Gesundheitspolitik

Engpässe - ein unlösbares Problem?

Diefenbach bittet weiter um Defektlisten, um Druck auf Unternehmen zu erhöhen

BERLIN (wes) | Geben Apotheken ein Rabattpräparat nicht ab, weil der pharmazeutische Unternehmer nicht liefern konnte, müssen sie dies nachweisen. Dabei verlangen immer mehr Kassen eine Bestätigung des Herstellers. Doch diese ist kaum zu bekommen. Die Folge: Apotheken werden retaxiert.

Auch wenn der Nachweis der Nichtlieferbarkeit laut Rahmenvertrag durch Vorlage einer Erklärung des pharmazeutischen Unternehmers oder des Großhändlers geführt werden kann, reicht vielen Kassen Letztere nicht. „Ich gebe es offen zu: Wir haben für dieses Problem keine Lösung“, räumte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt am 9. März bei der hessischen Delegiertenversammlung ein.

Ein paar Packungen des Rabattvertragsartikels würden immer an den Großhandel geliefert, erzählen Insider. Denn bei Nichtlieferbarkeit drohen empfindliche Strafzahlungen an die Krankenkassen. Weder sein Großhändler noch der pharmazeutische Unternehmer bestätigen dem Apotheker also, dass das Rabattarzneimittel am Tag der Abgabe nicht lieferbar war. Nimmt dieser seine heilberufliche Verantwortung wahr und beliefert den Patienten mit einem wirkstoffgleichen, aber nicht rabattierten Arzneimittel, droht ihm die Nullretaxation.

Harte Zahlen fehlen

Wie groß das Problem der Lieferengpässe tatsächlich ist, ist allerdings unklar. Zwar gibt es seit 2013 eine Liste der Lieferengpässe bei Humanarzneimitteln, die auf der Website des BfArM veröffentlicht wird. Doch über die Engpässe im Apothekenalltag sagt die Liste kaum etwas.

Dr. Hans-Rudolf Diefenbach, der frühere Vizevorsitzende des Hessischen Apothekerverbands, will sich mit diesem Informationsmangel nicht abfinden. Der Offenbacher Apotheker dokumentiert deshalb Lieferengpässe aus ganz Deutschland und wertet sie aus. Er möchte zeigen, wie groß das Problem inzwischen tatsächlich ist. Deshalb ruft er auch weiterhin alle Apotheker auf, ihm ihre Defektlisten zuzusenden (Mail: rosenapo.of@t-online.de, Fax: 069/88 36 08). Er bittet um Daten, die sich mindestens über vier Wochen erstrecken. Sein Ziel sind 300 bis 400 Listen. Ein Engagement, das im Übrigen auch ABDA-Präsident Schmidt zu schätzen weiß. |

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