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Das Tafelsilber ist verschenkt

Dr. Jörn Graue zum Apothekenhonorar

HAMBURG (tmb) | Mahnende Worte zur Gestaltung des Apothekenhonorars und die Vorbereitung auf ein digitalisiertes Gesundheitswesen waren die zentralen Themen im Bericht des NARZ-Vorsitzenden Dr. Jörn Graue bei der Mitgliederversammlung des Norddeutschen Apothekenrechenzentrums (NARZ) am 27. Juni in Hamburg. Das NARZ selbst blieb in dem schwierigen Umfeld weiterhin erfolgreich.
Foto: DAZ/tmb

Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des NARZ, betrachtete in seinem Geschäftsbericht ausführlich das berufspolitische Umfeld der Apotheken.

Seit geraumer Zeit würden sich die Apotheker auf einer abschüssigen Ebene befinden, beklagte Graue. Jetzt räche sich, dass sie 2004 die degressive Preisspannenregelung auf den Müll der Geschichte geworfen hätten. Stattdessen wären intelligente Modifizierungen möglich gewesen. Doch das neue Honorarsystem biete der Politik ein Regulativ gegen die Vermehrung der Apothekenzahl. „Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass hinter mehr oder weniger verschlossenen Türen ganz ungeniert über eine Reduzierung der Apothekenzahl auf 15.000 gesprochen wird“, so Graue. Denn dies stärke die verbleibenden Apotheken und ermögliche dort wieder Einsparungen, folgerte Graue und erklärte: „Das Tafelsilber haben wir unwiederbringlich verschenkt.“ Daher sei er mit dem Deutschen Apothekerverband einig, dass es auf der Agenda der Apotheker ganz oben stehen müsse, auch künftig für das bestehende Leistungsspektrum auskömmlich honoriert zu werden. Honorarsteigerungen dürften nicht nach dem Vorbild des Nachtdienstfonds umgesteuert werden, um neue aufwendigere Leistungen zu honorieren. Auch die ohnehin niedrigen Groß­handelsrabatte dürften dafür nicht angetastet werden, denn diese seien als Einkaufsvorteil und als Motor zur Prozessoptimierung überlebenswichtig.

Zukunftspläne

Zur Digitalisierung erklärte Graue, Gesundheitsminister Gröhe treibe diese weiter voran und zeige dabei mehr Stringenz als seine Vorgänger. Dies liege auch an entsprechenden Bestrebungen auf europäischer Ebene. Daher sei im elektronischen Datenverkehr, bei der Vernetzung der Leistungsanbieter, beim Medikationsmanagement und bei der Einführung des elektronischen Rezepts eine Eigendynamik zu erwarten. Um den NARZ-Verbund zukunftssicher zu machen, würden schon jetzt Lösungen für die zu erwartenden Szenarien entwickelt. Außerdem berichtete Graue über eine Projektgruppe der norddeutschen Landesapothekerverbände zu der Frage, wie die Verwaltungs- und Organisationsstrukturen der Verbände mit der Hilfe des NARZ gebündelt werden könnten. Dies betreffe auch Dienstleistungen für die Vereins- und NARZ-Mitglieder, wie die Retax-Bearbeitung und eine für alle Verbände notwendige Clearingstelle für Hilfsmittel. Das zu erwartende IT-Sicherheitsgesetz könnte Apotheken und Rechenzentren neue Kosten aufbürden, befürchtet Graue. Er betonte die besondere Bedeutung des Datenschutzes und deutete an, die für den Datenschutz beim NARZ zuständige Firma datenschutz nord werde künftig möglicherweise auch Seminare für Apotheken über datenschutzrechtliche Bestimmungen anbieten.

Gute Zahlen beim NARZ

Trotz erschwerter Bedingungen zählte Graue 2014 für das NARZ „zu unseren ganz erfolgreichen Geschäftsjahren“. Obwohl die Apothekenzahlen sinken, berichtete NARZ-Geschäftsführer Hanno Helmker über gestiegene Umsätze der NARZ-Gruppe durch steigende Durchschnittswerte der Rezepte. Die Eigenkapitalquote des NARZ betrage außergewöhnliche 94 Prozent. Außerdem berichtete Helmker, dass die NARZ-Gruppe den Warenwirtschaftsanbieter Prisma nun komplett übernehme, nachdem sie zuvor bereits einen Mehrheitsanteil innehatte. Der ehemalige Prisma-Geschäftsführer und -Mitgesellschafter Uwe Ennen ist nun weiterer Geschäftsführer der zur NARZ-Gruppe gehörenden GfI. Graue gratulierte Helmker, der seit 40 Jahren für das NARZ tätig ist, zu diesem Dienstjubiläum. Vorstand und Verwaltungsrat wurden einstimmig entlastet. |

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