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Adexa-Info
Flüchtlinge in der Apotheke
Ergebnisse der Online-Umfrage
An der bundesweiten Umfrage nahmen 134 Apothekenmitarbeiter aus allen 17 Kammerbezirken teil. Für 84 Prozent von ihnen waren Patienten mit Migrationshintergrund bzw. ohne deutsche Sprachkenntnisse allerdings nichts gänzlich Neues.
Nur bei jedem fünften Umfrageteilnehmer wurde in einer Teambesprechung mit dem Chef über die Beratung von Flüchtlingen gesprochen. Bei knapp fünf Prozent war es Thema in Einzelgesprächen mit ihrem Arbeitgeber.
Immerhin jeder zweite Umfrageteilnehmer hat mit Kollegen darüber gesprochen. Bei 27 Prozent wurde diese Frage weder mit dem Chef noch im Team thematisiert.
Lediglich 24 Prozent haben mündliche oder schriftliche Hinweise, Informationen oder Hilfestellungen von der Apothekenleitung erhalten.
Unterstützung gefragt
Die in den Fachmedien kursierenden Infos und Hilfsmittel wie Piktogramme oder mehrsprachige Fragebögen werden aber offenbar genutzt. Außerdem werden auch eigene Aktivitäten der Teams genannt. So haben in einer Apotheke die PTA-Kolleginnen ein Piktogrammbuch mit verschiedenen Krankheitsbildern erstellt, wobei die Patienten sukzessive immer schlechter aussehen. So können die Flüchtlinge zeigen, wie es ihnen momentan geht.
Gewünscht werden darüber hinaus z. B. Beipackzettel auf Arabisch als Download, aber auch Dolmetscher und Ansprechpartner in den Unterkünften. Klare Regeln des Gesetzgebers zur Kostenübernahme und Abrechnungshilfen sind wichtige Forderungen, denn Unklarheiten bei der Rezeptbelieferung sind ein weit verbreitetes Problem.
Von Teams, in denen niemand gut Englisch spricht, werden auch Sprachkurse für Mitarbeiter gewünscht.
Hilfen wünschen sich die Angestellten sowohl von ihren Arbeitgebern als auch von Kammern und Verbänden, von ADEXA und dem BVpta, der ABDA, dem Bundesgesundheitsministerium und den Gesundheitsbehörden.
Willkommenskultur oder Diskriminierung?
Ein gutes Drittel der Umfrageteilnehmer hat bisher weder von Kunden noch Kollegen ausländerfeindliche Bemerkungen oder gar einen abweisenden Umgang bei der Arzneimittelabgabe an Flüchtlinge wahrgenommen.
Über vereinzelte negative Bemerkungen von Kunden berichteten immerhin rund 55 Prozent. Von einzelnen Kollegen haben schon 29 Prozent der Umfrageteilnehmer im Gespräch solche Kommentare gehört.
Knapp vier Prozent antworteten, es gebe auch eine Diskriminierung von Flüchtlingen im Handverkauf.
Selbst ehrenamtlich aktiv in der Versorgung von Flüchtlingen sind rund fünf Prozent der Umfrageteilnehmer. 36 Prozent helfen durch Sach- oder Geldspenden.
Typische Schwierigkeiten
Problematisch finden es Apothekenangestellte einerseits, wie sie mit Kunden umgehen sollen, die sich offen ausländerfeindlich äußern. „Manchmal würde ich die Kunden gern fragen, ob sie mal in ihrer Familien gefragt haben, wer nach dem Zweiten Weltkrieg selbst ein Flüchtling war. Ich denke, mehr als zwei Drittel würden dann rot werden und lieber nichts mehr sagen“, heißt es in einem der Freifeld-Kommentare.
Andererseits werden auch sprachliche und kulturelle Unterschiede als Problem angesprochen, z. B. Autoritätsprobleme als Pharmazeutin gegenüber manchen männlichen Asylbewerbern.
Wenn im Team Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund arbeiten, scheint die Atmosphäre insgesamt offener zu sein. |
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