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Arzneimittel und Therapie
Weniger Antibiotika dank Ibuprofen?
Bei unkompliziertem Harnwegsinfekt einen Versuch wert
ck | Unkomplizierte Harnwegsinfektionen gelten nach Atemwegsinfekten als der häufigste Grund für Antibiotikaverschreibungen. Da bei den Erregern unkomplizierter Harnwegsinfektionen in letzter Zeit vermehrt Resistenzen auftraten, wird der Antibiotikaeinsatz in dieser Indikation kritisch beobachtet und versucht, Alternativen zu finden. In einer Studie konnte jetzt gezeigt werden, dass eine Therapie mit Ibuprofen den Antibiotikaverbrauch bei unkomplizierten Harnwegsinfekten reduzieren kann, es traten aber mehr allgemeine Beschwerden auf.
In Kooperation mit 42 Hausarztpraxen untersuchten Urologen der Universität Göttingen den Einfluss von Antibiotika auf den Verlauf einer unkomplizierten Harnwegsinfektion bei sonst gesunden Frauen. Dazu erhielten 484 Frauen im Alter von 18 bis 65 Jahren randomisiert entweder Fosfomycin (1 × 3 g) oder Ibuprofen (3 × 400 mg) über drei Tage. Primäre Endpunkte waren die Menge der eingesetzten Antibiotika innerhalb von 28 Tagen sowie die Schmerzsymptomatik (Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, ständiger Harndrang) an den ersten sieben Tagen. Persistierten die Symptome oder kam es zu einer Verschlechterung, so konnte in beiden Gruppen Antibiotika verordnet werden.
Insgesamt wurden durch die initiale Behandlung der Symptome mit Ibuprofen 67% Antibiotika weniger eingesetzt werden. Der Harnwegsinfekt heilte nach alleiniger Anwendung von Ibuprofen bei zwei Dritteln der Frauen ohne Komplikationen ab; beim übrigen Drittel mussten zusätzlich Antibiotika eingesetzt werden. In der Fosfomycin-Gruppe betrug die Erfolgsrate 88%, allerdings benötigten 12% der Probandinnen dieser Gruppe eine zweite Antibiotikatherapie. Die Symptome klangen bei den meisten Patientinnen innerhalb einer Woche ab. Bei den mit Ibuprofen behandelten Frauen waren weniger symptomfrei (Tag 4: 56% unter Fosfomycin vs. 39% unter Ibuprofen, Tag 7: 82% vs. 70%).Auch hielten die Beschwerden unter Ibuprofen einen Tag länger an (4,6 vs. 5,6 Tage. Unter Fosfomycin traten seltener akute Nierenbeckenentzündungen auf (0,4% vs. 2%). Die Autoren schlussfolgern, dass der Versuch einer anfänglichen symptomatischen Behandlung mit Ibuprofen bei den Frauen unternommen werden kann, die gegenüber einer Antibiotikatherapie kritisch eingestellt sind und die eine möglicherweise erhöhte Rate an unerwünschten Wirkungen in Kauf nehmen. |
Quelle
Gágyor I, Bleidorn J, Kochen MM et al. Ibuprofen vs fosfomycin for uncomplicated urinary tract infection in women: randomised controlled trial. BMJ 2015;351:h6544, doi: 10.1136/bmj.h6544
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