Arzneimittel und Therapie

Mit Ingwer gegen Übelkeit und Erbrechen

Asiatische Wurzel hilft Schwangeren besser als Placebo

Morgendliche Übelkeit und zum Teil auch Erbrechen sind häufige Symptome in der Frühschwangerschaft und werden von vielen Frauen als belastend empfunden. Bei ca. 3% der Schwangeren entwickelt sich eine Hyperemesis gravidarum. Als Therapieoption wird in diesem Zusammenhang häufig auch der Ingwer (Zingiber officinale) genannt, doch was ist tatsächlich dran an der Heilkraft des asiatischen Wurzelstocks?
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Eine im Iran durchgeführte Studie von Farzaneh Saberi und Mitarbeitern geht dieser Frage nun erneut nach. Bisherige Studien lassen laut einem Cochrane Review von 2014 den Schluss zu, dass Ingwer-Produkte hilfreich für schwangere Frauen sein könnten. Die Evidenz bezüglich der Effektivität wird aber als schwach und inkonsistent bewertet. In der aktuellen Studie wurden 120 Frauen ausgewählt, die mittels Blockrandomisierung in drei Gruppen von jeweils 40 Personen aufgeteilt wurden. Eingeschlossen wurden Frauen mit den Symptomen Übelkeit und/oder leichtes bis mittelstarkes Erbrechen, die sich in den ersten 16 Schwangerschaftswochen befanden. In der Verum-Gruppe wurden die Frauen angewiesen, dreimal am Tag eine Kapsel mit 250 mg Ingwer-Pulver einzunehmen, so dass eine Gesamtdosis von 750 mg Ingwer resultierte. Die Frauen der Placebo-Gruppe erhielten am Tag drei Lactose-Kapseln, während die übrigen, als Kontroll-Gruppe bezeichneten Frauen, ohne Behandlung blieben. Die Intervention erfolgte über vier Tage, an denen die Teilnehmerinnen alle zwölf Stunden einen Fragebogen (Rhodes Index) bezüglich der Stärke ihrer Symptome ausfüllen mussten. Betrachtet wurden die Symptome Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen. Am Ende des siebentägigen Untersuchungszeitraumes waren 37 Frauen in der Verum-Gruppe verblieben, 36 in der Placebo-Gruppe und 33 in der Kontroll-Gruppe. Die restlichen hatten entweder die Fragebögen nicht ausgefüllt oder eine alternative Behandlung begonnen. Die Auswertung ergab eine signifikante Abnahme der Symptome in der Ingwer-Gruppe verglichen mit den anderen Gruppen. Die Verwendung der Ingwer-Kapseln führte zu einer Abnahme des Gesamtscores um 8,53 Punkte (48%), während in der Placebo-Gruppe nur eine Reduktion um 1,96 Punkte (13%) zu verzeichnen war. Die Autoren ziehen daraus den Schluss, dass die Einnahme von 750 mg Ingwer am Tag geeignet ist, um Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft zu therapieren. Somit liefert die Untersuchung einen weiteren Hinweis auf einen möglichen positiven Effekt des Ingwers. Einschränkend muss man allerdings feststellen, dass die Studie recht klein war und dass anscheinend keine Verblindung erfolgte. Es bleibt also weiterhin wünschenswert, größere und qualitativ hochwertige Studien durchzuführen, um zu eindeutigen Therapieempfehlungen gelangen zu können und eine wirksame Dosis festzulegen. Dabei sollte auch der immer wieder kontrovers diskutierte Aspekt der Sicherheit von Ingwer in der Schwangerschaft eine Rolle spielen, auch wenn z. B. eine aktuelle groß angelegte Kohortenstudie (Norwegian Mother and Child Cohort Study) weder einen Hinweis für einen schädlichen Einfluss des Ingwers auf den Fortgang der Schwangerschaft noch auf die Entwicklung des Kindes gefunden hat. |

Quelle

Saberi F et al. Effect of Ginger on Relieving Nausea and Vomiting in Pregnancy: A Randomized, Placebo-Controlled Trial. Nursing and Midwifery Studies 2014;3(1):e11841

Heitman K et al. Safety of ginger use in pregnancy: results from a large population-based cohort study. European Journal of Clinical Pharmacology 2013;69:269–277

Apothekerin Priv.-Doz. Dr. Kristina Jenett-Siems

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