Arzneimittel und Therapie

Pimecrolimus für junge Atopiker

Atopische Dermatitis ohne Cortison behandeln

Zur Behandlung der atopischen Dermatitis gelten lokal aufgetragene Cortison-Präparate als Mittel der Wahl. Da die Compliance gegenüber Glucocorticoiden oft gering ist, wird vermehrt nach anderen Optionen gesucht. In einer Studie wurde nun die Wirksamkeit und Sicherheit von Pimecrolimus bei Kindern untersucht.

Die atopische Dermatitis ist eine chronisch-entzündliche Ekzemerkrankung der Haut. Ziel der Therapie ist neben der Behandlung von Symptomen auch die Unterdrückung von Exazerbationen. Lokal applizierte Glucocorticoide als Mittel der Wahl gelten als sicher und führen bei korrekter Anwendung nicht zu systemischen Nebenwirkungen. In der antientzündlichen Therapie stehen derzeit ergänzend die Calcineurin-Inhibitoren Pimecrolimus (Elidel®) und Tacrolimus (Protopic®) zur Verfügung. Pimecrolimus ist bei leichter bis mäßiger atopischer Dermatitis, Tacrolimus bei mittel-schwerer bis schwerer Form indiziert, sofern eine Behandlung mit topischen Glucocorticoiden nicht ausreichend bzw. aufgrund von Unverträglichkeiten nicht möglich ist [1]. Dass die Rolle von Calcineurin-Inhibitoren nicht über die einer Ergänzungstherapie hinausgeht, wird mit dem nicht ausreichenden klinischen Beleg zur Senkung der Schubrate gegenüber der konventionellen Therapie begründet. Zudem bestehen Sicherheitsbedenken, da vor allem virale systemische Infektionen bei Kindern und Jugendlichen häufiger auftraten und die Inzidenz der Nebenwirkungen mit der Dauer der Behandlung zunahm.

Die nun veröffentlichten Ergebnisse einer großen Interventionsstudie an 2418 Kindern mit leichter bis mäßiger atopischer Dermatitis weisen nun auf eine ähnliche Wirksamkeit und Sicherheit von Calcineurin-Inhibitoren und Glucocorticoiden hin [2]. Es erhielten 1205 Kinder über einen Beobachtungszeitraum von fünf Jahren eine topische Behandlung mit 1%iger Pimecrolimus-Creme, 1213 Kinder dagegen die Standardtherapie mit Cortison-Präparaten. Beide Behandlungsgruppen zeigten rasche Therapieerfolge bei ähnlicher Nebenwirkungsrate. Dennoch gab es Hinweise auf einen Cortison-sparenden Effekt der Calcineurin-Inhibitoren: Kinder unter Pimecrolimus erhielten durchschnittlich sieben Tage eine zusätzliche topische Cortison-Therapie, um Krankheitsschübe zu reduzieren, wohingegen dies bei der mit Glucocorticoiden behandelten Gruppe mit 178 Tagen weitaus häufiger notwendig war. Daher befürworten die Autoren die Anwendung von Pimecrolimus als Option zur Erst-Linien-Therapie von leichter bis mäßiger atopischer Dermatitis bei Kindern und Kleinkindern.

Derzeit stuft der Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen die Behandlung mit Pimecrolimus bei atopischer Dermatitis als unwirtschaftlich ein und befürwortet ausschließlich eine Anwendung bei Unverträglichkeiten oder Therapieresistenz [3]. Ob die Hersteller der Präparate sich nun um eine Neubewertung von Calcineurin-Inhibitoren bemühen werden, bleibt abzuwarten.

Quelle

[1] Wirkstoff aktuell: Pimecrolimus und Tacrolimus. 07/2007, www.akdae.de

[2] Sigurgeirsson B et al. Safety and Efficacy of Pimecrolimus in Atopic Dermatitis: A 5-Year Randomized Trial. Pediatrics; 23. März 2015, DOI: 10.1542/peds.2014-1990

[3] Atopische Dermatitis. Stellenwert von Pimecrolimus. arznei-telegramm 2004;35:42, www.arznei-telegramm.de

Apotheker Dr. André Said

Das könnte Sie auch interessieren

Cochrane-Analyse vergleicht Wirksamkeit und Sicherheit topischer Arzneimittel

Welches Dermatikum hilft bei Neurodermitis am besten?

Neurodermitische Kinderhaut braucht konsequente Pflege

Gegen Rötung, Schuppen und Juckreiz

Lokal angewendete Calcineurin-Inhibitoren sind unbedenklich

Kein erhöhtes Hautkrebsrisiko

Topische Calcineurin-Inhibitoren erhöhen nicht das Risiko für verschiedene Krebsarten

Partielle Entwarnung

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.