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- DAZ 17/2016
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Arzneimittel und Therapie
Antibiose bei Borreliose in der Kritik
Langzeittherapie hat keinen Nutzen, dafür Nebenwirkungen
Die akuten Symptome einer durch das Bakterium Borrelia burgdorferi hervorgerufenen Lyme-Borreliose klingen nach einer initialen antibiotischen Therapie in den meisten Fällen ab. Bei etwa 10 bis 20% der Betroffenen geht die Erkrankung jedoch in eine chronische Form (post-Lyme disease syndrome) über. Die Betroffenen klagen über unspezifische Symptome wie Fatigue, Schmerzen sowie neurologische und kognitive Beeinträchtigungen. Die Vorstellung, dass eine erneute antibiotische Therapie eine möglicherweise persistierende Infektion beheben und die unspezifischen Symptome lindern könnte, gab Anlass zu mehreren Studien. Die Ergebnisse waren jedoch nicht überzeugend, und ein eindeutiger Beweis für den Nutzen einer längerfristigen Antibiotika-Gabe steht aus. Eine niederländische Studie befasste sich erneut mit dieser Frage.
Antibiotika ohne Unterschiede
An der doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie nahmen 280 Patienten mit persistierenden Symptomen einer Lyme-Borreliose teil. Rund 90% der Probanden hatten im Verlauf ihrer Erkrankung bereits eine antibiotische Therapie erhalten. In der Initialphase wurden alle Probanden zwei Wochen lang mit Cetriaxon i. v. behandelt. Anschließend wurden sie drei Gruppen zugeordnet und erhielten während zwölf Wochen eine orale Therapie mit Doxycyclin, Clarithromycin plus Hydroxychloroquin oder Placebo. Der primäre Studienendpunkt war die gesundheitsbezogene Lebensqualität zu unterschiedlichen Zeitpunkten, ermittelt mithilfe des Physical-Component Summary Scores. Das Ergebnis war eindeutig: Im Lauf der Therapie waren die Krankheitssymptome aller Studienteilnehmer zwar etwas abgeklungen (Anstieg des Physical-Component Summary Score), zwischen den einzelnen Gruppen war aber kein Unterschied festzustellen (Abb.). Fazit: Im Vergleich zu einer kurzzeitigen Antibiose weist eine längerfristige Therapie keinen zusätzlichen Nutzen auf.
Nachteil statt Vorteil
Die Verfasser eines Editorials zu dieser im New England Journal of Medicine publizierten Studie vermuten, dass die während der zweiwöchigen Initialphase erfolgte Besserung auf einem Therapieansprechen derjenigen 10% der Probanden beruht, die im akuten Verlauf ihrer Erkrankung, also vor Eintritt in diese Studie, keine antibiotische Therapie erhalten hatten. Bei den übrigen 90% blieb nicht nur der Therapieerfolg aus, sondern es traten bei rund 68% der Probanden unerwünschte Arzneimittelwirkungen auf. Diese wurden zwar meist als geringfügig eingestuft, rechtfertigen aber bei ausbleibendem Nutzen keine antibiotische Therapie. Die Studie hat gezeigt, wie man nicht vorgehen sollte, zu klären bleibt aber, was den Betroffenen hilft. |
Quelle
Berende A et al. Randomized trial of longer-term therapy for symptoms attributed to lyme disease. N Engl J Med 2016;374:1209-1220
Melia M et al. Time for a different approach to lyme disease and long-term symptoms. N Engl J Med 2016;374:1277-1278
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