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Prisma
Spinnengift wirkt wie Reizdarm
Schlüssel für eine gezielte Therapie des Colon irritabile?
Chronische Bauchschmerzen, die ein häufiges Symptom des Colon irritabile sind, beruhen auf mechanischen Reizungen der Nerven: Wenn der Darm sich bewegt, was eine seiner Aufgaben beim Verdauungsprozess ist, löst er bei den Patienten Schmerzen aus. Um dem Mechanismus dieser Schmerzempfindung auf die Spur zu kommen, haben australische Forscher nach Substanzen gesucht, die auf chemischem Wege den gleichen Effekt erzielen wie die mechanischen Reizungen. Dazu verwendeten sie Gewebeproben von gesunden Mäusen und von Mäusen mit Reizdarm. Sie wurden fündig, als sie die Wirkung von Toxinen der westafrikanischen Vogelspinne Heteroscodra maculata testeten: Diese Toxine wirkten im Reizdarmgewebe viel stärker als im gesunden Gewebe. Die Forscher fanden auch die Ursache für diese Reaktion:
An der Schmerzempfindung sind spannungsabhängige Natriumkanäle (Nav) in peripheren Nervenzellen beteiligt, denn der Einstrom von Natriumionen (und Ca2+) baut das Aktionspotenzial auf, das den Impuls zum Rückenmark weiterleitet. Die Spinnentoxine wirken, indem sie am Natriumkanal-Subtyp Nav 1.1. angreifen. Wenn dieser Kanal geöffnet ist, verhindern die Toxine, dass er sich wieder schließt. Der Nerv bleibt „angeschaltet“ und gibt unablässig das Schmerzsignal weiter.
Genau dieser Subtyp Nav 1.1. verursacht auch bei Reizdarmpatienten die Bauchschmerzen; ihr Problem ist, dass sie zu viele Nav 1.1. besitzen. Ein Wirkstoff, der gezielt den Nav 1.1. schließt, könnte somit eine kausale Therapie des Colon irritabile ermöglichen. |
Quelle
Osteen JD, et al. Selective spider toxins reveal a role for the Nav1.1 channel in mechanical pain. Nature; Epub 6.6.2016
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