Arzneimittel und Therapie

MTX allein oder gleich kombinieren?

Cochrane Review vergleicht verschiedene Behandlungsstrategien bei rheumatoider Arthritis

Basistherapeutika (Disease Modifying Antirheumatic Drugs, DMARDs) werden bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen eingesetzt, um den Krankheitsverlauf und die Symptome zu kontrollieren. Hierzu gehört beispielsweise Methotrexat, das auch in Kombination mit weiteren synthetischen oder biologischen DMARDs Anwendung findet. In einer aktuellen Metaanalyse wurde der Zusatznutzen unterschiedlicher DMARDs in Kombination mit Methotrexat verglichen.

Mit Studiendaten belegt ist, dass bei bestehender Behandlung mit Methotrexat (MTX) der Krankheitsverlauf einer rheumatoiden Arthritis durch die zusätzliche Gabe von Biologicals, wie Infliximab als monoklonaler Antikörper oder Etanercept als rekombinantes Fusionsprotein, effektiver kontrolliert werden kann als durch eine MTX-Monotherapie. Dagegen herrscht noch Unklarheit über den Zusatznutzen von chemisch-synthetischen DMARDs wie Chloroquin, Hydroxychloroquin oder Sulfasalazin in Kombination mit MTX. Die Therapiekosten liegen für Biologicals zehn- bis 20-mal höher als für konventionelle DMARDs. Experten fordern seit Längerem, dass der Nutzen einer Therapie mit MTX in Kombination mit verschiedenen Arzneistoffklassen vergleichend analysiert werden sollte – auch mit Blick auf die Kosten. Eine systematische Metaanalyse untersuchte die Wirksamkeit und Verträglichkeit der antirheumatischen Behandlung mit MTX in Monotherapie oder in Kombination mit anderen DMARDs. Es wurden die Daten von über 37.000 Patienten aus insgesamt 158 geeigneten klinischen Studien analysiert [1]. Primäre Endpunkte waren das Ansprechen auf das Behandlungsregime (ACR50-Score), die Progression der Erkrankung sowie die Rate an Therapie­abbrüchen aufgrund unerwünschter Wirkungen.

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Rheumatoide Arthritis kann langfristig zu Gelenkdeformationen führen. Zum Behandlungsstart wird bisher eine Monotherapie mit Methotrexat empfohlen.

Monotherapie bleibt Standard

Bei Patienten ohne vorherige MTX-Behandlung zeigten sich Kombinationen aus MTX und Biologicals sowie die Tripeltherapie aus MTX, Sulfasalazin und Hydroxychloroquin hinsichtlich der ACR50 überlegen gegenüber einer oralen MTX-Monotherapie. Weniger klinisch relevante Unterschiede ergaben sich hinsichtlich der Krankheitsprogression. Die Tripelbehandlung war mit signifikant geringeren Therapie­abbrüchen assoziiert als MTX plus ­In­fliximab. Auch bei Patienten mit bereits erfolgter MTX-Gabe, jedoch unzureichendem Ansprechen, waren Tripeltherapie sowie MTX in Kombination mit Hydroxychloroquin, Leflunomid, Goldverbindungen (i. m.) oder den meisten Biologicals der oralen MTX-Monotherapie in der ACR50-Antwort statistisch überlegen. MTX kombiniert mit Abatacept war zudem mit der ­geringsten Rate an unerwünschten Wirkungen assoziiert.

Kritik an MTX-Dosierung in klinischen Studien

Mehrere Untersuchungen haben ­gezeigt, dass klinische Studien zur Wirksamkeit und Verträglichkeit einer neuen Therapieoption gegenüber der Standardbehandlung oft zu günstigeren Ergebnissen für das innovative Präparat führen, sofern diese von dem für die Entwicklung des Produkts verantwortlichen Unternehmen finanziert wurde. Als eine der Hauptur­sachen für die Diskrepanz dieser ­Resultate wird die oft suboptimale Dosierung des Komparators genannt oder dessen nachteilige Administration. Im Fall von MTX ist die Absorp­tion nach oraler Gabe hoher Dosen patientenindividuell hoch variabel. Experten empfehlen eine Auftitrierung von MTX auf bis zu 25 mg/Woche, um eine effektive Symptom- und Verlaufskontrolle der entzündlichen Erkrankung zu erreichen. Die subkutane Applikation von MTX erwies sich in der Initialtherapie der oralen Gabe in Studien überlegen [2].

Ein systematischer Review hat klinische Vergleichsstudien zur Anwendung von Biologicals gegenüber einer MTX-Monotherapie bei rheumatoider Arthritis analysiert und untersucht, inwiefern die Empfehlungen zu Administration und Dosierung von MTX in der Vergleichsgruppe eingehalten wurden [3]. Tatsächlich wurde MTX nie höher als 20 mg/Woche dosiert und in fast allen untersuchten Studien oral gegeben. Die Verwendung suboptimaler Dosierungen sowie Applikationswege von MTX als Vergleichstherapie könnte daher die Effekte der untersuchten Biologicals künstlich favorisiert haben. In Vergleichsstudien sollte daher, insbesondere in Hinblick auf die Bewertung eines möglichen Zusatznutzens neuer Therapieoptionen, die adäquate Vergleichstherapie Anwendung finden.

Die Autoren der Studie sehen daher ­eine Überlegenheit sowohl für MTX in Form einer Tripeltherapie als auch in Kombination mit Biologicals, im Vergleich zur oralen MTX-Monotherapie. Letztere gilt nach aktuell gültiger Leitlinie weiterhin als Standard für die Starttherapie der rheumatoiden Arthritis, ist jedoch möglicherweise keine geeignete Vergleichstherapie im Rahmen zulassungsrelevanter klinischer Studien (siehe Kasten). Weiterhin wurden keine signifikanten Unterschiede in Wirksamkeit und Verträglichkeit der MTX-Kombinationsbehandlungen beobachtet, weshalb unter pharmakoökonomischen Gesichtspunkten der Tripeltherapie aus MTX und zwei ­weiteren chemisch-synthetischen DMARDs der Vorzug gegenüber den kosten­intensiveren Kombinationen mit Biologicals gegeben werden sollte. |

Quelle

[1] Hazlewood GS, et al. Methotrexate monotherapy and methotrexate combination therapy with traditional and biologic disease modifying antirheumatic drugs for rheumatoid arthritis: abridged. Cochrane systematic review and network meta-analysis. BMJ 2016;353: i1777

[2] Hazlewood GS, Thorne JC, Pope JE, Lin D, et al. The comparative effectiveness of oral versus subcutaneous methotrexate for the treatment of early rheumatoid arthritis. Ann Rheum Dis 2016;75(6):1003-1008

[3] Duran J, et al. Methotrexate dosage as a source of bias in biological trials in rheumatoid arthritis: a systematic review. Ann Rheum Dis 2016; doi: 10.1136/annrheumdis-2016-209383


Apotheker Dr. André Said


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