- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 19/2015
- Kein HIV-Test für zu ...
Arzneimittel und Therapie
Kein HIV-Test für zu Hause
AIDS-Hilfe sieht Selbsttest kritisch
Der BioSure HIV-Self-Test-Kit, der ein Einweg-Medizinprodukt ist und zunächst nur online bezogen werden kann, soll nach Angaben des Herstellers drei Monate nach einer vermuteten Exposition eine 99prozentige Genauigkeit besitzen. HIV-Infektionen, die weniger lang zurückliegen, kann er nicht zuverlässig anzeigen, weil dann in manchen Fällen noch nicht genügend Antikörper für den Nachweis verfügbar sind. Das gleiche Zeitfenster gilt übrigens auch für den Schnelltest, wie er hier beim Arzt oder bei AIDS-Beratungsstellen durchgeführt wird. Beim Labortest, der nicht nur Antikörper gegen HIV, sondern auch Virus-Antigen nachweist, beträgt das diagnostische Fenster sechs Wochen. Allerdings muss man hier in der Regel zwei bis fünf Tage auf das Ergebnis warten.
Testraten könnten besser sein
Der Test für zu Hause soll dafür sorgen, dass mehr Menschen frühzeitig diagnostiziert werden. Zum einen, um die Infizierten behandeln zu können, – so sterben Leute, die spät diagnostiziert werden, elf Mal häufiger im ersten Jahr nach der Diagnose–, aber auch, um Neuinfektionen zu verhindern. Auch in Deutschland lassen die Testraten zu wünschen übrig, auch in den am stärksten betroffenen Gruppen. So ist nach Informationen des Robert-Koch-Instituts (RKI) die Zahl derjenigen Menschen, die sich mit HIV infiziert haben, jedoch noch nicht diagnostiziert wurden, in den letzten Jahren gestiegen.
14.000
Menschen lebten 2013 in Deutschland mit einer nicht-diagnostizierten HIV-Infektion, 2012 waren es 13.000.
(Quelle: RKI)
Kein Modell für Deutschland
Trotzdem ist nach Ansicht der Deutschen AIDS-Hilfe ein Selbsttest nach britischem Vorbild derzeit nicht in Sicht. Zum einen erlaube die geltende Gesetzeslage eine derartige Diagnostik nicht, da in Deutschland nach derzeit gültigem Recht (§ 11 Abs. 3a MPG) die Abgabe von HIV-Test-Kits nur an Ärzte, ambulante und stationäre Einrichtungen im Gesundheitswesen sowie mit Ärzten zusammenarbeitenden Aidshilfen und Gesundheitsbehörden erlaubt ist. Zum anderen habe man gute Gründe, HIV-Tests im Umfeld einer Beratungsstelle oder einer Arztpraxis verbunden mit einem persönlichen Kontakt durchzuführen. Denn in diesem Rahmen bietet sich die Gelegenheit zu einer ausführlichen Beratung zu den Risiken und zur Prävention – sowohl zu HIV als auch zu anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt sei zudem, im persönlichen Gespräch die Betroffenen nach einem reaktiven Test auffangen zu können, auch mit Blick darauf, dass es zu „falsch positiven“ Ergebnissen kommen kann. Bei dem neuen britischen Modell werden die Nutzer lediglich angewiesen, sich im Falle eines positiven Testergebnisses an eine entsprechende Gesundheitseinrichtung oder Fachpersonal zu wenden, um dort einen weiteren Test zur Bestätigung des Befundes durchführen zu lassen und sich außerdem medizinisch beraten zu lassen. Ein weiteres Argument gegen den Heimtest ist, dass Schnelltests weniger zuverlässig sind, wenn sie von Laien durchgeführt werden. Es passieren leicht Anwendungsfehler, die die Ergebnisse verfälschen können. Der englische Test soll allerdings für die Selbstanwendung optimiert sein, da spielt das möglicherweise keine Rolle mehr.
Was man sich allerdings für Deutschland seitens der AIDS-Hilfe vorstellen könne, sei ein Testmodell, bei dem die Probe vom Patienten selbst zu Hause genommen und dann im Labor analysiert wird. Die Diagnose würde dann weiterhin durch einen Arzt gestellt. Solche Modelle gelte es nun aber zunächst juristisch abzuklären und in Studien zu erproben. Möglicherweise kann man so Patientengruppen erreichen, die bisher nicht den Weg zum Arzt oder in eine Beratungsstelle finden. Denn Menschen, die ein Risiko haben, zum Test zu motivieren, sei heute eine wichtige Aufgabe der Prävention.
Neben den Briten hat auch der französischer Hersteller AAZ einen HIV-Selbsttest entwickelt, den Autotest VIH®. Dieser Test, der ebenfalls nach 15 Minuten ein Ergebnis liefert, soll nach Informationen des Herstellers europaweit vermarktet werden und ab Juni in Apotheken erhältlich sein. Dafür wäre allerdings in Deutschland eine Änderung des Medizinproduktegesetzes notwendig, damit die legale Abgabe von HIV-Schnelltests an Endverbraucher möglich wäre. |
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.