- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 22/2016
- Mehr Methan durch ...
Prisma
Mehr Methan durch Tetracyclin
Methanogene Archäen profitieren von der Antibiose
Die mikrobiellen Methanbildner gehören zu den Archäen (Einzeller, aber keine Bakterien) und leben unter anaeroben Bedingungen in sehr verschiedenartigen „Nischen“, z. B. in überfluteten Reisfeldern und im Pansen von Rindern, die das kontinuierlich gebildete Methan durch häufiges „Rülpsen“ ausstoßen. Auch im Darm der Wiederkäuer kommen Archäen vor, und sogar noch im frischen Dung produzieren sie Methan, bis sie wegen des Eindringens von Sauerstoff in den Kuhfladen zugrunde gehen.
Ein Doktorand in Boulder (USA) hat in Finnland einen kontrollierten Versuch mit zehn Rindern durchgeführt, um die Auswirkungen der Beimischung des Antibiotikums Tetracyclin zum Futter auf die Methan-Emissionen zu messen. Ergebnis: Die Kuhfladen der behandelten Rinder emittierten nahezu doppelt so viel Methan wie diejenigen der Kontrolltiere. Als Ursache vermuten die Autoren, dass die Archäen sich stark vermehrt haben, nachdem viele Bakterien dem Antibiotikum zum Opfer gefallen waren. Die Dungkäfer, die sich durch den Kuhfladen graben und ihn dabei belüften, wurden durch das Tetracyclin nicht beeinträchtigt.
Geht man davon aus, dass ein Rind nur gut zehn Prozent des Methans über den Dung emittiert, bedeutet das Ergebnis eine Steigerung der gesamten Methan-Emission um etwa zehn Prozent. Insofern sind die Gesundheitsgefahren der in den USA noch relativ freizügigen Anwendung von Antibiotika in der Tiermast schwerwiegender als deren bescheidener Beitrag zur Erderwärmung. |
Quelle
Hammer TJ, et al. Treating cattle with antibiotics affects greenhouse gas emissions, and microbiota in dung and dung beetles. Proc Royal Soc B Biol Sci 2016;283(1831)
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.