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Wirtschaft
Rohertrags-Monitor November 2015
Betriebswirtschaftliche Analyse der Entwicklung des Apothekenhonorars
Verordnungsstarker November. Zwei Werktage und annähernd 480.000 gesetzlich Versicherte mehr als im November 2014, das hat sich auf die Zahl der im Berichtsmonat zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM ausgewirkt. Knapp 2 Mio. (oder 3,9%) mehr an Packungen (vgl. Abb. 1) bedeuten natürlich auch knapp 2 Mio. zusätzliche Beratungsgespräche im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Wegen der Reduktion des Kassenabschlags (von 1,80 Euro in 2014 auf 1,77 Euro je Packung in 2015) hat das packungsbezogene Honorar (gemäß AMPreisV) im November kräftig, nämlich um 14,4 Mio. Euro zugelegt; der Zuwachs für die ersten elf Monate ist damit auf rund 37,2 Mio. Euro gestiegen. Das entspricht einem Rohertragszuwachs von nicht ganz einem Prozent, bei einem Packungs-Plus von gut 0,6 Prozent.
Wenige Arzneimittel verursachen immer höhere Kosten. Da der durchschnittliche Einkaufswert je Packung im November wieder kräftig zugelegt hat, und zwar diesmal um satte 5,9 Prozent, übersteigt der Apothekeneinkaufswert für die im November zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM den Vorjahreswert um 10,1 Prozent (vgl. Abb. 2). Maßgeblich beeinflusst wird diese Entwicklung durch eine Zunahme an verordneten Hochpreisern, die nach wie vor sowohl in der Menge als auch vom Durchschnittswert her steigen.
Aufgrund der o. g. Entwicklung ist der Rohertrag aus kaufmännischer Komponente im November ebenfalls um 10,1 Prozent (bzw. um 5,6 Mio. Euro), respektive in den ersten elf Monaten des Jahres um 3,7 Prozent (bzw. um knapp 22,9 Mio. Euro), gewachsen.
Handelsspanne im Dauertief. Addiert man den Rohertragszuwachs (gemäß AMPreisV) aus packungsbezogener und kaufmännischer Komponente, so haben die Apotheken in den ersten elf Monaten des Jahres rund 60 Mio. Euro mehr an Wertschöpfung erzielt als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Damit steht einem arbeitsbedingten Mehraufwand (Absatzzuwachs) von über 0,6 Prozent ein Rohertragszuwachs von gut 1,3 Prozent gegenüber. Pro Apotheke gerechnet sind folglich in den ersten elf Monaten des Jahres knapp 3000 Euro mehr an Rohertrag erwirtschaftet worden.
Dieser Betrag dürfte kaum reichen, den erhöhten (Bürokratie-)Aufwand in den Apotheken (man denke nur an die – häufig genug mit Null-Retax-Drohung verbundene – Verpflichtung zur Abgabe von rabattbegünstigten Arzneimitteln) zu kompensieren, von dringenden Ersatzinvestitionen und Gehaltssteigerungen der Mitarbeiter ganz zu schweigen.
Der überproportionale Anstieg des Apothekeneinkaufswertes (und damit des Umsatzes) hat im November dazu geführt, dass die Betriebshandelsspanne (in Prozenten des Umsatzes mit MwSt.) mit 14,12 Prozent zwar wieder die 14-Prozent-Marke überschritten hat (vgl. Abb. 3), von einer Trendumkehr kann aber keine Rede sein.
In den ersten elf Monaten des Jahres setzt sich vielmehr der Negativtrend fort; die Betriebshandelsspanne liegt aktuell mit 14,52 Prozent um mehr als einen halben Prozentpunkt unter dem entsprechenden Vergleichswert des Vorjahres.
Mehrwertsteuer bleibt Kostentreiber. Der durchschnittliche Preis der im Jahresdurchschnitt 2004, im November d. J. und in den ersten elf Monaten 2015 zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM sowie die wertmäßigen Anteile der Wertschöpfungsstufen und deren Entwicklung seit 2004 sind Tabelle 1 zu entnehmen. Während die Apothekenmarge (im GKV-Markt) innerhalb von gut zehn Jahren um 11,2 Prozent (bzw. um 81 Cent) gegenüber 2004 angewachsen ist, hat die Mehrwertsteuer um weit mehr als die Hälfte (um 58,9 Prozent, oder um 3,27 Euro) zugelegt; sie bleibt damit Kostentreiber Nummer eins.
