Arzneimittel und Therapie

Eine kleine Studie, die Mut macht

Ein Kommentar von Prof. em. Dr. Ulrike Lindequist

Prof. em. Dr. Ulrike Lindequist, Universität Greifswald, Pharmazeutische Biologie

Seit einigen Jahren wird Psilocybin, das als psychoaktiver Inhaltsstoff von Vertretern der Gattung Psilocybe und mehr als 100 weiteren Pilz­arten bekannt ist, wegen seines interessanten pharmakologischen Profils klinisch für verschiedene Einsatzgebiete, unter anderem bei der Alkohol- und Raucherentwöhnung, geprüft – trotz seiner bekannten halluzinogenen Eigenschaften. In der referierten Studie wurde Psilocybin erstmals bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer unipolarer therapieresistenter Depression untersucht. Die hohe Zahl von depressiven Patienten und die Tatsache, dass etwa ein Fünftel der Betroffenen auf die herkömmlichen Therapien nicht ausreichend anspricht, unterstreichen die Notwendigkeit der Entwicklung neuer antidepressiv wirksamer Arzneimittel. Auch wenn es sich um eine nicht kontrollierte Studie mit einer sehr geringen Zahl von nur zwölf Patienten handelt, sind die Ergebnisse ermutigend. Erstaunlich ist, dass die positiven antidepressiven Wirkungen von nur zwei Psilocybin-­Gaben bei den meisten Patienten auch noch nach drei Monaten nachweisbar waren. Trotz der bei den Patienten erwartungsgemäß beobachteten vorübergehenden psychischen Effekte (alle Patienten hatten Angstgefühle, einige litten unter milder Verwirrung, Kopfschmerzen und Paranoia) wird die Anwendung als sicher beschrieben. Folgestudien sollten eine größere Zahl von Patienten einschließen, über einen längeren Zeitraum als drei Monate laufen, Dosierung und Applikationshäufigkeit variieren und Begleitfaktoren, z. B. Erwartungshaltung, Vorgeschichte der Patienten und psychotherapeutische Maßnahmen, stärker berücksichtigen. Bei einer eventuellen therapeutischen Nutzung von Psilocybin müssen auf jeden Fall seine psychoaktiven Wirkungen beachtet werden. So wird eine Anwendung immer unter ärztlicher Kontrolle zu erfolgen haben, um beispielsweise durch Verwirrung bedingte Panik­reaktionen, wie sie nach missbräuchlicher Einnahme von „magic mushrooms“ beobachtet wurden, zu vermeiden.


Lesen Sie dazu auch den Beitrag "Helfen Zauberpilze gegen Depression?"

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