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- DAZ 35/2015
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Prisma
Mann stirbt an Zucchini
Tödlicher Gehalt an Bitterstoffen
Zucchini gehören zur Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) und bilden von Natur aus bitter schmeckende tetracyclische Triterpene, die sogenannten Cucurbitacine. Diese Bitterstoffe reizen die Schleimhäute des Magen-Darm-Trakts und können, in Abhängigkeit von der aufgenommenen Dosis, Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Magenkrämpfe und Durchfall auslösen. Zudem wirken sie als Zellgift, da sie unspezifisch die Mitose hemmen.
Die für den Verzehr bestimmten Kürbisgewächse sind so gezüchtet, dass sie keine Bitterstoffe mehr bilden können. Allerdings ist das zuständige Gen nur „abgeschaltet“, so dass Züchtungen durch spontane Mutationen oder Rückkreuzungen die Fähigkeit zur Bitterstoff-Produktion zurückerlangen können. Für eine Reaktivierung stillgelegter Gene werden auch äußere Faktoren in Betracht gezogen. Im aktuellen Vergiftungs-Fall könnte z. B. die extreme Trockenheit dieses Sommers den tödlichen Gehalt an Bitterstoffen bewirkt haben.
Momentan wird die Zucchini, die das Rentnerpaar zu sich genommen hat, im Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart untersucht. Detaillierte Informationen sollen zeitnah veröffentlicht werden.
Grundsätzlich ist die Gefahr gering, eine Bitterstoff-Vergiftung zu erleiden. Im Normalfall sorgt die Warnung des Geschmackssinns dafür, ein extrem bitteres Gemüse gar nicht erst zu essen. Gefährlich wird es, wenn das Geschmacksempfinden gestört oder – wie bei kleinen Kindern – noch nicht richtig ausgeprägt ist. Kürbisgewächse sollten deshalb vor dem Kochen probiert und keinesfalls verwendet werden, wenn sie zu bitter schmecken. |
Quelle
www.cvuas.de: Cucurbitacine in selbst angebauten Zucchini, Stand 24.08.2015
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