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INTERPHARM 2015 – Infektiologie
Pilzinfektionen - kein Tabuthema
Mit viel Geduld und konsequenter Therapie gegen lästige Kolonisten
Die Vaginalmykose ist die häufigste Infektion des Genitalbereichs. Drei von vier Frauen sind mindestens einmal im Leben davon betroffen. Sie werden in 90% der Fälle durch Candida albicans verursacht. Typische Symptome sind Jucken und Brennen im Genitalbereich, weißlicher, bröckeliger und geruchloser Ausfluss sowie gerötete und geschwollene Schamlippen. Behandelt wird heute meist im Rahmen der Selbstmedikation, aber nicht immer liegen die Patientinnen mit ihrer eigenen Diagnose auch richtig. Nach einer Untersuchung hatte nur ein Drittel von 95 Frauen, die OTC-Antimykotika gekauft hatten, tatsächlich eine Candidavaginitis. Wer bei einem Verdacht auf einen Vaginalpilz zunächst an den Arzt verwiesen werden sollte, zeigt die Tabelle
Vaginalmykosen | ErstinfektionAlter unter 18 JahrenSchwangerschaftUnterleibsschmerzen, Fieber, Blutungen außerhalb der Menstruationchronisch-rezidivierende Vaginalmykose (> viermal/Jahr)unangenehm riechender Ausflusstrotz Behandlung keine Besserung innerhalb von drei Tagen |
Fußpilz | ausgedehnte Läsionenstarke SchmerzenBefall von Fußkante und -Gewölbe mit Bläschentrockene Schuppung der Haut, besonders an der Fußsohle („Mokassin-Mykose“)Patienten unter Immunsuppressiva, ZytostatikaPatienten mit Diabetes mellitus, AidsSchwangere Kleinkinder |
Nagelpilz | zwei bis drei Nägel befallen (bei Amorolfin max. zwei)Befallsgrad > 50%Nagelmatrix betroffenPatienten, die nach sechs Monaten einer effizienten topischen Monotherapie nicht ansprechenDiagnose nicht durch klinische und labormedizinische Untersuchung gesichert (lt. Gesellschaft für Dermopharmazie) |
. Im rezeptfreien Bereich stehen Clotrimazol, Fenticonazol und Nystatin zur Verfügung. Nach der aktuellen Leitlinie zum Thema Vulvovaginalcandidose führen sie wie die rezeptpflichtigen Alternativen zu klinisch und mykologisch ähnlich guten Therapieergebnissen. Die Datenlage zur Therapie mit Antiseptika (z. B. Hexetidin, Octenidin, Dequaliniumchlorid) ist spärlich, aber es liegen Hinweise für ihre Wirksamkeit vor. Sie wirken allerdings auch gegen die physiologische Vaginalflora. Zu Lactobacillen gibt es ermutigende, wenn auch kontroverse Ergebnisse.
Die häufigsten Erreger des Fußpilzes sind Dermatophyten (Trichophyton rubrum und T. interdigitale), beim Nagelpilz auch Hefen bzw. Schimmelpilze. Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch oder über kontaminierte Fußböden bzw. Gegenstände (Wäsche, Handtücher, Schuhwerk) durch Pilzsporen. Achtung: Nach Angaben von Laubscher sind zwei Drittel aller im Schuhgeschäft zum Verkauf angebotenen neuen Schuhe mit Fußpilz belastet!
Typische Symptome des Fußpilzes sind aufgequollene Haut, die sich verstärkt schuppt, Juckreiz, Rötung und Bläschenbildung – beginnend meistens zwischen der vierten und fünften Zehe. Für die lokale Therapie werden Azole (Bifonazol, Clotrimazol, Econazol), Allylamine (Terbinafin, Naftifin), Amorolfin und Ciclopiroxolamin eingesetzt. Bei Versagen der topischen Behandlung oder begründetem Verdacht auf Unwirksamkeit müssen systemische Präparate zum Einsatz kommen (Itraconazol, Terbinafin, Fluconazol), die allerdings verschreibungspflichtig sind. Wichtig ist, dass die Behandlung mit topischen Antimykotika ausreichend lange durchgeführt wird, meist bis zu mehreren Wochen. Oft lassen die Patienten sich dazu verleiten, das Präparat nicht mehr aufzutragen, weil die Symptome sich innerhalb von wenigen Tagen bessern. Genau dies begünstigt jedoch Rezidive. Wichtig: Immer beide Füße behandeln, und zwar nicht nur zwischen den Zehen, sondern auch die Sohlen und Fußränder. |
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