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- DAZ 25/2015
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Arzneimittel und Therapie
Lithium-Therapie sicherer machen
Studie bestätigt erhöhte Inzidenz renaler und endokriner Schäden
Lithium eignet sich sowohl zur Akutbehandlung der Manie als auch zur Prophylaxe manisch-depressiver und unipolar verlaufender affektiver Psychosen. Aufgrund der sehr geringen therapeutischen Breite von 0,5 bis 1,5 mmol/l ist jedoch ein therapeutisches Drug Monitoring indiziert, um mögliche Intoxikationen zu vermeiden. Denn neben der insgesamt guten Wirksamkeit sind auch zahlreiche Interaktionen und Nebenwirkungen der Lithium-Therapie bekannt. Als typische unerwünschte Wirkungen gelten Kreislaufstörungen, Müdigkeit, Tremor, Gewichtszunahme sowie Leukozytose. Langzeitbehandlungen erhöhen zudem die Gefahr einer Schädigung der Schild- und Nebenschilddrüsenfunktion. Hierdurch kann beispielsweise eine enthemmte Parat-hormon-Sekretion und somit eine Lithium-induzierte Hyperkalzämie provoziert werden. Auch vielseitige toxische Effekte auf die Nierenfunktion (akut toxische Effekte, nephrogener Diabetes insipidus bis hin zu Nierenversagen) werden unter Lithium-Gabe beschrieben.
Wert der Woche: PTH
Parathormon: erhöht die Calcium-Konzentration im Blutplasma über Calcium-Phosphat-Mobilisierung aus dem Knochengewebe und Induktion der Calcitriol-Biosynthese (Vitamin D3), das die enterale Calcium-Aufnahme erhöht. Es wird in den Nebenschilddrüsen gebildet.
Norm: 15 bis 65 ng/l (1,5 – 6,5 pmol/l im EDTA-Plasma, morgens nüchtern)
Obwohl diese Organschädigungen eng mit einer Lithium-Therapie assoziiert werden, ist das tatsächliche Risiko von endokrinen Dysfunktionen oder Nephropathien derzeit klinisch nicht eindeutig gesichert. Es fehlen zumeist ausreichend lange Beobachtungszeiträume, um die Inzidenz eventueller Langzeitfolgen zu beziffern. Nun wurden Labordaten des Oxford University Hospitals National Health Service Trust hinsichtlich des Auftretens von Funktionsveränderungen der Niere sowie der Schild- und Nebenschilddrüse retrospektiv analysiert. Berücksichtigt wurden Patienten, die im Beobachtungszeitraum von Oktober 1982 bis März 2014 mit Lithium behandelt wurden und dabei mindestens zwei Messungen des Kreatinin-, Thyrotropin-, Calcium-, glykiertem Hämoglobin- oder Lithium-Blutspiegel erfahren haben [1]. Personen ohne Lithium-Therapie galten als Kontrollprobanden. Nach Anpassung individueller Faktoren wie Alter, Geschlecht oder Diabetes bestätigte sich insgesamt eine erhöhte Inzidenz renaler sowie endokriner Dysfunktionen bei Patienten unter Lithium [chronische Nierenerkrankung (HR 1,93, 95% KI 1,76 – 2,12; p < 0,0001), Hypothyreoidismus (HR 2,31, 95% KI 2,05 – 2,60; p < 0,0001), erhöhte totale Calcium-Serumkonzentration (HR 1,43, 95% KI 1,21 – 1,69; p < 0,0001)], wobei dies vornehmlich zu Beginn der Therapie auftrat und besonders für Personen mit hohen Lithium-Spiegeln sowie für weibliche Patienten ausgemacht wurde, welche nicht älter als 60 Jahre waren.
Nicht nur Lithium überwachen
Da Lithium jedoch weiterhin als wichtiger Bestandteil der Behandlung bipolarer und depressiver Erkrankungen gilt, stellen die Autoren der Studie besonders die Notwendigkeit eines engmaschigen Monitorings heraus, welches eben neben der Erfassung der Lithium-Spiegel auch organspezifische Laborwerte umfasst. Die Überwachung der Kreatinin-Clearance, des Halsumfangs bzw. des TSH-Wertes sowie des Körpergewichtes sind bereits als Anwendungsempfehlung initial und im Verlauf einer Lithium-Therapie in die S3-Leitlinie zur Behandlung bipolarer Störungen integriert.
Im Rahmen des Beratungsgespräches sollten daher vor allem jüngere Patientinnen auf die Symptome einer möglichen Funktionsveränderung der Niere sowie der Schild- und Nebenschilddrüse aufmerksam gemacht werden. Insbesondere Analgetika und Antiepileptika, aber auch ACE-Hemmer und Saluretika beeinflussen die renale Ausscheidung von Lithium, sodass ein Vermerk in der Kundenkartei die Gefahr einer Überdosierung verringert und dadurch die Verträglichkeit und Sicherheit der Pharmakotherapie erhöht werden kann. Ggf. kann in direkter Rücksprache mit Arzt und Patient die Überprüfung der oben genannten Laborwerte koordiniert und das Risiko renaler und endokriner Dysfunktionen gegen das Risiko affektiver Störungen abgewogen werden. |
Quelle:
Shine B, et al. „Long-term effects of lithium on renal, thyroid, and parathyroid function: a retrospective analysis of laboratory data.“ The Lancet.
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