Feuilleton

Lucas Cranach als Apotheker

Dauer- und Sonderausstellung in Wittenberg

cae | Die Sonderausstellung „Die Cranach-Apotheke – Geschichte und Geschichten“ in Wittenberg gibt bis zum 8. Mai einen Einblick in eine lukrative Nebentätigkeit des berühmten Malers Lucas Cranach (1472 –1553), den man zur Unterscheidung von seinem ebenso berühmten, gleichnamigen Sohn „den Älteren“ nennt: Er war jahrzehntelang Eigentümer der damals einzigen Apotheke in der Universitätsstadt Wittenberg.

Nachdem Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen 1502 die Universität Wittenberg gegründet hatte, verlieh er 1513 deren erstem Rektor, Martin Pollich, der zugleich Philosoph, Theologe und Mediziner war, ein Privileg für die Gründung und den Betrieb der ersten Apotheke Wittenbergs. Nach Pollichs Tod erwarb Lucas Cranach diese Apotheke und erhielt 1520 ein landesherrliches Privileg, das ihn vor Konkurrenz schützte. Nach damaligem Sprachgebrauch war Cranach nun „Apotheker“. Da er aber kein Pharmazeut war und als gefragter ­Maler auch keine Zeit für die Apotheke erübrigen konnte, ließ er sie durch Provisoren leiten, von denen Caspar Pfreundt (1517 –1574) schließlich sein Schwiegersohn und auch sein Nach­folger als Inhaber wurde.

Foto: Cranach-Stiftung

Pillenbrett und mehr … – Erinnerungen an die alte Pharmazie.

Lucas Cranach besaß mehrere Häuser in Wittenberg. Seine Apotheke hatte er 1520 in der Schlossstraße 1 ein­gerichtet, während er im heutigen Cranach-Haus am Markt eine Druckerei betrieb. Nach der teilweisen Zerstörung Wittenbergs im Jahr 1547 verlegte er die Apotheke in das Cranach-Haus, wo die aus einer Bürgerinitiative hervorgegangene Cranach-Stiftung nun die Dauerausstellung „Cranachs Welt“ sowie Sonderausstellungen zeigt. 1799 wurde die Apotheke in die Schlossstraße zurückverlegt, wo sie heute noch ihren Standort hat.

Ausstellung

Cranach-Haus, Markt 4, 06886 Lutherstadt Wittenberg

http://cranach-stiftung.de

Geöffnet Di.–Sa. 10–17 h, So. 13–17 h

Die aktuelle Sonderausstellung im Cranach-Haus zeigt das Handwerkszeug und die Materia medica der vorindustriellen Apothekerkunst sowie Urkunden und Dokumente des früheren Apothekenbetriebs; darunter sind Apothekenprivilegien, Arzneitaxen und Berichte von Revisionen (Visita­tionen). Frühe Fertigarzneimittel der pharmazeutischen Industrie ergänzen die Schau. |

Literatur

Caesar W. Lucas Cranach d. Ä. – Maler und Apotheker. Dtsch Apoth Ztg 1994;134:1697–1700

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