Prisma

Mehr Methan durch Tetracyclin

Methanogene Archäen profitieren von der Antibiose

cae | Wiederkäuer verwerten die Cellulose in ihrer Nahrung mithilfe von Mikroorganismen, die die Polysaccharide spalten und dabei das Treibhausgas Methan freisetzen. Die Gabe von Antibiotika an die Tiere steigert deren Methan-­Emissionen.

Die mikrobiellen Methanbildner gehören zu den Archäen (Einzeller, aber keine Bakterien) und leben unter anaeroben Bedingungen in sehr verschiedenartigen „Nischen“, z. B. in überfluteten Reisfeldern und im Pansen von Rindern, die das kontinuierlich gebildete Methan durch häufiges „Rülpsen“ ausstoßen. Auch im Darm der Wiederkäuer kommen Archäen vor, und sogar noch im frischen Dung produzieren sie Methan, bis sie wegen des Eindringens von Sauerstoff in den Kuhfladen zugrunde gehen.

Ein Doktorand in Boulder (USA) hat in Finnland einen kontrollierten Versuch mit zehn Rindern durchgeführt, um die Auswirkungen der Beimischung des Antibiotikums Tetracyclin zum Futter auf die Methan-Emissionen zu messen. Ergebnis: Die Kuhfladen der behandelten Rinder emittierten nahezu doppelt so viel Methan wie diejenigen der Kontrolltiere. Als Ursache vermuten die Autoren, dass die Archäen sich stark vermehrt haben, nachdem viele Bakterien dem Antibiotikum zum Opfer gefallen waren. Die Dungkäfer, die sich durch den Kuhfladen graben und ihn dabei belüften, wurden durch das Tetracyclin nicht be­einträchtigt.

Geht man davon aus, dass ein Rind nur gut zehn Prozent des Methans über den Dung emittiert, bedeutet das Ergebnis eine Steigerung der gesamten Methan-Emission um etwa zehn Prozent. Insofern sind die Gesundheitsgefahren der in den USA noch ­relativ freizügigen Anwendung von Antibiotika in der Tiermast schwerwiegender als deren bescheidener Beitrag zur Erderwärmung. |

Quelle

Hammer TJ, et al. Treating cattle with antibiotics affects greenhouse gas emissions, and microbiota in dung and dung beetles. Proc Royal Soc B Biol Sci 2016;283(1831)

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