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DAZ aktuell
Medikationsplan nicht ohne Apotheker
Niedersächsische Gesundheitsministerin plädiert für stärkere Beteiligung
Für Rundt sind die Maßnahmen zur Förderung der Arzneimitteltherapiesicherheit wie der neue Medikationsplan eines der beiden zentralen Themen des Gesetzes neben dem Aufbau einer zukunftsfähigen Telematik-Infrastruktur. Zudem ging Rundt auf das Perspektivpapier der Apotheker ein und betonte dabei den Netzwerkgedanken und die Patientenorientierung.
In Niedersachsen stehe die ländliche Versorgung im Fokus. „Dafür müssen inhabergeführte Apotheken vor Ort erhalten bleiben“, erklärte Rundt und verwies auf das Projekt der Gesundheitsregionen in Niedersachsen. Damit würden kommunale Strukturen aus Landesmitteln unterstützt. Die Gesundheitsregionen sollten Mindeststandards wie eine regionale Gesundheitskonferenz haben. Dazu äußerte die Ministerin die Bitte an die Apotheker: „Bringen Sie sich ein, vertreten Sie Ihre Interessen!“ Dort sollten Ideen für Versorgungsmodelle und für die Vernetzung entwickelt werden. Insgesamt zeigte sich die Ministerin sehr interessiert an den Leistungen und Angeboten der Apotheker. Auch Silvia Nieber, die Bürgermeisterin der Hansestadt Stade, dankte den Apothekern für ihre patientenbezogene Arbeit.
„Das geht schief“
Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, betonte die Bedeutung der Arzneimitteltherapiesicherheit und verwies auf ein neues Projekt zur Verbesserung der Arzneimittelversorgung in Pflegeheimen. Die niedersächsischen Apotheker hätten dazu gemeinsam mit der Medizinischen Hochschule Hannover einen Förderungsantrag gestellt. Zugleich kritisierte Linz den bisherigen Entwurf für das E-Health-Gesetz: „Ein Medikationsplan ohne Beteiligung der Apotheker – das geht schief.“ Außerdem habe sie ein Problem damit, wenn in Verhandlungen über den Medikationsplan keine Information über die Diagnose verlangt werde.
Linz wünsche sich, dass die Apotheker sich so in dem Gesetz wiederfänden, wie es ihrem Stellenwert im Gesundheitswesen entspreche. Sie äußerte sich verwundert, dass das Bundesgesundheitsministerium die Erstellung des Medikationsplans ohne die Apotheker vorgesehen habe. „Bei diesen Themen müssen wir als Partner gesetzt sein“, so Linz. Am zweiten Tag des Niedersächsischen Apothekertages erklärte Linz, ihr sei berichtet worden, dass Nordrhein-Westfalen einen Änderungsantrag zum E-Health-Gesetz einbringen wolle, der den Formulierungsvorschlag der ABDA übernehme. Darin wird dem Patienten die Wahlmöglichkeit gegeben, eine Apotheke seines Vertrauens mit der Erstellung des Plans zu beauftragen.
NRW drängt auf Änderung
Nordrhein-Westfalen beabsichtigt einen Änderungsantrag zum Entwurf eines „Gesetzes für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen“ (E-Health-Gesetz) in den Bundesrat einzubringen. „Mit diesem Antrag soll Versicherten die Wahlmöglichkeit gegeben werden, den Anspruch auf Erstellung und Aushändigung eines Medikationsplans gegenüber einem Vertragsarzt oder einer Apotheke geltend zu machen“, erklärte diese Woche eine Sprecherin von NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne). Am 3. Juli soll der Gesetzentwurf in erster Lesung im Bundestag beraten werden. Am 10. Juli wird sich der Bundesrat im ersten Durchgang mit dem – allerdings nicht zustimmungspflichtigen – Gesetzentwurf befassen.
Apotheker vernetzen und honorieren
Berend Groeneveld, Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen, betonte die flächendeckende Versorgung und die Bedeutung der Apotheken als niederschwellige Anlaufstellen für die Bevölkerung. Akademischen Rat rund um die Uhr ohne Anmeldung gebe es sonst nirgendwo. Doch hätten die Apotheker über Jahre und Jahrzehnte Einschränkungen durch die Gesetzgebung hinnehmen müssen und diese innerbetrieblich aufgefangen, aber das gelinge heute nicht mehr. „Das Ende der Leidensfähigkeit ist da“, so Groeneveld. Die Apotheken könnten defizitäre Bereiche nicht mehr durch Quersubventionierung finanzieren. „Wir brauchen bei Betäubungsmitteln und Rezepturen Anpassungen“, so Groeneveld.
Zugleich forderte Groeneveld Modelle, bei denen die Gesundheitsdienstleister verzahnt werden, wie im Modellprojekt ARMIN und in den Gesundheitsregionen in Niedersachsen. Groeneveld dankte Rundt, dass sie sich für diese Gesundheitsregionen eingesetzt habe, und forderte, dieses Konzept auszubauen und in den Bund zu tragen.
Einen weiteren Bericht über den Niedersächsischen Apothekertag finden Sie unter der Rubrik „Aus den Ländern“ „Buntes Programm in Stade“. |
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