Tab. 1: Durchschnittspreis eines zulasten der GKV abgegebenen verschreibungspflichtigen Fertigarzneimittels und seine Aufteilung auf die einzelnen Wertschöpfungsstufen (gemäß AMPreisV) im Jahre 2004, im November und in den ersten elf Monaten des Jahres 2015 sowie die entsprechenden Abweichungen. | |||||
Durchschnittliches GKV-Rx-FAM |
2004 (1) |
Nov. 2015 (2) |
Jan. – Nov. 2015 (3) |
(3) – (1) (4) |
(4) in % (1) (5) |
---|---|---|---|---|---|
Verkaufspreis laut AMPreisV ** |
42,19 € |
58,87 € |
56,95 € |
14,76 € |
35,0% |
./. Kassenabschlag |
2,00 € |
1,77 € |
1,77 € |
– 0,23 € |
– 11,5% |
= GKV-Abrechnungspreis (brutto) |
40,19 € |
57,10 € |
55,18 € |
14,99 € |
37,3% |
./. Mehrwertsteuer |
5,54 € |
9,12 € |
8,81 € |
3,27 € |
58,9% |
= GKV-Abrechnungspreis (netto) |
34,65 € |
47,98 € |
46,37 € |
11,72 € |
33,8% |
Apo.-Rohertrag aus Festzuschlag |
6,38 € |
6,86 € |
6,86 € |
0,48 € |
7,5% |
Apo.-Rohertrag, kfm. Komponente |
0,82 € |
1,20 € |
1,15 € |
0,33 € |
40,1% |
./. Apo.-Rohertrag insges. (gem. AMPreisV) |
7,20 € |
8,06 € |
8,01 € |
0,81 € |
11,2% |
= Apothekeneinkaufswert |
27,45 € |
39,92 € |
38,36 € |
10,91 € |
39,7% |
./. Großhandelsmarge |
* |
1,64 € |
1,62 € |
* |
* |
= ApU (Abgabepreis des pharm. Untern.) |
* |
38,28 € |
36,74 € |
* |
* |
* = ApU (bzw. HAP) liegt für 2004 nicht vor
** = ab August 2013: „Notdienstpauschale“ von 0,16 Euro (sowohl bei Umsatz als auch bei Ertrag) unberücksichtigt, da kein direkt zuordenbarer Ertragsbestandteil
Quelle: Insight Health und eigene Berechnungen; Hü. ©
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Von besonderem Interesse ist der Vergleich der aktuellen Anteile innerhalb der Wertschöpfungskette mit den Ausgangswerten des Jahres 2004 (s. Tab. 2). Apothekeneinkaufswert und vor allem Mehrwertsteuer haben mächtig Wertschöpfungsanteile gewonnen; die Apothekenmarge, und dabei vor allem der Apothekenrohertrag aus Festzuschlag, haben verloren. Heute kassiert der Staat wesentlich mehr an Umsatzsteuer aus dem Verkauf einer Rx-FAM-Packung als die Apotheke an Rohertrag zu erzielen vermag.
Tab. 2: Anteile der Wertschöpfungsstufen (gemäß AMPreisV) am Durchschnittspreis eines zulasten der GKV abgegebenen verschreibungspflichtigen Fertigarzneimittels im Jahre 2004 und bezogen auf die ersten zehn Monate 2015. | ||
Wertschöpfungsanteile am Verkaufspreis einer durchschnittlichen GKV-Rx-FAM-Packung |
2004 |
Jan. – Nov. 2015 |
---|---|---|
Verkaufspreis laut AMPreisV ** |
100,0% |
100,0% |
./. Kassenabschlag |
4,7% |
3,1% |
= GKV-Abrechnungspreis (brutto) |
95,3% |
96,9% |
./. Mehrwertsteuer |
13,1% |
15,5% |
= GKV-Abrechnungspreis (netto) |
82,1% |
81,4% |
Apo.-Rohertrag aus Festzuschlag |
15,1% |
12,1% |
Apo.-Rohertrag, kfm. Komponente |
2,0% |
2,0% |
./. Apo.-Rohertrag insges. (gem. AMPreisV) |
17,1% |
14,2% |
= Apothekeneinkaufswert |
65,1% |
67,3% |
./. Großhandelsmarge |
* |
2,8% |
= ApU (Abgabepreis des pharm. Untern.) |
* |
64,5% |
* = ApU (bzw. HAP) liegt für 2004 nicht vor
** = ab August 2013: „Notdienstpauschale“ von 0,16 Euro (sowohl bei Umsatz als auch bei Ertrag) unberücksichtigt, da kein direkt zuordenbarer Ertragsbestandteil
Quelle: Insight Health und eigene Berechnungen; Hü. ©
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Wenn Wertschöpfung etwas mit Wertschätzung zu tun hätte, müsste man konstatieren, dass die Bedeutung der Apotheken im Arzneimittelmarkt in den letzten zehn Jahren immer weiter geschrumpft ist. |
*Insight Health ist ein führender Informationsdienstleister im Gesundheitsmarkt mit einem breiten Portfolio datenbasierter Services zur Markt- und Versorgungsforschung. Insight Health bietet individuelle Lösungen für die pharmazeutische Industrie, Krankenversicherungen, Ärztevereinigungen, Apotheken, Behörden, Politik und weitere Entscheider im Gesundheitsmarkt.
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