Arzneimittel und Therapie

Autismus-Studie ohne Auswirkungen

Embryotox: Citalopram und Sertralin bleiben in der Schwangerschaft Antidepressiva der Wahl

Die Antidepressiva-Einnahme im zweiten und dritten Schwangerschaftstrimenon soll nach den Ergebnissen einer Registerstudie das Risiko für eine Autismus-Störung beim Kind erhöhen (s. a. DAZ 2016, Nr. 14, S. 26). Prof. Dr. Christof Schaefer, Leiter des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie, nimmt im Folgenden dazu Stellung.

Prof. Dr. med. Christof Schaefer, Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin

Die Studie von Boukhris et al. ändert unsere Haltung nicht. Sie belegt keineswegs eindrucksvoll eine unterstellte Kausalität, sollte aber wie die bisherigen Studien mit ihren unterschiedlichen Ergebnissen ernst genommen werden. Die Ergebnisse dieser Studie beruhen auf kleinen Fallzahlen exponierter, betroffener Kinder. Zwar wurde eine Assoziation mit dem zweiten und dritten Trimenon gefunden, weitere Studien zur Autismus-Spektrum-Störung im Zusammenhang mit anderen Arzneimitteln (Valproinsäure, Thalidomid) vermittelten aber eher den Eindruck einer Assoziation mit der frühen Schwangerschaft. Die Signifikanz des Ergebnisses ist nicht überwältigend und eine Spezifizierung besonders „riskanter“ Anti­depressiva-Gruppen oder gar einzelner Wirkstoffe aus dieser Studie nicht sicher ableitbar. Insofern bleiben die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Sertralin und Citalo­pram die Antidepressiva der Wahl bei einer Neueinstellung im gebärfähigen Alter. Die Entstehung einer Autismus-Spek­trum-Störung ist komplex, die Diagnosestellung ebenfalls. Vorschnelle Zuordnungen sind nicht hilfreich. |

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