Prisma

Omega-3-Fettsäuren für das alternde Gehirn

Studien sprechen für neuroprotektiven Effekt

cae | Während es bisher nicht gelungen ist, einen Arzneistoff für die Heilung von Demenzen zu entwickeln, zeigen die Bemühungen, die Gedächtnisleistung von gesunden älteren Personen durch bestimmte Maßnahmen möglichst lange zu erhalten, gewisse Erfolge. Hierbei spielen die Omega-3-Fettsäuren (ω3-FS) Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) sowie auch ihre Vorstufen ­Linolsäure und α-Linolensäure, die von den Astrozyten des Gehirns in EPA und DHA umgewandelt werden können, eine wichtige Rolle.
highwaystarz - Fotolia.com

Neuroprotektive Maßnahmen können helfen, bevor die Demenz manifest ist.

Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig stellten schon vor drei Jahren eine placebokontrollierte Studie zur Supplementierung von täglich 2,2 g ω3-FS bei 50 bis 75 Jahre alten Probanden vor [1]. Diese Dosis liegt erheblich über der Empfehlung von DGE und EFSA (2010), dass gesunde Menschen täglich 250 mg ω3‑FS aufnehmen sollten. Nach einem halben Jahr zeigten sich nicht nur günstige Veränderungen der Arterien und des diastolischen Blutdrucks, sondern auch der Hirnstruktur und der kognitiven Hirnfunktionen. Das Volumen der grauen Substanz nahm zu, und mikrostrukturelle Schäden in der weißen Substanz gingen zurück. Zudem konnten die Probanden in der Verumgruppe kognitive Aufgaben besser lösen als die Probanden in der Placebogruppe.

In einem Review, das die Leipziger Arbeitsgruppe über den Nutzen der mediterranen Diät für die kognitiven Hirnfunktionen im Alter publizierte, widmete sie auch einen Abschnitt den ω3‑FS und ihren Vorstufen [2]. In der Tendenz zeigten epidemiologische Studien zur fischreichen (d. h. ω3-FS-reichen) Ernährung häufiger oder deutlicher einen neuroprotektiven Effekt als klinische Studien mit ω3-FS-Supplementen. Die Gründe für diese Ergebnisse sind nicht klar.

Neurologen der Charité in Berlin haben – wie schon ihre Leipziger Kollegen – Probanden im Alter von 50 bis 75 Jahren sechs Monate lang täglich 2,2 g ω3-FS bzw. ein Placebo verabreicht (n = 44) [3]. Die Probanden der Interven­tionsgruppe schnitten bei einem Test zum räumlichen Gedächtnis (Locato) besser ab, während sie bei einem Wörterlerntest (RAVLT) nur etwa gleich gut waren wie die Probanden der Placebogruppe. Somit bestätigt die Studie, dass die hochdosierte ω3-FS-Zufuhr manche Hirnfunktionen verbessert, aber eben nicht alle. |

Quellen

[1] Witte V, et al. Long-chain omega-3 fatty acids improve brain function and structure in older adults. Cerebral Cortex 2014;24(11):3059-68

[2] Huhn S, et al. Components of a Mediterranean diet and their impact on cognitive functions in aging. Front Aging Neurosci 2015;7:132

[3] Külzow N, et al. Impact of Omega-3 Fatty Acid Supplementation on Memory Functions in Healthy Older Adults. J Alzheimers Dis; epub 10.2.2016

Das könnte Sie auch interessieren

Was Omega-3-Fettsäuren wirklich leisten

Fetter Fisch für alle?

Omega-3-Fettsäuren könnten helfen

Gesünder altern

Vitamin D3 und Omega-3-Fettsäuren sind keine Wundermittel

Nützlich oder sogar potenziell schädlich?

Omega-3-Fettsäuren könnten Abnahme der Lungenfunktion bremsen

Hinweis auf pulmoprotektive Effekte

Wann eine Supplementation mit Omega-3-Fettsäuren sinnvoll sein kann

Wenn Fisch nicht reicht

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.