auch Um­sätze) sank auf der anderen ­Seite die Betriebshandelsspanne der Apotheken mit 14,80% auf ein Allzeittief.

Moderater Verordnungs­zuwachs …

Die Zahl der im vierten Quartal 2014 zulasten der GKV in den Apotheken abgegebenen verschreibungspflichtigen Fertigarznei­mittel (Rx-FAM) hat den entsprechenden Vorjahreswert um fast 1,9 Prozent (oder um fast 2,84 Mio. Packungen) überschritten (vgl. Abb. 1). Immer im Vergleich zum Vorjahresmonat folgte einem „verordnungsmäßig ordentlichen“ ­Oktober (+ 1,8%) ein verordnungsschwächerer November (- 2,2%). Der Dezember sorgte mit einem Verordnungsplus von mehr als 6,0 Prozent dann doch noch dafür, dass übers Jahr betrachtet die öffentlichen Apotheken knapp 1,2 Prozent (oder rund 7 Mio. Packungen) mehr an Rx-FAM zulasten der GKV abgegeben haben als im Jahr 2013.

Abb. 1: Entwicklung der zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-­Packungenin den Monaten Januar 2012 bis Dezember 2014 (Monatsdurchschnitt 2004 = 100).

… aufgrund einer weiteren Zunahme an GKV-Versicherten

Bei der Analyse muss allerdings berücksichtigt werden, dass sich die Zahl der GKV-Versicherten im Beobachtungszeitraum laut Bundesgesundheitsministerium im Jahresschnitt um fast 430.000 Menschen erhöht hat; das entspricht einem Plus von gut 0,6 Prozent. Unter Berücksichtigung dieses Anstiegs bei den GKV-Versicherten liegt der Verordnungszuwachs je Versichertem im Gesamtjahr gerade einmal bei einem guten halben Prozent. Eine moderate Zunahme, die der demografischen Entwicklung ­geschuldet sein dürfte.

Bei der Berechnung des Packungs-bezogenen Honorars (zulasten der GKV) ist neben dem in 2013 um gerade einmal 3 Prozent angehobenen Festzuschlag von 8,35 Euro auch der Kassenabschlag (von 1,80 Euro) anzusetzen. Seit August 2013 wird außerdem eine Nacht-und Notdienstgebühr (NG) für jedes abgegebene Rx-FAM ­fällig. Da dieser „Notdienst-Groschen“ von 0,16 Euro pro abgegebenem Rx-FAM von der Apotheke zwar eingezogen, anschließend aber sofort wieder an den Nacht- und Notdienst-Fonds (NNF) abgeführt wird, findet die NG bei der Ermittlung des Apothekenrohertrags hier ebenso wenig Berücksichtigung wie die Sonderkosten der Beschaffung, die noctu-Gebühr (von 2,50 Euro brutto) usw. Weil nicht bekannt, können auch die Umsatz- und Ertrags-mindernden Retaxationen der Krankenkassen nicht berücksichtigt werden.

Der Logik des Kombimodells folgend ist das Packungs-bezogene Honorar im abgelaufenen Jahr folglich ebenfalls – arbeitsbedingt – um knapp 1,2 Prozent (bzw. um knapp 48 Mio. Euro) gestiegen.

Hochpreisige Arzneimittel weiter auf dem Vormarsch

Auch im vierten Quartal 2014 lag das Einkaufsvolumen für Rx-FAM erneut deutlich über dem Niveau des Vergleichszeitraums 2013 (vgl. Abb. 2). Im Oktober betrug der Zuwachs beim Apothekeneinkaufswert knapp 8,5 Prozent, im (verordnungsschwächeren) November noch 1,5 Prozent, um im Dezember wieder auf über 8,3 Prozent zu steigen. Übers Gesamtjahr betrachtet liegt der Zuwachs damit bei 7,3 Prozent. Da der Anstieg des Apothekeneinkaufswertes seit Einführung des Kombimodells stets deutlich über der Entwicklung der Verordnungszahl liegt, stieg der Durchschnittswert einer zulasten der GKV abgegebenen Packung (zu Herstellerabgabepreisen) – trotz der prozentualen Zunahme der Generika am Gesamtmarkt – weiter an, mit ­allerdings stark abgeschwächter Tendenz in den letzten beiden Monaten des Jahres. So lag der Apothekeneinkaufswert je Rx-FAM-Packung im ­Oktober gut 6,6 Prozent, im November knapp 3,8 Prozent und im Dezember annähernd 2,2 Prozent über dem entsprechenden Wert des Vorjahres; aufs Gesamtjahr gerechnet überstieg der ­Apothekeneinkaufswert je ­Rx-FAM-Packung den Wert des Vorjahres um 6,0 Prozent.

Abb. 2: Entwicklung der Apotheken-Einkaufswerte der zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM in den Monaten Januar 2012 bis Dezember 2014 (Monatsdurchschnitt 2004 = 100).

Wieder der Systematik des ­Kombimodells folgend, hat auch der Rohertrag aus kaufmännischer Komponente (3 Prozent des Apothekeneinkaufs) im Jahr 2014 ­gegenüber dem Vorjahr um 7,3 Prozent (oder um rund 45,7 Mio. Euro) zugelegt.

Handelsspanne weiter auf Talfahrt

Der leichte Anstieg bei der Zahl der Verordnungen (von 1,2%) und der nach wie vor deutliche Anstieg des Apothekeneinkaufswertes (um 7,3%) haben dazu geführt, dass der Gesamtrohertrag der Apotheken aus Rx-FAM zulasten der GKV um rund 93,6 Mio. Euro (bzw. um glatte 2,0%) gestiegen ist. Dabei stammen fast 30 Prozent dieses Rohertragszuwachses allein aus dem verordnungsstarken ­Dezember.

