Prisma

Reload – der Schuss ging nach hinten los

Warnung vor pflanzlichem Potenzmittel

cae | Der populäre amerikanische Basketballspieler Lamar Odom ist vorletzte Woche bewusstlos zusammengebrochen, nachdem er drei Tage lang außer Cocain auch das Präparat „Reload“ eingenommen hatte – eine Art „pflanzliches Viagra“, vor dem die Arzneimittelbehörde FDA schon vor zwei Jahren gewarnt hat.
Foto: FDA

Das Bild sagt mehr als 1000 Worte …

„Reload“ ist in den USA als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich, insbesondere über das Internet, aber auch im Einzelhandel. Der Text auf der Verpackung empfiehlt es Männern zur Verbesserung des Geschlechtsverkehrs, nicht jedoch zur Behandlung einer erektilen Dysfunktion, denn das wäre eine medizinische Indikation. Eine Packung enthält eine einzige, leuchtend rote Kapsel, die sichtbar ist und die Spitze eines aufgedruckten Revolvers bildet, den eine Frau küsst – ihren Zeigefinger am Abzug. In dem Schriftzug „reload“ ist das „o“ wie eine Revolvertrommel mit sechs Patronen gestaltet.

Laut Deklaration auf der Verpackung wiegt eine Kapsel „Reload“ 1875 mg und enthält in dieser Reihenfolge: Dong quai (Angelica sinsensis), Tribulus terrestris (Burzeldorn), Catuaba (Erythroxylum c.), Muira puama (Ptychopetalum olacoides), Ginkgo biloba, Panax ginseng, Saw Palmetto (Serenoa repens syn. Sabal serrulata), Maca Extract (Lepidium meyenii), Epimedium (Elfenblume), American Lab Proprietary Blend, Gotu kula (Centella asiatica) und Flos Carthami (Saflorblüten).

Der erstgenannte Bestandteil wird auch als „weiblicher Ginseng“ bezeichnet; er soll Phytoestrogene enthalten und wird in der traditionellen chinesischen Medizin vor allem bei Frauen mit Wechseljahrsbeschwerden angewendet. Burzeldorn, Muira puama und vor allem Ginseng sind auch hierzulande als Stärkungsmittel bekannt, ebenso die durchblutungsfördernden Ginkgoblattextrakte. Suspekt ist der drittletzte Inhaltsstoff, eine spezielle Mischung des Herstellers („proprietary blend“). Nach amerikanischem Recht müssen solche Mischungen nicht deklariert werden, andererseits dürfen sie selbstverständlich keine Substanzen enthalten, die zulassungspflichtig sind.

Die FDA hatte 2013 in „Reload“ den Wirkstoff Sildenafil (in Viagra® u. a.) identifiziert und alle Anwender wegen möglicher Wechselwirkungen aufgefordert, die Anwendung sofort zu stoppen und das Präparat wegzuwerfen. Zwar steht auch auf der Verpackung von „Reload“ ein Warnhinweis, es nicht zusammen mit Nitraten anzuwenden, doch gerade dieser Hinweis ist ein Indiz für seine starke Wirk­samkeit, die eigentlich eine Zulassung als Arzneimittel erfordert. Kurios erscheint eine Angabe auf der Verpackung, dass das Präparat 72 Stunden lang wirkt. Soll man unter „72 hours strong“ einen Priapismus verstehen? Dieser dürfte dem Anwender eher unangenehm sein – es sei denn, er vergnügt sich wie Lamar Odom drei Tage lang in einem Bordell. |

Quelle

FDA. Public notification: “Reload“ contains hidden drug ingredient. Meldung vom 6.10.2013

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.