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Wir wissen zu wenig übereinander
DAZ-Interview mit BPhD-Präsidentin Franziska Möllers zum gemeinsamen PJ-Seminar für Pharmazeuten im Praktikum und Mediziner im Praktischen Jahr
In Niedersachsen lernen angehende Ärzte und Pharmazeuten nun gemeinsam. Ziel des Pilotprojekts der Apothekerkammer Niedersachsen und der Medizinischen Hochschule Hannover sollte sein, jeweils die Kompetenzen und Aufgaben des anderen wahrzunehmen, also Einblicke zu gewinnen, welche Arbeit hinter den Kulissen geleistet wird und voneinander zu profitieren. Gemeinsam wurden Fälle aus der hausärztlichen Praxis bearbeitet. Eine der Pharmazeutinnen im Praktikum, die an dem Pilotprojekt teilnahmen, war die Präsidentin des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden in Deutschland e. V. (BPhD), Franziska Möllers, die derzeit in Niedersachsen ihr Praktisches Jahr absolviert. Die DAZ hat sie zu ihren Erfahrungen befragt.
DAZ: Die Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern funktioniert im Kleinen, da wo man sich kennt, meist sehr gut. Grundsätzlich gibt es aber viele Vorurteile und Misstrauen gegenüber der anderen Berufsgruppe. Wie ist das bei den angehenden Ärzten und Apothekern, ist das auch schon vorhanden?
F. Möllers: Vorurteile entstehen meist aus Unwissenheit. Hier liegt in der Ausbildung das Problem. Es herrschen eigentlich keine festen Vorurteile, man weiß nur nichts übereinander, weil die Studiengänge voneinander sehr abgeschottet sind. Deswegen kann man bei den Studierenden gut ansetzen, um Vorurteilen direkt vorzubeugen.
DAZ: Haben Sie vom Austausch mit den Medizinern profitiert?
F. Möllers: Ich fand das gemeinsame Besprechen von Patientenfällen sehr bereichernd. Besonders interessant war es zu sehen, wie sehr sich die Sichtweise von Medizinern und Pharmazeuten und ihre Herangehensweise an Problemstellungen voneinander unterscheiden und dennoch im Sinne des Patienten sehr gut ergänzen. So bekommt man ein größeres Verständnis für den jeweils anderen. Das ist sicherlich die Basis für gute spätere Zusammenarbeit.
Ich finde den Austausch zwischen den Berufsgruppen unheimlich wichtig, weil man sehr viel vom Wissen und den Erfahrungen der einzelnen Berufszweige lernen kann. Ich hoffe, dass sich irgendwann eine gemeinsame Schnittstelle entwickelt, damit ein Austausch einfacher wird.
DAZ: Würden Sie sich wünschen, dass es in Zukunft fester Bestandteil der Ausbildung wird, dass angehende Ärzte und Apotheker zusammen lernen? Wenn ja, erst im PJ oder bereits früher?
F. Möllers: Ich denke, dass das PJ die besten Möglichkeiten für die feste Einplanung gemeinsamer Lehre bietet. Ich würde mir das auch für die Zukunft wünschen. Im Studium stehen wir ja zunächst einmal vor dem Problem, dass nicht an jedem Medizinstandort auch Pharmazie angeboten wird. Im praktischen Jahr sind Mediziner und Pharmazeuten außerdem offener für praxisnahe Projekte und können schon vom Fachwissen des anderen profitieren.
DAZ: Muss Ihrer Ansicht nach die Approbationsordnung geändert werden, um zukünftigen Herausforderungen besser gerecht zu werden?
F. Möllers: Die Approbationsordnung sollte prinzipiell einer regelmäßigen Evaluation unterzogen werden und für eine feste Einbindung solcher Veranstaltungen müssen diese natürlich in der Approbationsordnung angeführt werden. Im Bezug auf die gemeinsame Lehre von Medizinern und Pharmazeuten denke ich jedoch, dass durch das Engagement der Kammern, die ja die Lehre im dritten Ausbildungsabschnitt übernehmen, innerhalb der Möglichkeiten der bestehenden Approbationsordnung jetzt schon viel geschehen kann.
DAZ: Vielen Dank für das Gespräch.
Das nächste gemeinsame PJ-Seminar in Niedersachsen startet im Mai 2016. Daran werden zehn Pharmazeuten im Praktikum und zehn Medizin-PJler teilnehmen. |
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