Bedenkt man, dass in 2014 der Apothekeneinkaufswert um 7,3 Prozent zugelegt hat, Brutto- wie Netto-Umsatz ebenso wie die Mehrwertsteuer um 6,3 Prozent gestiegen sind, so sind es nach wie vor die Apotheken, die an dieser Entwicklung nicht partizipieren konnten. Aufgrund des beachtlichen Umsatzzuwachses und der gleichzeitig moderaten Zunahme an Rx-FAM-Packungen ist der ­Rohertrag (gemäß AMPreisV) in Prozenten des Umsatzes (= Betriebshandelsspanne) im Berichtsjahr (mit 14,80 Prozent) dabei sogar noch unter den Wert des Jahres 2012 (mit 14,97 Prozent) ge­fallen, und hat damit ein Allzeittief erreicht (vgl. Abb. 3).

Abb. 3: Betriebshandelsspanne aus zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM in Prozenten des Bruttoumsatzes in den Monaten Januar 2010 bis Dezember 2014 (Vergleich: Jahresdurchschnitt 2004 = 100).

Auch da die Zahl der privat verordneten Rx-FAM-Packungen in 2014 gegenüber 2013 so gut wie stagniert hat, bleibt nach wie vor zu konstatieren, dass die „An­passung des Festzuschlags zum 1.01.2013 auf 8,35 Euro“ in keiner Weise ausreicht, die Abgabe und Beratung von Rx-FAM rentabel zu betreiben.

Mehrwertsteuer bleibt Kostentreiber

Der durchschnittliche Preis der im Jahresdurchschnitt 2004, im Dezember und im Gesamtjahr 2014 zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen sowie die wertmäßigen Anteile der Wertschöpfungsstufen und deren Entwicklung seit 2004 sind der Tabelle zu entnehmen.

Durchschnittliches GKV-Rx-FAM • 2004(1) Sept. 2014(2) Jan. – Sept. 2014 (3) (3) – (1)(4) (4) in % (1)(5)
Verkaufspreis laut AMPreisV ** 42,19 € 55,47 € 55,53 € 13,34 € 31,6%
./. Kassenabschlag   2,00 €  1,80 €  1,80 € – 0,20 € – 10,0%
= GKV-Abrechnungspreis (brutto) 40,19 € 53,67 € 53,73 € 13,54 € 33,7%
./. Mehrwertsteuer  5,54 €  8,57 €  8,58 €  3,04 € 54,8%
= GKV-Abrechnungspreis (netto) 34,65 € 45,10 € 45,16 € 10,51 € 30,3%
  Apo.-Rohertrag aus Festzuschlag  6,38 €  6,84 €  6,84 €  0,46 €  7,3%
  Apo.-Rohertrag, kfm. Komponente  0,82 €  1,11 €  1,11 €  0,29 € 34,8%
./. Apo.-Rohertrag insges. (gem. AMPreisV)  7,20 €  7,95 €  7,95 €  0,75 € 10,4%
= Apothekeneinkaufswert 27,45 € 37,15 € 37,21 €  9,76 € 35,6%
./. Großhandelsmarge *  1,61 €  1,62 € * *
= ApU (Abgabepreis des pharm. Untern.) * 35,54 € 35,59 € * *
 * = ApU (bzw. HAP) liegt für 2004 nicht vor
** = ab August 2013: „Notdienstpauschale“ von 0,16 Euro (sowohl bei Umsatz als auch bei Ertrag) unberücksichtigt, da kein direkt zuordenbarer Ertragsbestandteil
Quelle: Insight Health und eigene Berechnungen; Hü. ©

Bei einem Zuwachs des Apothekeneinkaufs­wertes je ab­gegebener Rx-FAM-Packung von 35,6 Prozent (bzw. um 9,76 Euro) stieg der GKV-Abrechnungspreis (mit MwSt.) um 33,7 Prozent (bzw. um 13,54 Euro). Dabei ist die Apothekenmarge innerhalb von 11 Jahren gerade einmal um 10,4 Prozent (bzw. um 75 Cent) gegenüber 2004 angewachsen. Kostentreiber Nummer eins ist nach wie vor die Umsatzsteuer, die seit 2004 um ­sage und schreibe 54,8 Prozent (bzw. um 3,04 Euro) – und damit mehr als viermal so schnell wie der Apothekenroh­ertrag – ge­stiegen ist. |

Dipl.-Math. Uwe Hüsgen, langjähriger Geschäftsführer des Apothekerverbandes Nordrhein e. V., Essen, E-Mail: uwe.huesgen@web.de

Rohertrags-Monitor

Beginnend mit August 2011 werden die Zahlen auf der Basis der von Insight Health* zur Verfügung gestellten Daten ­regelmäßig fortgeschrieben. Sie finden den Rohertrags-­Monitor der Jahre 2013 und 2014 in folgenden AZ-Ausgaben:

* Insight Health ist ein Informationsdienstleister im Gesundheitsmarkt mit einem breiten Portfolio datenbasierter Services zur Markt- und Versorgungsforschung. Insight Health bietet individuelle Lösungen für die pharmazeutische Industrie, Krankenversicherungen, Ärztevereinigungen, wissenschaftliche Institute, Behörden, Politik und weitere Entscheider im ­Gesundheitsmarkt.

Informationen unter ­www.insight-health.de.

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